Ostern hat heuer besondere Bedeutung
Österreichs katholische Bischöfe haben dieser Tage in eigenen Botschaften oder Interviews die Gläubigen erneut zum intensiven Mitfeiern der Kar- und Ostertage zuhause eingeladen. Gerade in der derzeitigen Krise liege auch die Chance, das Osterfest noch viele intensiver in seiner tatsächlichen Bedeutung wahrzunehmen, so der Tenor.
"Eine besondere Karwoche, ein besonderes Ostern wird das sein. Wie eindrucksvoll ist sonst der Kontrast zwischen der stillen Innerlichkeit der Kartage und dem fröhlichen Feiern des Ostersonntags! Heuer aber will es so scheinen, als hörte die Fastenzeit mit Ostern nicht auf", schreibt etwa Kardinal Christoph Schönborn in seinem Vorwort zu einem Feierheft, das dieser Tage der Wiener Kirchenzeitung "Der Sonntag" beigelegt ist und Anleitungen für das Begehen und Feiern der Kar- und Ostertage zu Hause gibt.
Er wolle angesichts der aktuellen Krise umso mehr betonen, so Schönborn:
Lassen wir uns die Osterfreude nicht nehmen! Wie oft haben schon Menschen in bedrückenden Umständen Ostern umso hoffnungsvoller erlebt.
Gerade in schweren Sorgen leuchte das Fest von Tod und Auferstehung Christi hell auf. "Es sagt uns, dass nicht das Leid triumphiert, sondern die Liebe und das Leben. Dass Gott am Ende alles gut macht, auf eine Weise, wie nur Gott es kann", so der Wiener Erzbischof. Er ermutigt die Gläubigen, nach Möglichkeit an den Messen über Fernsehen, Radio oder Internet teilzunehmen. "Und halten Sie zuhause kleine Feierstunden, allein oder mit der Familie", so Schönborn.
Schwarz: "Wir bleiben im Gebet verbunden"
Auch der St. Pöltner Bischof Alois Schwarz ermutigt zum intensiven Feiern von Ostern. In einer Botschaft in der Kirchenzeitung "Kirche Bunt" schreibt Schwarz: "Wir sind aufgerufen, gemeinsam, aber ohne physische Begegnung verbunden zu sein, in unseren Familien oder allein, die Kartage zu begehen und Ostern zu feiern." Auch ihm als Bischof und den Priestern fehle die konkrete, physische Gemeinschaft als Volk Gottes. Schwarz: "Uns fehlen heuer die Feiern in der Versammlung der Brüder und Schwestern in unseren Kirchen. Sie gehen mir ab. Trotzdem sind und bleiben wir 'Eins in Christus', wir bleiben im Gebet verbunden."
Für den Palmsonntag bitte er die Gläubigen, dass sie heuer ihre Palmzweige selbst in den Familien und Häusern segnen. Für den Karfreitag lade er ein, "das Kreuz in Ihrem Haus ganz besonders in den Blick zu nehmen. Begleiten wir Jesus an seinem Sterbetag, den er für uns erträgt." Der Bischof ermutigt die Gläubigen weiters: "Segnen Sie dann auch in der Osternacht Ihre Osterkerze, die Ihnen das Licht der Auferstehung schenken kann."
Er hoffe, "dass wir bald nach Ostern wieder in großer Gemeinschaft miteinander feiern können. Jetzt aber sind wir als Gebetsgemeinschaft und mit vielen neuen Zeichen der Solidarität und Nächstenliebe einander verbunden", so Bischof Schwarz abschließend.
Marketz: "Auch in die Zukunft blicken"
Der Kärntner Bischof Josef Marketz hat in einem Interview mit der Kärntner Kirchenzeitung "Sonntag" u.a. von der Chance gesprochen, durch die Krise die existenzielle Dimension von Ostern wieder neu zu entdecken. "Die Ostertage beinhalten ja auch das Leiden und den Tod Jesu am Karfreitag. Das ist eine zutiefst menschliche Krise. Heuer nehmen wir das viel existenzieller wahr als in den vorherigen Jahren. Wir fragen uns alle, wie es weitergehen soll", so der Bischof wörtlich. Jesus habe aber in jedem Augenblick der Krise einen Lichtblick gefunden. Marketz:
Am Schluss hat sich dies mit der Auferstehung bewahrheitet, und nach der großen Finsternis gab es ein großes Licht. Es geht mir schon auch darum, dies zu vermitteln, darüber ins Gespräch zu kommen - auf welchen Wegen auch immer.
Es sei gerade jetzt "ganz wichtig, dass wir auch in die Zukunft blicken, dass sich trotz allem Perspektiven auftun. Das feiern wir im Grunde zu Ostern. Wir Menschen sind jetzt gefordert, diese existenzielle Dimension von Ostern zu entdecken." Das erlebe man eigentlich in jeder Messe - den Tod und die Auferstehung Jesu. Man nehme das am Sonntag mehr oder weniger zur Kenntnis, "aber dass das wirklich mit unserem Leben zu tun hat, erkennen wir erst in einer existenziell schwierigen Lage".
Er hoffe zudem, "dass uns die Erfahrungen aus dieser Krise helfen werden, eine zukunftsfähige Kirche zu entwickeln". Marketz erklärte, er getraue sich noch nicht, jetzt schon Lehren aus der Pandemie zu ziehen. "Wir stecken noch mitten in der Krise und haben die Gegenwart gut zu verkraften."
