Diakonie: Obdachlose und arme Familien brauchen mehr Hilfe
Obdachlose leiden unter den Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie in besonderer Weise und hätten mit Problemen zu kämpfen, an die der Durchschnittsbürger nicht denken würde. Das hat der Sozialexperte und stellvertretende Diakonie-Direktor Martin Schenk in einem auf www.katholisch.at veröffentlichten Podcast betont. Schenk wies zudem auf die vielen Probleme hin, mit denen armutsgefährdete Familien derzeit konfrontiert sind. Mehr Hilfsangebote bzw. mehr Geld sei dringend notwendig, so Schenk.
Für Obdachlose gebe es zwar mittlerweile Tagesstätten, dort bestehe aber die Gefahr der Ansteckung. Hinzu komme, dass alle Lebensmittelgeschäfte, wo man günstig einkaufen konnte, zugesperrt sind. "Zwar sperren auch wieder die Caritas-Geschäfte auf, aber sehr wenig. Es ist nicht mehr die flächendeckende Versorgung, wie vor dem Coronavirus", so Schenk. Das Sozialzentrum 's Häferl im 6. Bezirk gebe jetzt auch Essenspakete aus.
Es mangle zudem auch an Betreuern: Viele Freiwillige, gerade in der Wohnungslosenhilfe, seien älter als 60 oder 65 Jahre und gehörten damit zur Risikogruppe. "Die sind jetzt natürlich alle weg." Das gelte zum Beispiel auch für die ärztliche Versorgung nicht versicherter Menschen in der Einrichtung AmberMed. Die Belegschaft bestehe großteils aus pensionierten Ärzten. Eine Notversorgung sei aber sichergestellt, sagte Schenk.
Soziale Kontakte über das Internet zu pflegen sei für die Obdachlosen auch nicht möglich, da sie oft zwar ein billiges Handy, aber kein Internetguthaben hätten und die Orte mit Gratis-WLAN, wie manche Lokale, nun auch geschlossen sind. Gut funktionierten hingegen Dienste wie die Telefonseelsorge. "Wir müssen Angebote für Telefongespräche verstärken", so Schenk. In der Armutsbekämpfung gebe es derzeit nur ein Mittel - und das sei Geld. Der stellvertretende Diakonie-Direktor forderte daher die Einführung eines Schutzschirmfonds, auf den die Länder mit den Notfallfonds zugreifen können.
Online Lernen großes Problem
Wie unmöglich es für einkommensschwache Familien derzeit ist, den Alltag zu bewältigen, war ein weiteres Thema des Podcasts. So hätten etwa die Kinder keinen regelmäßigen Zugang zum Internet. Online-Schule sei deshalb nicht möglich. Schenk:
Wenn es hier keine Unterstützungsmaßnahmen gibt, wird das die Bildungsungleichheit massiv erhöhen. Das werden für zehntausende Kinder sonst verlorene Monate sein.
Die Wohnungen seien zudem oft zu klein, es gebe keinen eigenen Schreibtisch, dazu komme die Angst vor dem Virus.
Als Beispiel nannte Schenk eine alleinerziehende Mutter von vier Kindern, zu der er Kontakt halte. "Die hat mir erzählt, dass sie nur einen Laptop hat, und der funktioniert nicht ordentlich. Sie muss aber mindestens fünf Stunden am Tag im Homeoffice arbeiten und die Kinder brauchen diesen Computer. Die gesamte Familie prügelt sich den ganzen Tag um diesen Laptop." Ein weiteres Problem seien die Datenguthaben, die nicht immer unbegrenzt vorhanden seien. Schenk:
Wenn uns alle Kinder im Land wichtig sind, muss ich im Ministerium vom ersten Tag an eine Taskforce haben, die sich etwas für diese Kinder überlegt. Außer Beschwichtigungen ist da aber noch nichts gekommen.
Der Sozialexperte forderte daher ein "Buddysystem", bei dem Lehrer, Klassenvorstände oder auch Freiwillige mit diesen Kindern verbunden werden und mit ihnen zum Beispiel über das Smartphone, das auch bei ärmeren Kindern öfter vorhanden sei als der Laptop, arbeiten.
"Worship at Home"-Challenge
In einem weiteren aktuell auf www.katholisch.at veröffentlichten Podcast geht es um die junge Musikgruppe "Break A Tie", die eine "Worship at Home" ("Lobpreis zuhause")-Challenge ins Leben gerufen hat. Wenn der musikalische Lobpreis Gottes vor Ort in den Kirchen nicht möglich ist, dann muss es eben online gehen, so das Credo von Daria, Lucia und Joachim Zeuner von "Break A Tie".
Die von der ökumenischen Radio-Agentur "Studio Omega" produzierten Podcasts können auch unter www.studio-omega.at, unter https://studio-omega-der-podcast.simplecast.com sowie u.a. auf iTunes, allen Smartphone-Apps für Podcasts und auf Spotify abgerufen und angehört werden.
Quelle: kathpress