Landau: "Wir müssen den Mut nähren, nicht die Angst"
In der gegenwärtigen Corona-Krise kann helfen, "sich bewusst zu machen, was man immer noch hat und was einem wirklich wichtig ist." Darauf hat Caritas-Präsident Michael Landau in der "Kronen Zeitung" (Sonntagausgabe) hingewiesen. Auch in einer Krise gebe es neben Schatten immer noch viel Licht. "Fokussieren wir uns darauf", riet Landau. "Wir müssen den Mut nähren, nicht die Angst."
Der Caritas-Präsident regte dazu an, das gegenwärtige Thema Nummer eins vom Ende her zu denken und sich zu fragen: "Was ist mir trotz allem noch geblieben? Was habe ich vielleicht sogar gewonnen? Was habe ich gelernt?" Dies könnte ein Anstoß sein, Wichtiges von Unwichtigem zu unterscheiden, meinte Landau. Womöglich ergebe sich aus der momentanen Krise auch eine neue Chance für die Umwelt und die Schöpfung. "Wenn wir zusammenhalten, zuversichtlich bleiben und auf die Schwächsten nicht vergessen, können wir gestärkt aus dieser Krise kommen", zeigte sich Landau optimistisch.
Derzeit sei die Caritas von den akuten Notwendigkeiten voll gefordert. Schon Mitte Februar seien erste Krisenstäbe gebildet und Mitarbeiter geschult worden, teilte Landau mit. Massive Umstellungen in der Pflege oder bei der Betreuung von Obdachlosen seien erforderlich gewesen. Die Essensausgabe im Rahmen des Caritas-Projekts "Le+O" (Lebensmittel und Orientierung) sei auf eine Notausgabe zurückfahren worden, weil 1000 freiwillige Helfer der Risikogruppe der Älteren angehören. In der Obdachlosen-Anlaufstelle Gruft seien die freiwilligen Kochgruppen ausgefallen, so Landau. "Dafür sind nun unsere Suppenbusse unterwegs."
Gemeinsam mit der "Kronen Zeitung" rief die Caritas jetzt eine Corona-Nothilfeaktion ins Leben, bei der bedürftige Menschen beim Einkauf, der Medikamentenbesorgung und dem Gassigehen unterstützt werden oder einfach nur dabei, WhatsApp am Handy zu installieren. "Und mit der ,Krone' Spendenaktion können wir zusätzlich den Schwächsten helfen, die am härtesten getroffen sind", freute sich Landau.
Corona mobilisiert "das Gute im Menschen"
Der Caritas-Chef machte auch auf das mit der nun verstärkten Einsamkeit verbundene "enorme verborgene Leid" aufmerksam, das nicht nur die Älteren treffe. Die Krise berge aber die Chance, den Blick füreinander zu sensibilisieren: "Manche finden plötzlich einen Zettel mit Hilfsangebot auf ihrer Türmatte von Menschen, die sie bislang nicht mal kannten. Oder eine Kinderzeichnung. Ein unsichtbares Virus macht derzeit all das Gute in den Menschen sichtbar." Österreich habe ja generell einen hohen "Grundwasserspiegel an Hilfsbereitschaft", aber Beobachtungen wie die genannten beeindruckten ihn jetzt schon sehr, sagte Landau. Sein Appell:
Wir müssen einander die Hand reichen, auch wenn wir sie uns zurzeit nicht geben können. Mir ist aufgefallen, dass sich die wenigen Menschen auf der Straße plötzlich ansehen, manche sogar anlächeln. Alle halten respektvoll Abstand, aber man spürt eine Verbundenheit.
Angesprochen auf das in drei Wochen anstehende Osterfest erklärte der Caritas-Chef, derzeit herrsche eine sehr schwierige auferlegte Fastenzeit. "Aber nach dem Karfreitag kommt die Auferstehung. Das Leben ist stärker als der Tod." Das Ostergeheimnis lasse sich nicht unterkriegen. "Es findet ja in uns selbst statt", sagte Landau. "Selbst wenn wir dann vielleicht immer noch keine Gottesdienste feiern dürften."
Caritas sucht und findet Freiwillige
In der ORF-Vorabendsendung "Wien heute" wurde von einem Aufruf der Caritas berichtet, die für die Versorgung besonders verletzlicher Bevölkerungsgruppen Freiwillige suchen. Allein in Wien hätten sich daraufhin 2.000 vielfach noch junge Frauen und Männer gemeldet, die Dienst z.B. beim Suppenbus oder bei Essensausgabestellen leisten wollen. Caritas-Wien-Generalsekretär Klaus Schwertner berichtete im ORF, dass in Koordination mit der Stadtverwaltung Obdachlosen-Einrichtungen in einen 24-Stunden-Betrieb wechseln, damit sich Betroffene möglichst nicht im - derzeit sehr kalten - Freien aufhalten müssen.
Spenden für die Caritas-Hilfsaktion sind möglich unter www.caritas.at/corona-nothilfe oder mit einer SMS mit dem gewünschten Spendenbetrag (z.B.: "10") an die Nummer: +43664 660 3333.
Quelle: kathpress