Trotz Corona: Heimische Hilfe für Syrien geht weiter
Trotz Corona-Krise versuchen die Arbeitsgemeinschaft Katholischer Verbände (AKV), die Initiative Christlicher Orient (ICO) und Christen in Not (CiN) ihren Hilfseinsatz für die notleidende Bevölkerung in Syrien aufrecht zu erhalten bzw. sogar auszuweiten. Stand in den letzten Monaten vor allem die Winternothilfe in der nordsyrischen Stadt Aleppo im Fokus, so werden nun zwei Hilfsprojekte in Latakia und in Damaskus unterstützt, die Kindern mit besonderen Bedürfnissen und kriegstraumatisierten Jugendlichen zugute kommen, so AKV-Präsident Helmut Kukacka in einer gemeinsamen Aussendung.
Mit ihrer gemeinsamen "Aktion Heimkehr - Hilfe für Christen im Nahen Osten", die seit 2017 läuft, haben die drei Organisationen (mit Unterstützung u.a. der Kardinal König Stiftung, der Diözese Linz und der Bundesländer) bisher bereits mehr als 720.000 Euro an Spenden sammeln und weitergeben können. Stand anfänglich die nordirakische Ninive-Ebene im Mittelpunkt, gilt die Hilfe nun seit rund einem Jahr vor allem Syrien, wo jetzt mit dem Krieg und Corona gleich zwei Katastrophen auf die Bevölkerung hereinzubrechen drohen.
Erst in der vergangenen Woche meldete Syrien die ersten offiziellen Coronavirus-Infektionen. Am Sonntag sei erstmals ein Patient am Virus gestorben, teilte die syrische Regierung mit. Beobachter gehen aber davon aus, dass die Dunkelziffer an Erkrankten und Verstorbenen weit höher liegt, was angesichts des Krieges freilich kaum zu verifizieren ist. Das durch den Krieg stark geschwächte Gesundheitssystem wäre auch kaum in der Lage, auf die Pandemie entsprechend zu reagieren. - Mit verheerenden Folgen. Um eine Ausbreitung des Virus zu verhindern, sind Reisen zwischen syrischen Provinzen seit Dienstag und zunächst bis 16. April untersagt. Auch die Schulen sind aktuell geschlossen. Die Verantwortlichen hoffen aber auf eine rasche Wiederöffnung.
Hilfe für behinderte Kinder
AKV, ICO und CiN unterstützen konkret in Damaskus eine kirchliche sonderpädagogische Schule für Kinder mit besonderen Bedürfnissen. Die Sonderschule "Gemeinschaft der Barmherzigkeit" benötigt dringend finanzielle Hilfe, damit der Betrieb aufrechterhalten werden kann. Früher wurde die Schule durch Beiträge der besser situierten Eltern am Leben erhalten, durch den langen Krieg und die Wirtschaftskrise sei dies den Familien jetzt aber nicht mehr möglich, so ICO-Generalsekretärin Romana Kugler. Behinderte Kinder würden zu den schwächsten Gliedern der Gesellschaft gehören, "deshalb wollen wir mit unserer Unterstützung gerade hier ein Zeichen der Hoffnung setzen", so Kugler. Hinter der Schule steht das Melkitische griechisch-katholische Patriarchat. Betreiber ist das Hilfswerk MELCORD (Melkite Catholic Organization for Relief and Development).
Gegen Kinderarbeit und Zwangsverheiratung
In der syrischen Küstenstadt Latakia geht es darum, 150 Jugendlichen die Chance auf eine Zukunft zu ermöglichen. Sie stammen aus Familien, die aus anderen Landesteilen nach Latakia flüchteten. Die Jugendlichen haben aufgrund des Krieges seit Jahren keine Schule mehr besucht, sind aber inzwischen auch zu alt, um noch im regulären Schulbetrieb unterzukommen. "Hier wächst eine Generation von Analphabeten heran", warnt CiN-Generalsekretär Elmar Kuhn. Zunehmende Kinderarbeit und die frühe Verheiratung von Mädchen seien einige der desaströsen Folgen.
Die lokale NGO "People of Mercy" organisiert für die Jugendlichen Nachhilfeunterricht, damit sie das verpasste schulische Wissen kompakt nachholen können. Die Burschen und Mädchen sollten zumindest Lesen, Schreiben und Grundkenntnisse in Mathematik vermittelt bekommen, erläutert Kuhn.
Aufbau einer Berufsschule in Aleppo
Im Rahmen der Hilfsaktivitäten in Aleppo war in den vergangenen Monaten u.a. die vom katholisch-melkitischen Bischof von Aleppo, Jean-Clement Jeanbart, ins Leben gerufenen Berufsschule unterstützt worden. In dieser können Jugendliche unterschiedliche Berufe - vom Tischler über Elektriker, Installateur und Maurer bis zur Näherin - erlernen. In einem Schreiben bedankte sich Erzbischof Jeanbart für die Hilfe und berichtete von mehr als 200 junge Leute, die mittlerweile eine Berufsausbildung abgeschlossen hätten und "als Fachkräfte beim Aufbau unserer Stadt mitwirken". So habe man etwa bereits rund 1.500 vom Krieg beschädigte Wohnungen renovieren können.
(Spenden für die "Aktion Heimkehr": Spendenkonto CiN/AKV, Kennwort "Christen in Not", IBAN: AT49 2011 1824 1397 6101; Infos: www.akv.or.at, www.christlicher-orient.at, https://christeninnot.com/)
Quelle: kathpress