Ostern zuhause feiern: Theologe Pock verteidigt Kritik an Richtlinien
Über die Frage, wie in der heurigen Situation der Corona-Krise und der geschlossenen Kirchen angemessen Ostern gefeiert werden kann, ist unter Theologen der Universität Wien eine Debatte entbrannt: Auslöser war ein Text des Pastoraltheologen Prof. Johann Pock im neuen Wiener Theologie-Blog "theocare.network", in dem er die liturgischen Richtlinien der Gottesdienstkongregation und der Österreichischen Bischofskonferenz als "vertane Chance" kritisierte. Diese würden eine überzogene Konzentration auf den Priester bedeuten. Der Wiener Dogmatiker Prof. Jan-Heiner Tück hatte daraufhin den Vorwurf erhoben, damit "Do-it-yourself-Messen" Tür und Tor zu öffnen.
In einer Replik (online unter: https://www.katholisch.at/standpunkt/pock/nehmt-die-not-des-volkes-gottes-ernst) weist Pock nun diese Kritik als unzutreffend zurück: Es gehe nicht um die Frage, was die Tradition erlaube, sondern was in dieser besonderen Situation das "Not-Wendende" sei. Und er bekräftigt noch einmal seine Kritik, dass eine Fixierung auf die nur fünf Personen umfassende kleine Gruppe, die "bei verschlossenen Kirchentüren" Gottesdienst feiert, der dann etwa gestreamt wird, ein "fatales Zeichen" sei: "Der Ausgangspunkt der Überlegungen liegt hier nämlich nicht bei den Nöten der Gläubigen, sondern bei den Möglichkeiten und Regeln für den Klerus. Und ich bringe überspitzt und ironisch ins Spiel, welche Wirkungen man medialen Übertragungen von Gottesdiensten überhaupt zutraut (was meines Erachtens noch tieferer theologischer Diskussion bedarf). Keineswegs plädiere ich für eine Hauseucharistiefeier ohne Priester."
Auch unterstreicht Pock, dass die aktuelle Krisensituation "auf keinen Fall instrumentalisiert werden [darf] für Reformschritte": Dafür sei die Situation für viele Menschen existenziell zu ernst - und der christliche Auftrag in dieser Situation laute "Diakonie und Seelsorge" - und nicht die theologisch-spitzfindige Debatte. "Von daher müssen die Fragen nach dem theologischen Verständnis - zum Beispiel der Sakramente - im Horizont gestellt werden, ob und inwiefern sie den diakonalen Herausforderungen dienen", so Pock.
Wünschenswert wäre es laut dem Pastoraltheologen gewesen, wenn sowohl die Gottesdienstkongregation als auch die Bischofskonferenz in ihren Richtlinien weniger vom Priester als vielmehr vom Volk Gottes her gedacht und darauf hingewiesen hätten, "was in den kleinen Hausgemeinschaften möglich ist" - und was faktisch, wie die Angebote vieler Pfarren und Diözesen zeigen - auch bereits an kreativen Maßnahmen geboten wird: "Man hätte hier hinweisen können auf das gemeinsame Priestertum; auf die Möglichkeiten von Gottesdiensten, die man auch allein oder in kleinster Gruppe feiern kann (am Palmsonntag, am Karfreitag mit Kreuzverehrung etc.) - und dann in einem weiteren Schritt die Möglichkeit benennen, dass Priester stellvertretend auch Gottesdienste feiern, in kleinstem Kreis."
Es gehe also keineswegs um eine "Revolution", sondern um ein Ernstnehmen des Volkes Gottes, wie dies auch das Zweite Vatikanische Konzil eingemahnt habe. "Um mich nicht misszuverstehen: Für viele sind die angebotenen Fernsehgottesdienste und das Wissen, dass irgendwo ein Priester für sie feiert, sicher hilfreich. Und es entwickeln sich aktuell tolle Angebote von Videokonferenzen. Was ich jedoch als Zeichen für fatal halte, ist die Anweisung: Bitte schließt die Kirchentüren, schickt mögliche Andächtige aus der Kirche raus - und feiert mit höchstens fünf Personen dann die Mysterien der Karwoche."
(Der Text von Prof. Pock im Wortlaut: https://www.katholisch.at/standpunkt/pock/nehmt-die-not-des-volkes-gottes-ernst / Die Kritik von Prof. Tück im Wortlaut: https://www.katholisch.at/standpunkt/tueck/wider-die-aushoehlung-der-sakramentalen-struktur-der-kirche)
Quelle: kathpress