Wien: Messe im Gedenken an Leopold Figl
Wenn Österreich des Weltkriegsendes und der Befreiung vor 75 Jahren gedenkt, dann ist damit auch die Erinnerung an Leopold Figl verbunden. Die Befreiung Wiens durch die Rote Armee im April 1945 rettete Figl von der bereits von den Nazis geplanten Exekution. 20 Jahre später und fast auf den Tag genau zehn Jahre nach Unterzeichnung des Staatsvertrags verstarb der große österreichische Staatsmann am 9. Mai 1965. Anlässlich seines Todestages vor 55 Jahren findet daher am Samstag ein Gedenkgottesdienst in der Wiener Franziskanerkirche statt, der vom Rosenkranz-Sühnekreuzzug (RSK) vorbereitet wird.
Aufgrund der Corona-Situation muss der Gottesdienst hinter verschlossenen Türen gefeiert werden, die Feier wird jedoch von Radio Maria ab 15.15 Uhr live übertragen (www.radiomaria.at). Am Gedenkgottesdienst wird Anneliese Figl, Tochter des Verstorbenen, teilnehmen, sowie dessen Großneffe Markus Figl, Bezirksvorsteher der Inneren Stadt, der mit persönlichen Erinnerungen an Leopold Figl zu Wort kommen wird.
Katholik und Politiker
Die Lebensgeschichte des tiefgläubigen Katholiken ist eng mit den Schicksalstagen Österreichs verbunden. Der christlichsoziale Politiker wurde als prominenter Funktionär des Ständestaates schon am 12. März 1938 verhaftet und mit dem sogenannten Prominententransport vom 1. April 1938 in das KZ Dachau gebracht. "Vergiss nicht, der Herr ist auferstanden!", mit diesem Gruß versuchte Figl seine deprimierten Kameraden am ersten Ostermorgen 1938 im KZ Dachau aufzurichten, wie der Zeithistoriker Helmut Wohnout festgehalten hat.
Nach fünf Jahren im KZ wurde Figl am 8. Mai 1943 entlassen, aber schon ein Jahr später schien sein Leben besiegelt: Er wurde am 8. Oktober 1944 neuerlich verhaftet und ins KZ Mauthausen verbracht. Angeklagt des Hochverrats war seine Hinrichtung beschlossene Sache und nur mehr eine Frage der Zeit. Allein dem raschen Vorrücken der Roten Armee war es zu verdanken, dass Figl am 6. April 1945 aus dem Wiener Landesgericht entlassen wurde.
Bereits wenige Tage später wurde Figl zum Mitbegründer der ÖVP und war dann ab 27. April 1945 als Staatssekretär Mitglied der provisorischen Staatsregierung unter Karl Renner. Am 20. Dezember 1945 wurde Figl schließlich zum ersten Bundeskanzler der Zweiten Republik gewählt. In diesem Amt und dann ab 1953 als Außenminister war sein politisches Hauptziel die Wiedererlangung der vollen Freiheit und Souveränität des von den Alliierten besetzten Österreichs.
In diesen Jahren war Figl schon unter den frühen Mitgliedern des Rosenkranz-Sühnekreuzugs, einer vom Franziskanerpater Petrus Pavlicek 1947 gegründeten Gebetsbewegung. Figl war zeitlebens davon überzeugt, dass die Freiheit Österreichs nicht nur durch politisches Geschick, sondern auch durch das Gebet erreicht werden könne. Zeugnis davon sind die Bilder von marianischen Lichterprozessionen über die Wiener Ringstraße mit hunderttausenden Teilnehmern und Bundeskanzler Julius Raab sowie Außenminister Leopold Figl an der Spitze. Zehn Jahre nach Kriegsende konnte Figl nach Unterzeichnung des Staatsvertrags am 15. Mai 1955 die lang ersehnten Worte sprechen: "Österreich ist frei."
Quelle: kathpress