Linz: Dom-Feierstunde mit Scheuer im Gedenken an Franz Jägerstätter
Im Linzer Mariendom findet zu Christi Himmelfahrt (21. Mai) um 11 Uhr eine Feierstunde statt, in deren Mittelpunkt das Gedenken an den seligen Franz Jägerstätter (1907-43) steht. Gestaltet wird die Feierstunde im Stil eines Stundengebets von Mitgliedern des diözesanen Jägerstätter-Beirats und der Jägerstätter-Biografin Erna Putz. Bischof Manfred Scheuer leitet die Feier und hält auch die Predigt. Der Titel der Feier lautet: "In den Himmel? Nur mit den anderen! Mit Franz Jägerstätter zum Hochfest Christi Himmelfahrt". Der inhaltliche Akzent auf Jägerstätter ergibt sich daraus, dass der 21. Mai Jägerstätters Tauf- und Gedenktag ist. Der oberösterreichische TV-Sender LT 1 überträgt die Feierstunde live.
Franz Jägerstätter stand ab 1940 in regem brieflichem Austausch mit Frontsoldaten. Briefe von Verwandten wie von Rudolf Mayr, seinem Mitbruder im Dritten Orden des hl. Franziskus, geben Einblick in deren Erlebnisse und seelische Erfahrungen. Im Rahmen der Feier werden u. a. Auszüge aus dem Briefwechsel zwischen Franz Jägerstätter und Rudolf Mayr verlesen.
Bei der Feierstunde wird auch die Komposition für Mezzosopran und Orgel mit dem Titel "Der Friede sei mit Euch" erklingen. Es handelt sich dabei um die Vertonung eines Textes von Franz Jägerstätter durch Domorganist Wolfgang Kreuzhuber. Das Stück wurde im Oktober 2017 zum 10-Jahr-Jubiläum der Seligsprechung Jägerstätters in der Linzer Minoritenkirche uraufgeführt.
Geheimnis von Christi Himmelfahrt
Bischof Scheuer hat im Vorfeld des Festes Christi Himmelfahrt betont, dass Franz Jägerstätter durch sein Zeugnis den Menschen etwas vom Geheimnis dieses Festes erschließen könne. Scheuer:
Mit der Seligsprechung Franz Jägerstätters am 26. Oktober 2007 im Linzer Mariendom ist der Glaube verbunden, dass er bei Gott gut angekommen, im Himmel ist. Sie schließt auch ein, dass er uns mitnehmen will auf dem Weg in den Himmel.
Der Glaube an den Himmel stehe häufig unter dem Verdacht der Jenseitsvertröstung. Doch eigentlich sei genau das Gegenteil der Fall, so Scheuer. Franz Jägerstätter habe sich den Himmel als "etwas ganz Großes" vorgestellt, als "Friede und Freude ohne Ende". Jägerstätter habe aus der Hoffnung auf den Himmel gelebt. Diese Hoffnung auf den Frieden und auf die Gemeinschaft mit Gott habe ihm die Kraft gegeben, sich nicht abzufinden mit den Unrechtsverhältnissen, wie sie damals waren. "Der Himmel ist das genaue Gegenteil von Gleichgültigkeit und Resignation gegenüber Gewalt und Ungerechtigkeit", so Scheuer wörtlich und weiter:
Der Glaube an den Himmel war für Franz Jägerstätter ein Frühwarnsystem gegenüber Gefahren, war eine Stärkung des Immunsystems gegenüber tödlichen Viren. Er wollte den Frieden nicht auf das Jenseits verschieben, nicht Menschenwürde und Menschenrecht einem Gespensterreich überlassen, nicht die Liebe auf einen utopischen Zeitpunkt verlagern.
Jägerstätter habe aus der Verantwortung für die Seinen, aber auch für die anderen, für die Fremden und "Feinde", gelebt und entschieden. Er habe nicht nur das eigene Glück und Leiden, sondern auch das Glück und Leiden der anderen im Blick gehabt. Auch heute gebe es "unzählige wunde Stellen", so der Bischof: "Eine Welt, die blutet, in der gestritten, gelitten und gestorben wird, weltweit, wenn tausende Flüchtlinge aus Afrika auf dem Meer sterben oder nach lebensgefährlichen Überfahrten stranden, in Syrien oder Libyen, wenn Menschen, Frauen und Kinder gehandelt werden, hier bei uns, wenn Menschen an unheilbarer Krankheit, Überforderung und Vereinsamung leiden, in Depression und Sucht, Burn-out und massivem Mangel an Zeit, in Unversöhntheit, Streit und Neid. Hinschauen statt wegschauen lautet die Devise."
Österreich soll Flüchtlinge aufnehmen
Bei allen Bemühungen in der Corona-Pandemie dürften heute jene nicht vergessen werden, die oft übersehen oder verdrängt würden, mahnte Scheuer. Er verwies in diesem Zusammenhang u.a. auf die Menschen in den Flüchtlingslagern in Griechenland. Hier bestehe unmittelbarer Handlungs- und Entscheidungsbedarf. Scheuer:
Als einen Ausdruck gelebter Solidarität im Sinne 'erneuerter Normalität' ist es dringend notwendig, ein faires Kontingent an Flüchtlingen und Vertriebenen in absehbarer Zeit auch in Österreich aufzunehmen und zu versorgen.
Im Mai und im Juni werden an Sonn- und Feiertagen insgesamt 7 Feierstunden aus dem Linzer Mariendom auf LT1 übertragen. Das Format mit dem Titel "Sonntag im Dom" bzw. "Feiertag im Dom" ist jeweils um 11 Uhr auf LT1 und via Internet-Stream auf www.dioezese-linz.at zu sehen.
Quelle: kathpress