Wiener Theologe: Ostern kann man nicht ausfallen lassen
Die Feierlichkeiten rund um Ostern finden heuer in einer Ausnahmesituation statt. Das Osterfest jedoch ausnahmsweise kurzfristig auf einen späteren Sonntag zu verschieben, "lässt sich aber realistisch nicht durchführen", erklärte der Wiener Liturgiewissenschaftler Hans-Jürgen Feulner gegenüber Kathpress.
Wir sind natürlich in einer Ausnahmesituation - kirchlich wie gesellschaftlich. Soweit ich es sehen kann, sind aber in der uns greifbaren Kirchengeschichte die Osterfeiern nie ausgefallen.
Da die Mitfeier in der Kirche für den Großteil der Katholikinnen und Katholiken nicht möglich ist, spiele die sogenannte "Kirche zu Hause" ("Hauskirche") eine entscheidende Rolle: "Ich denke hierbei zunächst nicht nur an die vielen Übertragungen von Gottesdiensten und Gebetszeiten im Fernsehen, im Radio und im Internet, aber man kann und sollte außerdem auch zu Hause beten und singen und versuchen, einige der rituellen Zeichen der Heiligen Woche zu Hause zu vollziehen", so Feulner.
Das Mitfeiern einer Eucharistiefeier am Fernseher oder per Smartphone wolle und könne natürlich die physische Teilnahme am gottesdienstlichen Geschehen grundsätzlich nicht ersetzen. Aber obwohl Liturgie von ihrem Wesen her eine lebendige gottesdienstliche Feier sei und daher die räumliche Anwesenheit einer ganz konkreten Feiergemeinde erfordert, "ist es in dieser Zeit sicherlich legitim, dass die Gläubigen an den medial übertragenen Gottesdienstfeiern am Palmsonntag und während des 'Triduum Sacrum' so gut und würdig es geht daheim teilnehmen und sich im Gebet geistig verbunden fühlen mit den vielen anderen, die zur gleichen Zeit woanders in ähnlicher Weise feiern", so Feulner. Wichtig sei dabei, dass es wirkliche Live-Übertragungen sind und dass man zu Hause die Gottesdienste auch wirklich mit Leib und Seele mitfeiert, das bedeute zum Beispiel auch die entsprechenden liturgischen Haltungen einnimmt, wo es möglich ist.
Die von der Österreichischen Bischofskonferenz erlassenen liturgischen Richtlinien hält Feulner für hilfreich und notwendig. Über die konkreten Adaptionen für die Festtage der Karwoche könne im Detail aber noch diskutiert werden. Wichtig ist ihm vor allem der Passus über die mit den Priestern mitfeiernden wenigen Menschen: Diese seien, wie auch die Bischofskonferenz schreibt, weder "Auserwählte" noch "heiliger Rest".
Dass die Austeilung der Kommunion nicht möglich ist, sei für die Gläubigen gewiss besonders tragisch. Mit Kardinal Christoph Schönborn empfiehlt Feulner deshalb unter den gegebenen Umständen die sogenannte "geistliche Kommunion". Das bedeute den Empfang des Leibes Christi durch das innere Verlangen nach Jesus Christus im Gebet und die dadurch entstehende geistliche Gemeinschaft der Kirche.
Quelle: kathpress