Abt Wilfinger: Corona-Krise nur durch Solidarität lösbar
Georg Wilfinger, Abt des Stiftes Melk, ist mit Blick auf die aktuelle Corona-Krise überzeugt: "Lösen können wir diese Krise nur durch gemeinsame Solidarität." Er appellierte an die Bevölkerung, von panischen Handlungen abzusehen, denn diese seien meist wenig solidarisch und würden kaum zur Entspannung der Lage beitragen, sagte er in einem Interview mit den "Niederösterreichischen Nachrichten" (NÖN) am Dienstag.
Gerade wo das soziale Leben so eingeschränkt ist, müssen wir neue Formen des solidarischen Zusammenlebens entwickeln.
Die Sorge um Mitmenschen sei berechtigt, sie dürfe jedoch nicht so weit gehen, dass sie das Handeln lähme und keine Entscheidungen mehr getroffen werden könnten, so Wilfinger. Bei all der Sorge dürften die durchaus vorhandenen Zeichen der Hoffnung nicht übersehen werden. So steige die Zahl der Betroffenen in Österreich im Moment zwar noch an, es gebe aber nun auch die ersten Fälle, die als geheilt gelten. Menschen zeigten Formen der Solidarität und setzten sich füreinander ein. "Auch in chaotischen Zeiten gibt es immer wieder Gesten einer unerwarteten Menschlichkeit, die uns vielleicht überraschen" betonte der Abt.
Das Stift Melk hatte bereits am vergangenen Donnerstag angekündigt, mit sofortiger Wirkung alle touristischen Bereiche und Betriebe zu schließen; Freitagmittag wurde das gesamte Stiftsareal für Besucher geschlossen. Eine komplette Abriegelung des Stiftes Melk gebe es aber vorerst nicht, wies Wilfinger hin: Weiterhin kämen Mitarbeiter sowie Lieferanten ins Haus. Die Kontakte seien jedoch auf ein Mindestmaß reduziert.
Das Wort 'abriegeln' hat für mich einen traurigen Klang", nahm der Abt Bezug auf die Frage der NÖN: Das Stift Melk bekennt sich dazu, ein offenes Haus zu sein, das von vielen Menschen aufgesucht werden kann und soll... Ich muss ganz ehrlich sagen, es ist schon eigenartig, wenn man nun in den Prälatenhof blickt und dort untertags niemanden sieht.
Um die Zeit ohne öffentliche Gottesdienste zu überbrücken, empfiehlt der Ordensmann den Gläubigen vor allem das Gebet. "Wer betet, tut dies nicht allein für sich selbst, sondern öffnet sich immer auch auf die Gemeinschaft mit den anderen Gläubigen hin, seien diese nun anwesend oder nicht." Aus dem Bewusstsein, dass viele Menschen nun gezwungen seien, ihren Glauben allein zu leben, könne auch eine neue Form der Solidarität entstehen. So könne etwa die eigene Familie als Ort wiederentdeckt werden, an dem religiöse Grundvollzüge stattfinden, hofft Wilfinger.
Quelle: kathpress