Barmherzige Brüder feiern Gründer: Bei Seuchen nicht wegschauen
Der heilige Johannes von Gott (1495-1550), auf den sich der Hospitalorden der Barmherzigen Brüder beruft, hat auch nach 525 Jahren eine bleibend aktuelle Botschaft der Nächstenliebe und ganzheitlichen Zuwendung zu Kranken und Armen: Darauf hat Ignaz Hochholzer, Priester und Oberarzt im Wiener Krankenhaus der Barmherzigen Brüder, bei der bereits am Montag veranstalteten Jubiläumsmesse in der Eisenstädter Krankenhauskirche hingewiesen. Der in Portugal geborene Heilige habe deshalb so sehr auf "Achtung, Respekt, Liebe und Sauberkeit" geachtet, da er selbst Missachtung, Erniedrigung und brutale Behandlung erlitten habe, sagte der Festprediger.
Hochholzer hob die spektakuläre Bekehrung hervor, die der im portugiesischen Montemor-o-Novo geborene Johannes von Gott nach einem mehr als 40-jährigen Leben in "Belanglosigkeit" eine "epochale Erneuerung" durchgemacht habe. Zuvor "Ausreißer von daheim, Schafhirte, Söldner und Buchhändler", den man inzwischen sicher längst vergessen hätte, habe er sich dann ausschließlich den Kranken und Armen zugewendet und sie betreut. Der Heilige sei von einer "unzerstörbaren und unaufhörlichen Liebe" erfasst gewesen, sei für seine Nächsten "buchstäblich durch Feuer und Wasser gegangen" - und auf diese Weise bereits 55-jährig, völlig ausgezehrt, verstorben.
Ein Ordensgründer im engeren Sinn sei Johannes von Gott nicht, seien die Barmherzigen Brüder doch nur "einem Freundeskreis entwachsen, dem er sein Lebenswerk anvertraut hat", präzisierte Hochholzer. Regeln oder Statuten habe der Heilige nicht hinterlassen. Überall auf der Welt sei es bis heute jedoch Auftrag aller "Barmherzigen", einen "Samariterdienst" zu leisten, sagte der priesterliche Internist. Dieser Dienst bestehe darin, "vom hohen Ross zu steigen, sich dem Elenden zuneigen, ihn aufheben, aufs Pferd setzen, gut unterbringen und gesund pflegen". Dies sei ein anderer Zugang als der heute oft gewählte, bei dem man versucht sei, "wegzuschaun, wenn etwas passiert - nur nicht einmischen, schnell weg - ansonst gibt es nur Unannehmlichkeiten und Ablehnung!"
Jubiläum in Eisenstadt
Bei Festmesse wurde auch das heuer anstehende runde Jubiläum des Eisenstädter Spitals der Barmherzigen Brüder gefeiert. Das heute älteste und größte Spital im Burgenland wurde vor 260 Jahren - am 13. Juni 1760 - gegründet, durch einen Vertrag zwischen Fürst Anton Esterhazy und dem damaligen Ordensprovinzial P. Leo Kurtz, unterschrieben auch von Kaiserin Maria Theresia. Schon damals sei "umfassend gedacht" worden, betonte Hochholzer: Man habe nicht nur ein Krankenhaus, sondern gleichzeitig auch eine Apotheke und eine Kirche übergeben, zusammen mit landwirtschaftlichen Nutzflächen um das Spital, zum Teil bereits damals mit Reben.
Die Festmesse wurde umrahmt von der Kleinen Orgelsolomesse, die Joseph Haydn einst für die Barmherzigen Brüder geschrieben hatte. Der "fromme Komponist" sei mit dem Orden eng verbunden gewesen, erinnerte Hochholzer, sei er doch nach seiner Entlassung vom Stephansdom in Wien zunächst 1755-1758 im Wiener Ordensspital tätig gewesen, ehe er von Fürst Esterhazy nach Eisenstadt geholt wurde und dort ab 1761 erneut bei den Brüdern war. Von daher kommt es, dass Haydn die 1775 verfasste Orgelsolomesse mit den Worten "Laus Deo, Laus Beatae Virgini Mariae et Laus Sancti Joanni de Deo" ("Zum Lobe Gottes, der seligen Jungfrau Mariä und des Heiligen Johannes von Gott") den Barmherzigen Brüdern widmete.
Anschließend an die Festmesse mit zahlreichen Ehrengästen und Mitarbeitern des Krankenhauses sowie Angehörige und Patienten, bei denen die Krankenhausseelsorger Josef Kuzmits und P. Ignatis Hembrom konzelebrierten, wurden 13 Ärztinnen und Ärzte in einem Festakt zu Oberärzten ernannt. Die Urkunden wurden ihnen überreicht von P. Prior Daniel Katzenschläger und dem Ärztlichen Direktor Prim. Dr. Martin Wehrschütz.
Vorreiter in Pestzeiten
Die Geschichte der Barmherzigen Brüder hat ihre Wurzel auf der Tiberinsel in Rom, wo die sich auf Johannes von Gott berufende Gemeinschaft ab 1584 ein Hospital errichtete und sich bereits in den ersten Jahren durch hervorragende Pflege von Malaria-Patienten auszeichneten. 1614 wurde das Spital an der heutigen Taborstraße in Wien-Leopoldstadt gebaut, das als Mitteleuropas erstes Krankenhaus im heutigen Verständnis gilt und das Privileg erhielten, dafür Almosen zu sammeln. Die Ordensbrüder selbst waren dabei als Krankenpfleger und Wundärzte tätig. Inmitten des Dreißigjährigen Krieges, wirkten sie an vorderster Front in der Betreuung von Seuchenkranken, sowie auch 1679 bei der großen Pest in Wien, als viele von ihnen bei diesem Dienst starben.
Heute betreibt der Orden Krankenhäuser in Wien, Graz, Linz, Salzburg, Eisenstadt, Klagenfurt (Elisabethinen) sowie in St. Veit an der Glan. Zwei von ihnen - jene in Linz und Eisenstadt - gehören zu den unter den offiziell für die Behandlung von Coronavirus-Patienten ausgewiesenen Spitälern in Österreich. (Infos: www.barmherzige-brueder.at)
Quelle: kathpress