Erzabt Birnbacher: "Missbrauch wird uns noch lange begleiten"
Auch wenn die Kirche bereits zahlreiche Maßnahmen zur Aufarbeitung und Prävention von Missbrauch gesetzt hat, wird bzw. muss die Problematik auch weiterhin ganz oben auf der Agenda stehen. Das hat der Salzburger Erzabt und Vorsitzende der Österreichischen Ordenskonferenz, Korbinian Birnbacher, in der Wochenzeitung "Die Furche" betont: "Was wir unter keinen Umständen tun dürfen, ist, abschließend zu sagen: Jetzt hat jeder die Gelegenheit gehabt, seinen Fall vorzutragen, und jetzt ist Schluss. Das wäre fatal, weil ich von Betroffenen weiß, wie lange es tatsächlich braucht, dass man überhaupt einmal reden kann", so der Erzabt, und weiter:
Die Opfer, die Betroffenen, die wir in erster Linie im Blick haben müssen, sind noch da. Sie leiden immer noch. Es muss unsere erste Bewährungsprobe sein, dass wir ihnen glaubwürdig helfen, soweit es eben geht.
Wege einer Anerkennung zu finden und eine gewisse Form von Schmerzensgeld zu gewähren könne auch keine Kleinigkeit sein, "das muss uns auch weh tun, denn es hat ja auch den Opfern weh getan", sagte Birnbacher. Er repräsentiere ein Kloster, "einen Ort, wo eigentlich hätte Schutz erfahren werden sollen, aber das Gegenteil der Fall gewesen ist", räumte der Erzabt ein. Das könne man als heutiger Verantwortungsträger nicht einfach billig abwimmeln und sagen: "Geht mich nichts an, ich war nicht schuld."
Mit dieser Verantwortung sei es ganz ähnlich wie mit dem Nationalsozialismus, "wo es leider auch immer wieder Tendenzen gibt, ihn mehr oder weniger als historisches Phänomen zu bagatellisieren, als hätte das keine Relevanz für die Gegenwart." Aber, so der Erzabt:
Dass das durch den Missbrauch verursachte Leid sich noch in mehreren Generationen nachher nachweisen lässt, und dass Traumatisierungen noch lang vorhanden sind, ist heute unwidersprochen. Auch von daher muss man das Thema im Blick haben. Es wird uns noch lange beschäftigen.
Quelle: kathpress