Aufmerksam für andere Menschen
Zur Frage, welche Auswirkungen diese Pandemie auf die Gesellschaft haben wird, meinte der Bischof: "Wir werden jetzt angehalten, aufmerksam für andere Menschen zu sein. Das gilt etwa zwischen den Generationen, aber auch mit allen Mitmenschen." Man merke jetzt auch, wie wichtig Menschen sind, die bisher wenig beachteten Berufen nachgehen würden. "Da ist eine besondere Aufmerksamkeit gegeben, die sicher einiges verändern wird", zeigte sich Marketz überzeugt.
Sorgen mache ihm hingegen, "dass wir viel Kondition brauchen werden, um die Armut zu bekämpfen, die sich auch nach Corona ausbreiten wird. Da brauchen wir Solidarität." Es werde darauf ankommen, "dass wir uns alle auf das Wesentliche beschränken". Es brauche einen veränderten Lebensstil, denn wenn man nach der Krise einfach wieder zur Tagesordnung übergehen würde, "dann werden diese Menschen zurückbleiben. Dann geht die Schere zwischen Arm und Reich noch weiter auf. Das darf nicht sein."
Scheuer: "Vertrauen wir uns Maria an"
Der Linzer Bischof Manfred Scheuer hat in einer "Sprechstunde" den Kontakt mit den Leserinnen und Lesern der "Oberösterreichischen Nachrichten" gesucht. Dabei hat er auch sehr offen über seine persönliche Situation geschrieben:
Ich bin seit drei Wochen nicht mehr mit dem Auto oder dem Zug gefahren und bleibe zu Hause. Denn ich bin aufgrund einer früheren Lungenerkrankung nicht nur gefährdet, sondern wegen meiner vielen persönlichen Kontakte in ganz Österreich vor Ausbruch der Krise auch ein Gefährder. Deshalb halte ich mich strikt an die Distanz- und Verhaltensregeln.
Scheuer wies weiters auf die vielen Möglichkeiten hin, Gottesdienste in den Medien mitzufeiern und er erinnerte an die ökumenische Gebetsaktion "Lichter der Hoffnung": "Jeden Abend um 20 Uhr zünden Katholiken, Evangelische und Orthodoxe eine Kerze an und beten ein Vaterunser für unser Land, die Menschen und den Segen Gottes", so der Bischof.
Von einer Leserin auf die Marienfrömmigkeit angesprochen, erinnerte Bischof Scheuer daran, dass er schon vor zwei Jahren für den Rosenkranz-Sühnekreuzzug das Land Oberösterreich und die Diözese Linz der Gottesmutter anvertraut habe. "Eine Weihe würden manche als Vereinnahmung empfinden, deshalb beten wir zu Maria und vertrauen uns ihr an", so der Bischof. Er verwies zugleich darauf, dass der steirische Bischof Wilhelm Krautwaschl am Ostermontag in Mariazell sein werde "und für uns alle und ganz Österreich das Gebet von Papst Benedikt beten wird, dass wir uns der Gottesmutter anvertrauen".
Krautwaschl: "Besondere Tage"
Bischof Wilhelm Krautwaschl hat in einem Hirtenwort an die Gläubigen seiner Diözese diese aufgerufen, die durch das Coronavirus auferlegte Herausforderung anzunehmen. "Vieles von dem, was 'üblich' ist, ist uns genommen", schreibt der Bischof:
Nicht genommen aber kann uns werden, dass wir aus dem Glauben an den Tod und die Auferstehung Jesu Christi gerade unter den aktuellen Umständen Kraft schöpfen und für unsere Welt Lebens-Hoffnung finden können.
Das allen "Auferlegte" sei eine große Herausforderung, auch für ihn selbst, so Krautwaschl, und: "Das gelingt einmal leichter, einmal schwerer. Nehmen wir diese Herausforderung an! Gehen wir gemeinsam Schritt für Schritt mit alledem hinein in die heiligste Woche für uns Christen im Laufe des Jahres. Viel Gewohntes ist heuer nicht möglich - und gerade deswegen werden es besondere Tage werden."
Zsifkovics: "Menschen von Angst befreien"
Der Eisenstädter Bischof Ägidius Zsifkovics hat in seinem Osterbrief an die Gläubigen zum Einsatz gegen die Angst aufgerufen. Er verweist auf den Mailänder Arbeiterpriester Cesare Sommariva, der in seinem Testament auf drei einfache Grundregeln der menschlichen Erziehung hingewiesen habe: "Keine Angst haben - keine Angst machen - von der Angst befreien." Zsifkovics:
Das ist eine Pädagogik, die wir moderne Menschen uns aneignen sollen. Das ist ein Auftrag an Kirche und Gesellschaft.
Es gebe Menschen - leider auch viele Christen -, "die Angst verbreiten und mit den Ängsten der Menschen unverantwortlich umgehen und sie manipulieren", warnt der Bischof, und stellt weiter fest: "Unsere Heimat, Europa, die Welt braucht keine Angstmacher und Populisten, sondern vielmehr Menschen, die keine Angst haben und die keine Angst machen!"
Das Christentum sei eine Religion, die von der Angst befreit, so der Bischof: "Der Blick auf den auferstandenen Herrn zeigt uns, dass er Menschen von der Angst befreite, dass er die Angst der Menschen vor Gott und ihren Mitmenschen, besonders den Fremden, auflöste und dass er durch seinen Tod und seine Auferstehung die letzte große Angst des Menschen vor dem Tod besiegte."
Zsifkovics: "Das ist unser Osterglaube und das ist die Osterbotschaft an diese angsterfüllte Welt und an den angsterfüllten Menschen von heute. Ostern ist der Auftrag an uns Christen, im Blick auf den Auferstandenen keine Angst zu haben, keine Angst zu machen und wie Jesus Menschen heute von der Angst zu befreien."
Quelle: kathpress