Landau: "Nicht nur Grenzen schützen, sondern auch Menschen"
Nicht nur die Grenzen müssen geschützt werden, sondern auch die Menschen. "Beides ist gleichzeitig möglich", hat der Caritas-Präsident Michael Landau am Mittwoch in den "Oberösterreichischen Nachrichten" betont. Die Situation von Flüchtlingen an der griechisch-türkischen Grenze bezeichnete Landau als "unerträglich". In Anbetracht der menschenunwürdigen Zustände der Flüchtlingslager in Griechenland und der Zuspitzung der Flüchtlingssituation in der Türkei ruft nun auch das Don Bosco Flüchtlingswerk die österreichische Politik zum Handeln auf. Deutschland zeige durch die angekündigte Aufnahme von 1.500 Kindern von den griechischen Inseln vor, wie den besonders Schutzbedürftigen akut geholfen werden könne, so die Hilfsorganisation in einer Aussendung am Mittwoch.
Europa müsse aus dem Jahr 2015 lernen, die Hilfe massiv aufstocken, "sich aber auch nicht erpressen lassen", meinte Landau. Er erinnerte dabei an die damals massiven Kürzungen des "World Food Programme" in den Nachbarländern Syriens, die den entscheidenden Anlass gegeben hatten, dass sich viele Menschen auf den Weg nach Europa machten.
Landau appellierte an die österreichische Regierung "ein Stück weit an den Weg der humanitären Tradition Österreichs" anzuschließen und besonders verletzliche syrische Asylsuchende aufzunehmen. Trotzdem habe er Verständnis für das Anliegen Innenministers Karl Nehammer zwischen Flucht und Migration besser zu unterscheiden, so der Caritas-Präsident, der auf einen professionellen Umgang mit dem Thema Flucht pochte - ähnlich wie die Regierung nun mit dem Coronavirus umgehe.
Landau schloss sich in den OÖN den Worten von Papst Franziskus an: "Solange Krieg herrscht, solange die Menschen in den Nachbarländern keinen Schutz und keine Perspektive finden, solange mit Waffenhandel viel Geld verdient wird, werden sich Menschen auf den Weg auch nach Europa machen."
Der Verstaatlichung der Flüchtlingsberatung steht der Caritas-Präsident kritisch gegenüber. Die gleiche Behörde entscheidet über die Aufnahme und in Verfahren, berät die betroffenen Menschen und sorgt für ihre Außerlandesschaffung." Landau zog einen Vergleich: "Niemand möchte beispielsweise in einem Scheidungsverfahren von einem Anwalt beraten werden, den die gegnerische Partei ausgesucht, angestellt und bezahlt hat."
Zikeli: "Zeit zu handeln"
"Auch für Österreich ist jetzt die Zeit zu handeln", forderte Michael Zikeli, Geschäftsführer des Don Bosco Flüchtlingswerks. Aktuell stünden im Don Bosco Flüchtlingswerk Austria 15 Plätze für unbegleitete minderjährige Asylsuchende (UmF) zur Verfügung, die "unverzüglich belegt werden können".
Das Don Bosco Flüchtlingswerk versteht sich als Teil eines Österreichs, das bei Leid und Elend mutig gegensteuere und sich der eigenen humanitären Verantwortung national und international bewusst sei. Die Herausforderungen im Bereich Asyl, Migration und Integration könnten nur transnational, konstruktiv und solidarisch gelöst werden. "Es ist Zeit für eine europaweit einheitliche und menschenwürdige Flüchtlingspolitik. Jetzt aber muss zuerst zum Wohl der Schwächsten gehandelt werden", mahnte Zikeli.
Das Don Bosco Flüchtlingswerk Austria ist eine Initiative der Salesianer Don Boscos, der Don Bosco Schwestern und von "Jugend Eine Welt" mit dem Ziel, sich für unbegleitete junge Flüchtlinge in Österreich einzusetzen. (Spenden "Don Bosco Flüchtlingswerk": IBAN: AT21 2011 1280 3544 0500, BIC: GIBAATWWXXX)
Quelle: kathpress