OÖ: Seelsorger warnen vor Spaltungstendenzen in Arbeitswelt
Die Betriebsseelsorge der Diözese Linz warnt vor einer Entwicklung in der Arbeitswelt, die zu einer weiteren Spaltung führt. Die Coronakrise wirke diesbezüglich wie ein Brennglas, so Michaela Pröstler-Zopf, Leiterin des Bereichs "mensch & arbeit" im Linzer Pastoralamt und der Betriebsseelsorge der Diözese Linz, in einer Aussendung der Diözese am Dienstag. Wer es "vor Corona" schwer hatte, gehöre auch jetzt zu den Gebeutelten. Pröstler-Zopf: "Entgegen der Tendenz von Entsolidarisierung und Privatisierung halten wir Seelsorgerinnen und Seelsorger es für nötig, als Gesellschaft existenzsichernde Bedingungen für alle zu schaffen - durch ein System einer gerechten Verteilung von Arbeit, Einkommen oder auch Bildung." Gute Arbeit sichere nicht nur den Lebensunterhalt, Menschen erlebten sich dadurch als sozial integriert, ihre Arbeit gebe ihnen Selbstbewusstsein und Sinn.
Die Katholische Kirche in Oberösterreich setzt seit vielen Jahren einen Akzent auf Seelsorge mit Menschen in der Arbeitswelt. Der Bereich "mensch & arbeit" des Pastoralamtes der Diözese Linz besteht aus der Katholischen Arbeitnehmerbewegung (KAB) und der Betriebsseelsorge sowie der dem Bereich angegliederten Bischöflichen Arbeitslosenstiftung und setzt sich mit Themen der Arbeitswelt auseinander. Die Betriebsseelsorger besuchen und begleiten Menschen in der Arbeitswelt.
Der Lockdown der letzten Wochen habe den gesamten Alltag gravierend verändert; mit unterschiedlichsten Auswirkungen auf die Arbeitswelten der Menschen. "Viele können oder dürfen nicht mehr arbeiten gehen, sind arbeitslos, freigestellt oder in Kurzarbeit, andere werden mehr denn je gebraucht und müssen 'einihackln' bis zum Anschlag - und darüber hinaus", so Pröstler-Zopf. Betriebsseelsorger und Referenten der KAB versuchten die Menschen in dieser schwierigen Phase zu begleiten.
Dabei seien genaues Hinhören und Nachfragen sowie Wertschätzung wichtig. Pröstler-Zopf erinnerte in diesem Zusammenhang daran, dass die sogenannten systemrelevante Berufe vor allem am Anfang viel Lob erhalten hätten. Aber: "Dieser Applaus wird zur Ironie, wenn weder Rahmenbedingungen noch Entlohnung dem gesellschaftlichen Wert dieser Arbeit entsprechen."
Auch das derzeit viel gelobte Modell des Home-Office müsse differenziert betrachtet werden und sei vor allem für viele Frauen ein extremer Kraftakt. Pröstler-Zopf: "Die Illusion von gleichen Chancen und Rechten zwischen den Geschlechtern löst sich gerade in Luft auf."
Mehr dazu auf: www.mensch-arbeit.at
Quelle: kathpress