Statistik 2019: Zahl der Ordensleute nimmt weiter leicht ab
Die Zahl der Ordensangehörigen in Österreich ist weiter leicht rückläufig. Das geht aus einer aktuellen Statistik hervor, die die Österreichische Ordenskonferenz am Montag veröffentlichte. Mit Stichtag 31. Dezember 2019 gab es demnach in Österreich 4.691 Ordensleute. Das bedeutet einen Rückgang von rund fünf Prozent im Vergleich zum Jahr davor (4.924). In Österreich gibt es 106 Frauenorden mit insgesamt 3.047 Schwestern sowie 86 Männerorden mit 1.234 Ordenspriestern und 374 Ordensbrüdern (gesamt 1.617). Die Zahl der Ordensmänner ging damit im Vergleich zum Jahr davor um ca. drei Prozent zurück, bei den Frauen sind es sechs Prozent.
Die Hauptursache für den Rückgang liegt in der Altersstruktur der Ordensangehörigen, vor allem bei den Frauenorden: 62 Prozent der Ordensschwestern sind mindestens 75 Jahre alt. Zum Vergleich: Bei den Männerorden liegt der Anteil in dieser Altersgruppe bei 29 Prozent.
Der Salzburger Erzabt Korbinian Birnbacher hat in einer Video-Pressekonferenz am Montagnachmittag in der Erzabtei St. Peter die aktuellen Zahlen präsentiert. Zum einen gebe es nichts zu beschönigen, zum anderen solle man die Zahlen aber auch nicht überbewerten. "Ich blicke bei allem erkennbaren Wandel und zahlenmäßigem Rückgang optimistisch in die Zukunft der Ordensgemeinschaften", so der Erzabt wörtlich. Es komme nicht auf die Größe an, "wenn wir der Kraft des Evangeliums vertrauen", so Birnbacher. Wohl sei es aber nötig, aus den vorliegenden Zahlen die richtigen Schlüsse zu ziehen. Birnbacher ist der Vorsitzende der Österreichischen Ordenskonferenz.
Der Erzabt von St. Peter äußerte sich zum Rückgang von 233 Ordensleuten:
Es handelt sich dabei nicht um nackte Zahlen, sondern um 233 konkrete Menschen, Schwestern und Brüder in Ordensgemeinschaften, die ihre Berufung gelebt und ihr bis zum Tod treu geblieben sind.
Hoffnungsvoll stimmten ihn die Zunahmen an ewigen Gelübden und steigenden Priesterweihen, so Birnbacher:
Als Ordensleute gehören wir zur kirchlichen Gattung der Propheten, der Mut-Macher und der Hoffnungs-Träger, die schon immer rar waren.
Sr. Franziska Bruckner, zweite Vorsitzende der Ordenskonferenz, sprach die Statistik in einer Aussendung ebenfalls betont nüchtern an. Die Zahlen würden eine Entwicklung widerspiegeln, die in West- und Mitteleuropaweit ähnlich verlauft. Die Zahl der Ordensleute gehe zurück, das Durchschnittsalter der Orden werde höher, die Werke der Ordensgemeinschaften würden aber zugleich in unterschiedlichen Formen für die Zukunft fit gemacht.
Bildung, Gesundheit, Seelsorge
Die aktuellen Zahlen verdeutlichen die Bedeutung der Orden u.a. im Bildungsbereich: 52.118 Schülerinnen und Schüler besuchten 2019 eine Ordensschule. Eine Entwicklung im Bereich der Ordensschulen schrieb sich dabei auch 2019 fort. Die Anzahl der in direkter Trägerschaft der Orden stehenden Schulen nahm leicht ab: von 43 auf 39. Die Anzahl der Schulen in Trägerschaft von Schulvereinen hat sich nicht wesentlich verändert, während die Vereinigung der Ordensschulen Österreich (VOSÖ) deutlich von 26 auf 35 Ordensschulen wuchs. In den Kernbereichen Bildung, Seelsorge und Gesundheit ist die Zahl der Ordensleute, die dort ihren Dienst versehen, stabil geblieben. So wirkten 2019 in den 23 Ordensspitälern 262 Ordensmänner und -frauen, in den Schulen und Bildungseinrichtungen 267 und in der Pfarrseelsorge 1.084 Ordensleute.
Birnbacher hob bei der Pressekonferenz zudem die Leistungen der Orden im Bereich der Kunst und Kultur hervor, die sich nicht beziffern lassen würden. Hinsichtlich der Ordensschulen verwies er auf die Hilfsaktion "#ordentlich lernen": An den Ordensschulen werden derzeit gebrauchte Laptops gesammelt, die dann aufbereitet und an jene Schüler weitergegeben werden, die dringend Bedarf haben. Die Initiative versuche, "einen Beitrag zu leisten, damit Bildung in dieser herausfordernden Zeit für alle möglich bleibt und wir somit allen eine gemeinsame gute Zukunft ermöglichen", so Birnbacher.
Der Vorsitzende der Ordenskonferenz dankte auch allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in den Ordenskrankenhäusern, die im Einsatz gegen das Coronavirus stehen. Auch die vielen Menschen im Land, die durch die Corona-Maßnahmen in wirtschaftliche Existenznöte geraten sind, bräuchten besondere Unterstützung. Birnbacher: "Wir können nur gemeinsam dieses Virus besiegen." - Auch Sr. Franziska Bruckner schlug hinsichtlich der Pandemie in ihrer Aussendung in die gleiche Kerbe.
Eintritte und Priesterweihen
18 Ordensmänner legten 2019 ihr ewige Profess ab und banden sich damit endgültig an ihre jeweilige Ordensgemeinschaft. Das ist um einer mehr als 2018. Bei den Frauenorden gab es 17 ewige Gelübde und damit gleich um 13 mehr als im Jahr davor. - Eine Entwicklung, die Birnbacher wie Bruckner zuversichtlich stimmte. Bruckner hob die Bedeutung dieses Schritts der "ewigen Profess" hervor:
17 Frauen haben im abgelaufenen Jahr versprochen, sich für ihr ganzes Leben an die von ihnen gewählte Ordensgemeinschaft zu binden. Um sich 'auf ewig' einer Gruppe von Ordensfrauen anzuschließen, bedarf es einer starken und mutigen Persönlichkeit und einer gediegenen Ordensausbildung.
Während die Zahl der ewigen Professen gestiegen ist, ist jene der Ordenseintritte ins Noviziat hingegen gesunken. Die Männerorden verbuchten 19 Eintritte (2018: 25), die Frauenorden 16 (2018: 18).
Ebenfalls in der Statistik enthalten ist eine Vorschau auf die wahrscheinlich anstehenden Priesterweihen in den Orden - mit einer erfreulichen Entwicklung. Demnach ist 2020 mit 18 neuen Ordenspriestern zu rechnen, 2018 wurden 10 Ordensmännern zu Priestern geweiht.
(Infos: www.ordensgemeinschaften.at)
Quelle: kathpress