Muslime in finanziellen Nöten: Bischof Scheuer zeigt Verständnis
Der Linzer Bischof Manfred Scheuer hat in einem Schreiben an die Islamische Glaubensgemeinschaft Oberösterreich die Bedeutung des Fastenmonats Ramadan für die Muslime unterstrichen. Zugleich hat er in dem Schreiben das Bemühen der Christen hervorgehoben, gerade in dieser Zeit die Beziehungen zu den Muslimen zu intensivieren. Und der Bischof zeigt Verständnis für die finanziellen Probleme, mit denen viele Moscheen im Land durch die Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie zu kämpfen haben. - Wegen fehlender Spenden aus den Freitagsgebeten und nun im Ramadan aus den täglichen Gebeten stehen viele Moscheen vor dem finanziellen Ruin. - Das Schreiben des Bischofs wurde von der Diözese Linz am Sonntag veröffentlicht.
Der Fastenmonat Ramadan sei zentral für den Islam, auf persönlicher, familiärer und sozialer Ebene. Es sei eine "Zeit der spirituellen Heilung und des Wachstums, eine Zeit des Teilens mit den Armen, eine Zeit, die Bande mit Verwandten und Freunden zu stärken", schreibt Bischof Scheuer. Für die Christen sei es "eine bevorzugte Zeit, die Beziehungen zu Euch zu stärken und, wo es auch möglich ist, einen Iftar mit Euch zu teilen", so Scheuer: "Ramadan und Id al-Fitr sind spezielle Gelegenheiten, die Brüderlichkeit zwischen Christen und Muslimen zu stärken." - Heuer können die Muslime das tägliche Iftar-Fastenbrechen nach Einsetzen der Dunkelheit nur im engsten Familienkreis zu Hause begehen. Das große Fest Id al-Fitr markiert das Ende des Fastenmonats Ramadan. (Heuer am 24. Mai.)
Gebet und Gastfreundschaft
Für Christen und Muslime seien Kirchen und Moscheen Orte des Gebets und der Gotteserfahrung, aber auch der geistlichen Gastfreundschaft, "wo Gläubige von anderen Religionen an Zeremonien wie Hochzeiten, Begräbnissen und Gemeinschaftsfesten teilnehmen", so Scheuer und weiter: "Sie tun es in der stillen Teilnahme und im Respekt vor der jeweils anderen Glaubensgemeinschaft und sind dankbar für die gewährte Gastfreundschaft." Diese Praxis der Gewährung von Gastfreundschaft bezeuge das Gemeinsame zwischen den Gläubigen der unterschiedlichen Religionen ohne die Unterschiede zu negieren oder zu minimieren.
Er wünsche allen Muslimen im Namen der Katholischen Kirche in Oberösterreich trotz aller Beschränkungen einen spirituell fruchtbaren Ramadan und ein freudiges Id al-Fitr, so Bischof Scheuer. Im Besonderen hoffe er sehr, "dass Sie Ihre Moscheen und Gebetsräume retten und erhalten können".
"Frieden zwischen den Religionen"
Der Linzer Bischof verweist in seinem Schreiben auf Papst Franziskus, der bei seinem Besuch der Heydar Aliyev Moschee in der Aserbaidschanischen Hauptstadt Baku am 2. Oktober 2016 sagte: "Wenn wir uns an diesem Ort des Gebets in brüderlicher Freundschaft treffen, so ist das ein kraftvolles Zeichen, das den Frieden und die Harmonie zwischen den Religionen zeigt, basierend auf persönlichen Beziehungen und auf dem guten Willen der verantwortlichen."
Im Zusammenhang mit Angriffen auf Kirchen, Moscheen und Synagogen durch geisteskranke Personen, die heilige Orte zum privilegierten Ziel ihrer "blinden und sinnlosen" Gewalt machen, erinnert der Bischof an das von Papst Franziskus und dem Großimam der Kairoer Al-Azhar-Universität, Ahmad Al-Tayyeb, in Abu Dhabi am 4. Februar 2019 unterzeichnete Dokument "Human Fraternity for World Peace and Living Together". Darin heißt es u.a. wörtlich:
Der Schutz von Heiligen Ort, Synagogen, Kirchen und Moscheen ist eine Pflicht, die garantiert wird durch die Religionen selbst, durch menschliche Werte, durch Gesetze und internationale Verträge. Jeder Angriff auf Heilige Orte durch gewaltsame Beschädigung, durch Bomben oder Zerstörung, widerspricht fundamental den Grundwerten der Religionen wie auch dem internationalen Recht.
Bischof Scheuer gibt seiner Hoffnung Ausdruck, "dass gegenseitiger Respekt und Zusammenarbeit die Bande ehrlicher Freundschaft stärken und unsere Gemeinschaften befähigen wird, die Heiligen Orte zu sichern, um auch für kommende Generationen das fundamentale Menschenrecht der Religionsfreiheit zu garantieren".
Quelle: kathpress