Bischöfe: Ostern will Augen öffnen und Welt-Bejahung
"Ostern will uns die Augen öffnen, nicht für das Augenscheinliche, sondern für das Verborgene, Verdrängte und Vergessene." Das unterstrich Erzbischof Franz Lackner bei seiner Predigt am Ostersonntag im fast leeren Salzburger Dom und sagte: "Der große Vergessene unserer Zeit ist wohl Gott selbst. Der Blick nach oben fällt generell schwer." Ostern öffne auch die Augen für den Nächsten und die oft übersehene Leiden von Kranken, Arbeits- und Hilflosen ohne Zukunftsperspektiven, so der Salzburger Metropolit, der ausdrücklich auf die "Heimatlosen und Flüchtlinge in den heillos überfüllten Lagern an den Rändern und Grenzen Europas" hinwies. "Was wird sein, wenn dort das Virus in voller Wucht ausbricht? Sorglos Auferstehung feiern ist - mit Papst Franziskus gesprochen - nur in einer Ich-Religion möglich", so Lackner.
"Ostern könnte uns durch die überraschende Begegnung mit dem Auferstandenen befähigen, den zerstörerischen Wettlauf unserer Zeit zu beenden - den Wettkampf um das Immer-Mehr, Immer-Schneller, Immer-Besser, Immer-Erfolgreicher." Das sagte Bischof Hermann Glettler bei der Messe im Innsbrucker Bischofshaus, die am Ostersonntag von ORF Radio Tirol übertragen wurde. Im Blick auf den im Evangelium berichteten Wettlauf der beiden Jünger zum Leeren Grab plädierte der Bischof für einen Wettlauf um die besten Ideen und kreativsten Lösungen für eine zukunftsfitte Gesellschaft angesichts der soziale und menschliche Herausforderungen. Auch sollte ein österlicher Wettlauf gestartet werden "zur Achtung der Würde aller Menschen - unabhängig davon, ob sie fit, tüchtig und willensstark oder doch beladen, behindert, fremd, belastet, krank und verloren sind".
Ostern meine die Begegnung mit dem Auferstandenen, der jeden beim Namen kenne und anspreche. Diese Begegnung befreie vom gefährlichen Kreisen um die eigenen Befindlichkeiten, Selbstgefälligkeiten und unzähligen Egoismen. "Ostern heißt die Welt bejahen. Der Glaube an die Auferstehung gibt uns eine neue Standfestigkeit, eine neue Mitte innerhalb der vielen, oft mühsamen Kehrtwendungen und Drehungen des Lebens", so Glettler.
Für Bischof Josef Marketz ist die Auferstehung Jesu Christi eine Botschaft der Freude und die Zusage der Gegenwart Gottes. Der Auferstandene sei, so der Kärntner Bischof, "bei den Menschen zu Hause, beim Arbeiten, in den Gesprächen, im Alltag, auch im Leiden des Karfreitags und in der schmerzenden Leere des Karsamstags". Gott gehe mit den Menschen durch das Leben und darüber hinaus über die Schwelle zu neuem Leben. "Christus hat den Tod besiegt, und das ist Anlass zur Freude", so Bischof Marketz bei der nicht öffentlichen Osternachtliturgie im geschlossenen Klagenfurter Dom, die via Livestream übertragen wurde.
Der Kärntner Bischof rief dazu auf, "sich gerade in der aktuellen Zeit nicht vor neuen Herausforderungen, nicht vor dem Alter, vor Krankheit oder Einsamkeit zu fürchten". Mit Blick auf das Auferstehungsgeschehen im Matthäus-Evangelium ermutigte Marketz dazu, nach schwierigen Zeiten wie die Frauen aus Galiläa am leeren Grab Jesu "eine Neuausrichtung des Lebens zu wagen und sich voller Hoffnung neuen Aufgaben zu widmen".
Quelle: kathpress