Krankenhausseelsorge durch Corona "herausgefordert wie noch nie"
Die Corona-Krise "generiert Herausforderungen an die österreichische Krankenhausseelsorge, wie es sie zuvor noch nicht gegeben hat" und die "jeder Erfahrungsgrundlage entbehren". Das geht aus aktuellen, vom für diesen Bereich in der Bischofskonferenz zuständigen Bischof Alois Schwarz (St. Pölten) erlassenen Leitlinien für die Krankenhausseelsorge der katholischen Kirche in Österreich hervor. Diese soll gerade in der momentanen Ausnahmesituationen weiterhin für die Patientinnen und Patienten da sein, sich aber gleichzeitig auf wichtige Regeln zum Schutz der seelsorglich Tätigen stützen können. "Der Selbstschutz sowie der Schutz von besonders gefährdeten Personen stehen jederzeit an erster Stelle!", heißt es grundsätzlich in dem Text, der an alle in der Krankenhausseelsorge Tätigen ergeht.
Ehrenamtliche Krankenhausseelsorger sind bis auf Weiteres von ihren Aufgaben entbunden. Da es sich hierbei meist um ältere Personen handelt, die teils auch Vorerkrankungen haben, gehören sie einer besonderen Risikogruppe an. Gleiches gilt für hauptamtlich Seelsorgende einschließlich Priester, die einer Risikogruppe angehören.
Für weiterhin Tätige gilt als wichtiger Grundsatz: Sie müssen "mit der Handhabung der umfassenden Schutzmaßnahmen vertraut sein", wie der Text unmissverständlich einschärft. Hochzuhalten sei auch Kommunikation: "Die Verantwortlichen der Krankenhausseelsorge stimmen sich in regelmäßigen Abständen mit den Krankenhausträgern, den Krankenhausleitungen, den Krisenstäben und mit den Stationsleitungen über ihren Dienst im Krankenhaus ab", heißt es in den Leitlinien. Dabei sei auch über mögliche Angebote zu informieren, die über die herkömmlichen Formen des Kontaktes mit Patienten hinausgehen - z.B. wenn digitale Medien bzw. moderne Informationstechnologie genützt wird.
"Mut und Kreativität für neue Formen"
Dies gilt auch für Gottesdienste, die derzeit nicht öffentlich gefeiert werden können: Erwähnt werden Übertragungen über den hauseigenen Funk als Möglichkeit. "Mut und Kreativität für neue Formen" sei auch angesichts der Tatsache gefordert, dass die sonst übliche "nachgehende Seelsorge" in Spitälern nun meist nicht möglich ist: Für einige Krankenhäuser gilt bekanntlich ein vorübergehendes, absolutes Besuchs-, bzw. Betretungsverbot für die Krankenhausseelsorge.
Feiern der Sakramente - Kranken- und Sterbekommunion, Beichte, Krankensalbung - sowie Verabschiedungsformen wie Sterbesegen können aufgrund der geltenden Schutzbestimmungen nur sehr eingeschränkt stattfinden. Die neuen Leitlinien empfehlen dringend, diesen Dienst ausschließlich von nicht gefährdeten hauptamtlichen Krankenhausseelsorgern anzubieten, sofern dies überhaupt möglich ist und in Abstimmung mit der Krankenhausleitung.
"Nur in Ausnahmefällen" sollen in diesem Bereich erfahrene "auswärtige" Priester zum Einsatz kommen. Gemeindepriester sollten keinesfalls versuchen, ihre Pfarrmitglieder "auf eigene Faust" in den Krankenhäusern zwecks Sakramentenspendung zu besuchen.
Krankenhausseelsorger, die mancherorts im Home-Office arbeiten, sind angehalten, untereinander und mit der Einrichtung, in der sie arbeiten, in Kontakt zu bleiben. Sie sollten auf die diversen Angebote in den digitalen Medien hinweisen oder z.B. für Begleitungen per Telefon zur Verfügung stehen. "Obgleich sich die seelsorglichen Aufgaben im Krankenhaus objektiv verringern, bietet diese Situation auch Chancen auf neue Formen multiprofessioneller Zusammenarbeit", wird in den Leitlinien betont. Laut deren Verfasser - Vertretern der "Arge der katholischen Krankenhausseelsorge Österreichs" - wurden Krankenhausseelsorger zuletzt gebeten, im Bedarfsfall auch für die Begleitung von belastetem medizinischem Personal zur Verfügung zu stehen.
Wenn die Pandemie schlimmer wird...
Daran schließen im Text Überlegungen an, die das Fortschreiten der Pandemie betreffen: Auch unter dem medizinischen Personal würden Infizierungen steigen, mit massiven Belastungen von Ärzten und Pflegekräften sei zu rechnen. "Es sind Situationen vorstellbar, in denen medizinisches Personal aufgrund der Eskalation von Neuinfektionen in Kombination mit begrenzten Ressourcen über Behandlung und Nicht-Behandlung und somit über Leben und Tod zu entscheiden haben", wird ein potenzielles Szenario geschildert. Hier sei eine ethisch fundierte fachliche und seelsorgliche Begleitung eine "signifikante Aufgabe seelsorgerischer Feldkompetenz".
In den Leitlinien wird empfohlen, in jedem Krankenhaus eine Seelsorgerin oder einen Seelsorger als Kontaktperson bzw. mitarbeitend für den Krisenstab zu definieren.
Gerade in der gegenwärtigen Situation sei "als unterstützend und entlastend erlebte" Seelsorge sehr erwünscht, so die Beobachtung. In den Leitlinien wird versichert: "In jedem Fall wird Seelsorge bei Bedarf zur Verfügung gestellt." Zuversichtliches Schlusswort:
Mit fachlicher Kompetenz, mit Achtsamkeit für die besonderen Umstände und in tiefem Gottvertrauen werden die österreichischen Krankenhausseelsorger*innen ihren Teil zur Krisenbewältigung beitragen.
Quelle: kathpress