
Wiener Dompfarrer: Leere Kirchenbänke bekümmern mich nicht mehr
Dompfarrer Toni Faber nimmt derzeit eine verstärkte Suche vieler Menschen nach einem "Wort der Hoffnung, des Trostes und der Stärkung" wahr. Dies treffe erst recht zu in den als "sehr reduziert wahrgenommenen Gottesdiensten", die derzeit via Livestream, Fernsehen oder Radio übertragen werden und für die Gläubigen die einzige Möglichkeit der Teilnahme an einer Messfeier bedeutet, erklärte der Leiter der Wiener Dompfarre in einem Gastbeitrag der "Presse am Sonntag". Er habe in den vergangenen Wochen gelernt, "besser mit rein medial ausgestrahlten Gottesdiensten umzugehen und mich nicht um die leeren Kirchenbänke zu kümmern", berichtete der weitbekannte Priester.
Beim Palmsonntags-Gottesdienst im Stephansdom mit Kardinal Christoph Schönborn hatten via ORF2 und ZDF fast zwei Millionen Menschen zugesehen, wobei jedoch wegen der Corona-Schutzbestimmungen keine Gläubigen in den Dom gelassen werden durften. Das verordnete Versperren der Türen sei zwar "ein Wahnsinn für rein dogmatisch gesinnte Superkatholiken", bemerkte Faber. Die Kirchen sähen sich aber "im Dienst am Leben" und würden durch das Mittragen der Regierungsmaßnahmen beitragen, "dass Leben geschützt und gerettet werden kann" - mit dem Ergebnis: "Heuer halt ohne ein fettes Hochamt."
Er selbst sei in diesen Tagen "aufs Höchste gefordert", sagte Faber. Bei seinen meist penibel vorbereiteten Livestream-Messen versuche er, "ganz fokussiert zu sein" auf viele Menschen, die unbemerkt - "gleichsam hinter all den Kirchensäulen" - auf Worte warteten, die Hoffnung vermittelten. "Und die Bibel ist voll von Hoffnungsgeschichten", betonte der Dompfarrer.
Umgekehrt sei Osterfreude auch im Alltag spürbar - und zwar nicht nur als "Stimmung wie Wonne, Freude und Eierkuchen": Sei dies derzeit die Freude bei Telefonaten, "wenn auf die so gebräuchliche Frage, 'Wie geht's?', ein 'Danke, wir sind eh alle gesund!' kommt", so hoffe auf eine Verstärkung, "wenn die vielen, die jetzt in Kurzarbeit sind oder ihren Job ganz verloren haben, durch die Hilfsmaßnahmen hoffentlich bald wieder in einer hochgefahrenen Wirtschaft neu durchstarten können und die vielen EPU und KMU wirklich ein Licht am Ende des Tunnels erkennen und auch erleben können".
Dompfarrer Toni Faber feiert derzeit täglich um 12 Uhr mittags einen Gottesdienst im Wiener Stephansdom, der von "Radio Klassik Stephansdom" sowie im Livestream unter www.radioklassik.at übertragen wird. Darüber hinaus behandelten im Fernseh- und Radioprogramm des ORF allein in den ersten beiden Aprilwochen über 30 Programmpunkte den Stephansdom, anlässlich der Kar- und Ostertage sowie des 75-jährigen Brandes des Wiener Wahrzeichens.
Quelle: kathpress