Kolping fordert finanzielle Unterstützung durch Bildungsministerium
Kolping Österreich befürchtet hohe finanziellen Einbußen im Zuge der Corona-Pandemie und der damit einhergehenden Schulschließungen. "Unsere Schülerheime sind fast leer", erklärte Kolping-Präsidentin Christine Leopold am Freitag im Gespräch mit Kathpress. Kritik übte sie an Bildungsminister Heinz Faßmann, der in dieser Woche bekannt gab, dass Internate an Bundesschulen bis auf Weiteres keine Elternbeiträge einheben werden. Private Institution wie Kolping Österreich seien bei dieser Ankündigung nicht berücksichtigt worden, zudem werde die Wiederaufnahme des Schulbetriebs nach Ostern "immer unrealistischer" und es fehle an Zukunftsperspektiven, so Leopold. In einem Brief an Minister Faßmann, der Kathpress vorliegt, bittet Kolping Österreich nun um "dringende Kontaktaufnahme, um Unterstützungsmöglichkeiten für die Internate abzuklären".
Dringend nötig sei eine finanzielle Unterstützung für die Kolpinghäuser oder die Eltern durch das Bildungsministerium, forderte Leopold. Bisher gab es jedoch noch keine Antwort von Seiten des Ministeriums. Die Arbeit der Jugendwohnheime sei "systemrelevant", mahnte Leopold: "Es wäre eine Katastrophe, wenn wir das nicht durchstehen, denn dann stehen auch die Heimplätze im September nicht mehr zur Verfügung." Kolping Österreich betreut in 16 Wohnhäusern rund 3.500 Schülerinnen und Schüler sowie Lehrlinge pro Jahr.
Die Aussage des Bildungsministers habe auch zur Verunsicherung bei Eltern geführt sowie zur irrtümlichen Meinung die fälligen und "bereits reduzierten Heimbeiträge nicht mehr zahlen zu müssen", meinte Leopold. Da man auf die Heimbeiträge nicht verzichten könnte, sei nun das Bildungsministerium gefordert; denn anders als die Internate an Bundesschulen müsst sich die Schülerheime von Kolping Österreich selbst finanzieren. Zudem seien die Zimmer nach wie vor für die Schüler bereitgestellt, "viele haben noch ihre Bücher oder persönlichen Gegenstände dort".
Die unsichere Zukunftsperspektive mache die finanzielle Planung schwierig: So sei man bisher davon ausgegangen, dass die Schulen nach Ostern wieder öffnen und der Betrieb der Häuser mit "verkraftbaren Einbußen" wiederaufgenommen werden könne. Bisher konnten Kündigungen vermieden werden, jedoch wurde in einigen Jugendwohnhäusern mit den Mitarbeitern die Kurzarbeit bereits vereinbart; denn "wir brauchen die gleichen Mitarbeiter, sobald es wieder losgeht", so Leopold.
Kolpinghäuser in "Corona-Modus"
Die Corona-Pandemie bringe auch Änderungen für andere Sozialeinrichtungen von Kolping Österreich mit sich: So gebe es ein Besuchsverbot in den Seniorenhäusern, verstärkte Hygienemaßnahmen und eine Reduktion hausinterner Gruppenaktivitäten. Die Pflegeheime, Wohnhäuser für Menschen mit Behinderung, Krisenunterbringungsstellen für Frauen und Kinder u.a. seien "zum Schutz der Bewohner aktuell im Corona-Modus", erklärte Leopold. Glücklicherweise seien bis dato in keinem einzigen Kolpinghaus Bewohner oder Klienten positiv auf das Virus getestet worden.
Das von Adolph Kolping gegründete Kolpingwerk ist heute in 61 Ländern der Erde mit rund 400.000 Mitgliedern vertreten. Schwerpunkte der Arbeit bilden die traditionellen "Kolpinghäuser". So unterhält Kolping Österreich über 6.000 Wohnplätze für Lehrlinge, Schüler und Studenten. Daneben gibt es Sozialeinrichtungen, die alleinerziehenden Müttern, kranken, älteren oder pflegebedürftigen Menschen, von Gewalt betroffenen Frauen oder Menschen mit Behinderungen "Hilfe zur Selbsthilfe" bieten. Der Sozialverband ist inzwischen in 20 Ländern Europas mit insgesamt rund 330.000 Mitgliedern vertreten und hat beim Europarat Beobachterstatus.
(Infos: www.kolping.at)
Quelle: kathpress