Notprogramm für Pflege: Anschober trifft Hilfsorganisationen
Es sei "gut und richtig", dass die Regierung für die Aufrechterhaltung der Pflege in Corona-Zeiten Mittel zur Verfügung gestellt hat, in der gegenwärtigen Notsituation seien aber weitere Schritte erforderlich. Das betonte Caritas-Generalsekretär Bernd Wachter in einem APA-Interview im Vorfeld eines für Mittwochnachmittag anberaumten Treffens von Gesundheits- und Sozialminister Rudolf Anschober mit Vertretern von Hilfsorganisationen, die im Bereich der Pflege tätig sind: neben Caritas auch Diakonie, Hilfswerk und Volkshilfe.
Wichtig sei in der Corona-Krise, dass niemand zurückgelassen werde, betonte Wachter gegenüber der APA. Gerade in der 24-Stunden-Betreuung brauche es Ersatzmaßnahmen für die durch Einreiseverbote und Grenzschließungen bedingten Personal-Ausfälle. Zwar gebe es in diesem Bereich Ersatz durch Zivildiener, diese könnten aber die ausgefallenen Betreuerinnen aus dem Ausland nur bedingt ersetzen, schon allein deshalb, weil sie nicht bei den zu betreuenden Personen übernachten, warnte der Caritas-Generalsekretär. Die von der Regierung in Aussicht gestellten Ersatzbetreuungsangebote seien schon ein Teil der Lösung - dort wo mobile Dienste nicht mehr ausreichen.
Gesundheits- und Sozialminister Anschober und die für den Zivildienst zuständige Ministerin Elisabeth Köstinger hatten am Dienstag angekündigt, 100 Millionen Euro aus dem Sonder-COVID-Fonds für telefonische Pflege-Hotlines und Ersatzbetreuungseinrichtungen zur Verfügung zu stellen.
Diakonie: Alles für "gewohnte Umgebung" tun
Diakonie-Direktorin Maria Katharina Moser begrüßte es am Mittwoch, "dass die mehr als 175.000 Menschen, die ausschließlich und ohne professionelle Unterstützung von Angehörigen gepflegt werden, in den Blick kommen". Ersatzpflegeplätze in Reha-Zentren seien allerdings als ultima ratio zu sehen: "Zunächst muss alles dafür getan werden, dass Menschen in ihrer gewohnten Umgebung bleiben können."
Moser forderte umfangreiche Pakete für mobile Betreuung und Pflege, der akute Mangel an Schutzbekleidung erschwere den Pflegekräften den Alltag. Sie appellierte an die zuständigen Stellen, beim Verteilen der Schutzbekleidung den Pflegebereich und hier "besonders dezentrale kleine Betreuungs- und Wohneinrichtungen" nicht zu übersehen.
Es gelte auch die Situation in der stationären Pflege zu beachten. Dass für die Dauer der Pandemie ein weiterer Kreis an Personen wie Zivildiener für unterstützende Tätigkeiten bei der Basisversorgung herangezogen werde, sei ein wichtiger Baustein, um die Versorgung stationär aufrecht zu erhalten.
Schon jetzt mit Personalengpässen konfrontiert sei man in grenznah gelegenen Pflegeeinrichtungen wie im Burgenland, wo teilweise die Hälfte des Personals aus der Slowakei und Ungarn kommt, warnte die Diakonie. "Es bleibt weiterhin wichtig, nach Möglichkeiten für Einreise und Einsatz von Pflegekräften aus dem Ausland zu suchen, und unbedingt die tägliche Ein- und Ausreise für PendlerInnen aufrecht zu erhalten", so Moser. Deren Ausfall hätte "dramatische" Folgen.
Quelle: kathpress