Bischof Scheuer zu öffentlichen Messen: "Hoffnungsvoller Anfang"
Der Linzer Bischof Manfred Scheuer hat die Möglichkeit zu öffentlichen Gottesdiensten ab 15. Mai als "hoffnungsvollen Anfang" bezeichnet, zugleich aber auch vor überzogenen Erwartungen gewarnt. "Wir sind noch weit davon entfernt, unser Glaubensleben ohne Einschränkungen zu verwirklichen", schreibt er in einem am Freitag veröffentlichten Brief an die Gläubigen seiner Diözese. Deshalb wolle er dazu ermutigen, "die in den letzten Wochen geübte Vielfalt an gottesdienstlichen und gemeinschaftlichen Ausdrucksformen des Glaubens beizubehalten". Kirche sei auch in diesen Formen lebendig und erfahrbar: "in der Feier der Hauskirche in den Familien, durch die Präsenz in den sozialen Medien, durch Zeichen der Aufmerksamkeit für ältere Menschen, die allein in ihren Wohnungen sind".
Es werde weiterhin Gottesdienstübertragungen in Rundfunk und Fernsehen geben. Der Notstand habe eine beeindruckende, großzügige Solidarität ausgelöst. Ein hohes Maß an caritativer Solidarität werde zudem auch weiterhin notwendig sein. Und: "Ich bitte weiterhin um die Verbundenheit im Gebet."
Es sei ihm bewusst, so Bischof Scheuer, "dass das absolute Zurückschrauben des Gemeinschaftslebens, der Verzicht auf öffentliche Gottesdienste und auf den Empfang der Sakramente für alle Gläubigen eine große Belastung ist". Umso mehr habe dieses Opfer offensichtlich Früchte getragen: Mit den Einschränkungen der letzten Wochen sei ein wesentlicher Beitrag dazu geleistet worden, die Ausbreitung des Virus einzudämmen und eine höhere Sterberate zu verhindern. "Dieser Verzicht ist ein solidarischer Akt der Nächstenliebe. Dafür möchte ich mich ausdrücklich bedanken!", so der Bischof wörtlich.
Bei aller Hoffnung auf eine fortschreitende Öffnung des kirchlichen Lebens müsse man aber auch realistisch bleiben. Einerseits sei nicht auszuschließen, dass manches wieder zurückgenommen werden muss, sollten sich die Viruserkrankungen erneut exponentiell häufen. Zum anderen würden sich die Gottesdienste und kirchlichen Versammlungen auch nach dem 15. Mai erheblich vom gewohnten Bild unterscheiden, betont Bischof Scheuer:
Die Beherzigung sämtlicher in Abstimmung mit den Behörden zu treffenden Vorsichtsmaßnahmen wird nach wie vor eine ungewöhnliche Atmosphäre schaffen. Es wird auch weiter eine gewisse Bereitschaft zum Verzicht vorausgesetzt werden müssen.
Er hoffe zudem aber sehr, so der Linzer Bischof, "dass nach dieser schweren Zeit ein vertieftes gemeinsames Glaubensleben erfahrbar ist". Mit den ab Mitte Mai geltenden neuen Möglichkeiten mache man einen weiteren Schritt darauf zu.
Feldkirch: Idee für Kommunionempfang
In der Diözese Feldkirch arbeitet die Diözesanleitung bereits mit mehreren Priestern und Pastoralassistenten an konkreten Regeln für die Gottesdienste, wie die "Vorarlberger Nachrichten" am Freitag berichteten. Die Kirche stehe weiterhin für alle offen, so Bischof Benno Elbs. Leider brauche es bei öffentlichen Gottesdiensten aber Beschränkungen. Die Alternative wäre, gar keine öffentlichen Gottesdienste abzuhalten. Aber: "Das ist keine Alternative", so der Bischof.
Elbs: "Ziel ist, dass es die Möglichkeit der Kommunion geben wird." Es gebe verschiedene Ideen dazu. Vielleicht lege man die Hostie ab und die Gläubigen holen sie. Der Mindestabstand zum Priester sei schließlich einzuhalten. Der Handschlag beim Friedensgruß werde ersetzt: "Vielleicht zeigt man ihn durch eine Verneigung", meinte der Bischof.
Die Seelsorgearbeit bleibe aufrecht, erklärte Elbs. Er habe viel mit Menschen telefoniert oder sich mit ihnen via Videokonferenz getroffen, bei Bedarf auch in der Kirche: "Dann sind wir zehn Meter auseinander gesessen und konnten reden."
Die Krise hat die Kirche erfinderisch gemacht. Viele hätten neue Wege gesucht, ihren Glauben zu leben, etwa in der Hausliturgie, hob der Bischof zudem hervor. Gleichzeitig habe die Kirche ihren großen digitalen Spielraum entdeckt: "Es gab unzählige Livestreams." Die wird es wohl auch künftig geben, denn künftig müssen bei öffentlichen Gottesdiensten pro Person 20 Quadratmeter des Gebetsraums zur Verfügung stehen. Im Feldkircher Dom, können demnach laut "Vorarlberger Nachrichten" maximal 42 Personen gemeinsam Gottesdienst feiern.
Lackner: "Versuchen, niemanden auszuschließen"
Der Salzburger Erzbischof Franz Lackner hat in den "Salzburger Nachrichten" (Freitag-Ausgabe) laut darüber nachgedacht, dass es aufgrund der beschränkten Teilnehmerzahl bei Gottesdiensten künftig auch mehr Messen geben könnte. Der Salzburger Dom hat eine Fläche von rund 3.000 Quadratmetern. Zu einer Messe werden demnach ab 15, Mai 150 Menschen zugelassen sein. "Sollten darüber hinaus Menschen kommen und nicht reindürfen, dann kann ich mir vorstellen, dass es auch zusätzliche Messen geben wird", versicherte Lackner den "Salzburger Nachrichten". "Wir werden versuchen, niemanden auszuschließen." Lackner sprach von einem "ersten Schritt in Richtung Normalisierung des gläubigen Lebens", dem hoffentlich bald ein zweiter Schritt werde folgen können.
Lackner: "Die vergangene Zeit war für uns alle ein großes Opfer, das wehtut und wehgetan hat." Zugleich sah der Erzbischof aber auch Positives: "Das Denken und Fühlen über die Kirche ist nun aber wachgerüttelt worden und künftig werden wieder mehr Menschen den Weg in die Kirche finden."
Quelle: kathpress