Theologe: "Hauskirche" für heuriges Osterfest besonders wichtig
Das Osterfest gewinnt heuer seine Form und seinen unmittelbaren Ausdruck in den Familien, Häusern und Wohnungen, in denen Christinnen und Christen dieses Fest begehen, sei es mit kleinen Gesten und Zeichen, sei es in aufwendiger gestalteten häuslichen Feiern.
Das hat der Theologe und Liturgiewissenschaftler Peter Ebenbauer von der Universität Graz am Donnerstag gegenüber "Kathpress" gesagt. Erfreulich sei daher, dass die Bischofskonferenz in dieser Situation eine "Zeit der 'Hauskirche'" ausgerufen hat. Die Verbundenheit mit dem gottesdienstlichen Leben der Kirche werde in dieser Situation mehr als sonst durch mediale Übertragungen im Hörfunk und im Fernsehen sowie über das Internet ermöglicht, so Ebenbauer.
Auch wenn eine Eucharistiefeier einen Priester brauche, "die Verbundenheit im eucharistischen Glauben und Feiern kann aber durch viele andere Möglichkeiten praktiziert werden, zum Beispiel durch die Mitfeier einer Gottesdienstübertragung oder durch das Hören auf das Wort Gottes in der Bibel und die Antwort in Lob, Dank und Bitte", so der Liturgiewissenschaftler.
Für hilfreich hält er die Handreichungen der Diözesen zu einer Osterfeier im Privaten. "Das stärkt die Hauskirche und könnte über die Corona-Krise hinaus für die Lebendigkeit des Glaubens und der Kirche in der Gesellschaft sehr hilfreich sein." Ähnlich wie am Heiligen Abend die familiäre Feier mit einer häuslichen Liturgie verbunden werden kann, könne das auch bei allen anderen kirchlichen Festen geschehen.
Der aktuelle Zustand der Welt sei kein Grund, den Termin des Osterfestes zu verschieben oder das Fest gar ausfallen zu lassen; "ganz im Gegenteil: Ostern lebt von der Erinnerung an den Gott des Lebens, der Rettung und der Zukunft". So würden Christinnen und Christen weltweit ihre österliche Hoffnung nicht nur in guten Zeiten, sondern gerade auch in Zeiten der Not und des Leidens verkünden.
Pragmatischer Weg
Angesprochen auf die Richtlinien der Bischofskonferenz, meinte Ebenbauer: Die Bischofskonferenz versuche in Abstimmung mit den gesamtkirchlichen Leitlinien der römischen Kongregation für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung einen pragmatischen Weg zu gehen, der die Vorgaben der Regierung insbesondere im Hinblick auf das Versammlungsverbot strikt einhält. Kritisch sieht Ebenbauer allerdings die Möglichkeit, dass nun Priester alleine, ohne weitere Mitfeiernde, jederzeit die Eucharistie feiern können. Das laufe sowohl dem biblischen Zeugnis als auch der Kernsymbolik der Eucharistiefeier zuwider, die immer gemeinschaftlich ausgerichtet sein müsse und erst im Teilen der Gaben sowie im gemeinsamen Empfangen der Kommunion ihren Sinn entfalten könne.
Für problematisch hält Ebenbauer die Anweisung, dass in den Pfarren die Liturgie des Palmsonntags und des Oster-Triduums von einer kleinen gleichbleibenden Gemeinschaft bei verschlossenen Türen - beide Maßnahmen wollen den staatlichen Corona-Restriktionen entsprechen - in der Kirche gefeiert werden soll.
Ich bezweifle, dass diese Lösung von den Gemeinden positiv aufgenommen wird. Verschlossene Türen sind kein angemessenes Zeichen für den christlichen Gottesdienst und schon gar nicht für die Feier des Osterfestes, das den Aufbruch in ein neues Leben feiert, das allen offen steht.
Quelle: kathpress