Landau: Soforthilfe für Syrien ist "erster wichtiger Schritt"
Caritas-Präsident Michael Landau hat die von der Bundesregierung am Dienstag beschlossene Soforthilfe für Syrien "als ersten wichtigen Schritt" begrüßt und darüber hinaus einen humanitären Aktionsplan für die Krisenregion gefordert. "Wer die Bilder aus der Hölle Idlibs kennt, weiß" laut Landau: Die Zusage, Mittel des Auslandskatastrophenfonds für Flüchtlinge in Nordsyrien einsetzen zu wollen, sei "ein ermutigendes Zeichen". Die Caritas hoffe, dass andere europäische Länder und die Europäische Union diesem Beispiel folgen. Und auch in Österreich solle es zu jener langfristigen Erhöhung der Hilfe vor Ort kommen - wie im Regierungsprogramm festgehalten, erinnerte Landau.
Aus Sicht der Caritas sei klar: Wer die humanitäre Katastrophe an der türkisch-griechischen Grenze beenden möchte, müsse in Syrien beginnen, müsse die Türkei unterstützen und Griechenland helfen. "Neben grenzsichernden Maßnahmen wird vor allem auch humanitäre Hilfe erforderlich sein", so Landau. Wer nicht möchte, dass sich die Fehler aus dem Jahr 2015 wiederholen, müsse die Hilfe vor Ort langfristig massiv ausweiten. Konkret forderte der Caritas-Chef einen humanitären Aktionsplan Europas und damit deutlich mehr Engagement in Syrien, in der Türkei, in Griechenland und auch in der Balkanregion. Die fehlenden Mittel für das World Food Programme seien 2015 ein maßgeblicher Grund für die große Fluchtbewegung gewesen, erklärte Landau. "Und auch heute schlagen die Vereinten Nationen Alarm, weil Essensrationen in den Flüchtlingslagern bereits verkleinert werden mussten."
Die Caritas setzt sich auch für ein verstärktes Engagement im Bereich Resettlement und Relocation ein. Damit könnte besonders verletzlichen Gruppen - Kindern und pflegebedürftigen bzw. behinderten Menschen - rasch und gezielt geholfen werden. Dass es an der türkisch-griechischen Grenze mittlerweile ganz offen zu illegalen "Pushbacks" komme und keine Asylanträge mehr gestellt werden könnten, sieht Landau äußerst kritisch: "Außengrenzschutz und ein Einhalten der Genfer Flüchtlingskonvention schließen einander nicht aus. Auch in einer angespannten Situation wie dieser muss gelten: Wer Schutz braucht, muss diesen Schutz auch erhalten."
Caritas auf Lesbos und Chios präsent
Die Caritas bat auch um Spenden für Hilfe in Syrien und Griechenland. Landau berichtete von 26.000 Menschen, denen die Caritas mit Hilfe ihrer Partner in Griechenland derzeit Schutz und Unterkunft biete. Auf Lesbos sei ein Caritas-Team im Lager Kara Tepe stationiert, auf Chios werden Geflüchtete medizinisch versorgt. Jedoch sei deutlich mehr Hilfe notwendig, um die ganz basale Versorgung mit Lebensmitteln, Wasser und Hygieneprodukten sicherzustellen. Das gilt laut Landau in und um Syrien und ebenso entlang der Länder des Balkans und in Griechenland.
Seit Ausbruch des Kriegs in Syrien hat die Caritas 180.000 Menschen geholfen. Für weitere Hilfe bittet die Hilfsorganisation um weitere Spenden. Ein Nothilfepaket für Bedürftige vor Ort kostet 30 Euro. (Caritas Spendenkonto bei der BAWAG PSK: IBAN AT92 6000 0000 0770 0004; Kennwort: Flüchtlingshilfe; Info: www.caritas.at/griechenland)
Die türkis-grüne Regierungsspitze kündigte am Dienstag "volle Unterstützung" für Griechenland an. Es sollen drei Millionen Euro aus dem Auslandskatastrophenfonds für Menschen in Syrien, auch jene in der stark umkämpfen Stadt Idlib, bereitgestellt werden - laut Bundeskanzler Sebastian Kurz die größte Ausschüttung für ein Land seit Bestehen des Fonds. Auch Polizeibeamte für den Grenzschutz sollen bereitgestellt werden. Sowohl Kurz als auch Vizekanzler Werner Kogler machten den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan für die aktuelle Lage an der EU-Außengrenze verantwortlich.
Quelle: kathpress