Bischöfe am Palmsonntag: In Krisenzeiten hilft Blick auf Jesus
"Das Aufeinanderschauen ist jetzt Gebot der Stunde. Es sollte aber auch das Leben nach der Coronakrise prägen": Das hat der des Eisenstädter Diözesanbischof Ägidius Zsifkovics am Palmsonntag in seiner Predigt im Martinsdom betont. In Krisenzeiten wie der gegenwärtigen Pandemie sei das Durchhalten gesellschaftlicher Auftrag, "und vielleicht kann uns da gerade der Blick auf Jesus, den Gekreuzigten und Auferstandenen, helfen", sagte der Bischof. Auch andere Bischöfe - Josef Marketz in Klagenfurt und Wilhelm Krautwaschl in Graz - unterstrichen in ihren Palmsonntagspredigten, dass Gottes Nähe auch in Zeiten verordneter Isolation spürbar bleibt und der Glaube gerade in Krisenzeiten eine wichtige Stütze darstellt.
Das bewusste Hinschauen auf Jesus sei mehrfach wichtig, führte Bischof Zsifkovics aus:
Wenn wir in den eigenen engen Räumen keine Luft zum Atmen haben. Wenn Traurigkeit und Einsamkeit groß sind. Wenn wir auf den gemeinsamen Gottesdienst verzichten müssen und uns - hoffentlich in unserer Wohnung - zur Hauskirche versammeln.
Es sei aber auch hilfreich, wenn jemand zu einer Risikogruppe gehört und voll Angst vor der heimtückischen Covid-Krankheit sei, ebenso beim Verlust des Arbeitsplatzes, in einer Beziehungskrise oder "wenn wir keinen Sinn mehr in diesem Leben sehen", ergänzte Bischof Zsifkovics.
Zsifkovics rief auf, das in Leiden, Tod und Auferstehung Jesu offenbar gewordene Mysterium der Liebe Gottes zu betrachten. Es gehe dabei um eine andere Form der Logik als jene, die nach menschlichem Maßstab vernünftig wäre. "Die Logik Gottes ist nicht konsumorientiert und wohl auch nicht mehrheitsfähig. Die Logik Gottes macht berührbar und verletzlich. Sie liefert sich ganz aus, in der Hingabe des eigenen Lebens", sagte Zsifkovics vor dem Hintergrund der biblischen Passionsgeschichte. "Wir hören das Hosanna des Palmsonntags, das 'Kreuzige ihn!' des Karfreitags. Wir hören aber auch das österliche Halleluja", sagte der Bischof im Blick auf die vielfältigen Erschütterungen durch die Krise und die Hoffnung, dass sie enden werden.
Die Messfeier am Palmsonntag im Martinsdom der Landeshauptstadt feierte Zsifkovics ohne Konzelebranten; nur für Kantor, Ministrant und Assistenz war wegen der strengen Beschränkungsregelungen der Zugang in das Gotteshaus möglich.
Marketz: Palmzweige "Zeichen des Lebens"
Mit dem Palmsonntag beginne die Karwoche und mit ihr die Einladung, "Gottes Gegenwart in unserer Welt zu entdecken - in der großen und in der kleinen, in der jubelnden und in der leidenden". Das sagte der Kärntner Diözesanbischof Josef Marketz bei der gemeinsam mit Dompfarrer Peter Allmaier gefeierten Messe im Klagenfurter Dom. Sie fand mit Segnung der Palmzweige unter Einhaltung der behördlichen Vorgaben ebenfalls im kleinsten Kreis statt und wurde via Livestream (www.kath-kirche-kaernten.at/domklagenfurtlive) übertragen.
Auch wenn heuer Gottesdienste in der Karwoche nicht in gewohnter Weise gefeiert werden können, so zeigt die Heilige Woche laut Marketz doch exemplarisch, dass Gott überall gegenwärtig sei - "im Jubel und im Erfolg, in der Gemeinschaft, im Leid, in der Trauer, im Tod und darüber hinaus". So wie Jesus auf seinem Leidensweg, so könnten die Gläubigen auch heute eine Kraft aus der Beziehung zu Gott schöpfen, "die stärker ist als der Tod. Es ist die Kraft der Auferstehung, die wir in der Osternacht feiern", sagte der Kärntner Bischof.
Die gesegneten Palmzweige seien Zeichen des Lebens und würden dazu aufrufen, "Christus nachzufolgen, in Freude und in Leid". Gott sei in allen Dingen und vor allem in allen Menschen zu finden, erklärte Marketz. Es gelte daher, in allen Menschen auch Gott zu sehen und sie dementsprechend zu behandeln.
Musikalisch gestaltet wurde die Palmsonntagsliturgie im Klagenfurter Dom von Domkapellmeister Thomas Wasserfaller, Dommusikassistentin Melissa Dermastia und Domorganist Klaus Kuchling an der Mathis-Orgel.
Krautwaschl: Dem Glauben Hand und Fuß verleihen
Auf die "schmerzlichen Maßnahmen", die in vielen Ländern zur Eindämmung des Coronavirus ergriffen wurden, ging der Grazer Bischof Wilhelm Krautwaschl in seiner Palmsonntagspredigt ein: "Auch uns als Kirche ist Wesentliches genommen", unzählige Gläubige wären etwa am Palmsonntag gern auf den Plätzen vor den Kirchen zusammengekommen, um ihre Palmzweige segnen zu lassen. "Was uns nicht genommen werden kann", ist laut Krautwaschl, "dass wir aus dem Glauben an den Tod und die Auferstehung Jesu Christi gerade unter den aktuellen Umständen Kraft schöpfen und genau darin für unsere Welt Lebens-Hoffnung finden können."
Auch jetzt seien Christen aufgefordert, sich zu Jesus zu bekennen und die von ihm ausgehende Hoffnung auszustrahlen: "Lebt diese Hoffnung, gerade dann, wenn die äußeren Umstände eher bedrückend als befreiend sind", appellierte der steirische Bischof. Schon sind in der Geschichte seien Ausdrucksformen des Glaubens stark beschränkt oder unmöglich gewesen, dennoch habe das Hören auf das Wort Gottes und dessen Umsetzung im persönlichen Leben über Jahrtausende Bestand. Krautwaschl:
Nicht genommen kann uns werden, dass wir unserem Glauben Hand und Fuß verleihen, wenn wir für die anderen, die Hilfe nötig haben, anpacken - ob in Organisationen oder in der Nachbarschaft, ob haupt- oder ehrenamtlich.
Quelle: kathpress