Kardinal Schönborn: Fastenzeit soll "Zeit der Wandlung" sein
Kardinal Christoph Schönborn hat am Beginn der Fastenzeit dazu aufgerufen, die Gegenwart Gottes besser wahrzunehmen und auf sie zu vertrauen. Die Menschheit erlebe derzeit einen Moment vieler Ängste und berechtigter Sorgen, sei es wegen der Klimaveränderung oder aktuell des Coronavirus, sagte der Kardinal bei der Aschermittwoch-Liturgie am Abend im Wiener Stephansdom. Beim kirchlichen Ruf "Kehrt um", gehe es aber "nicht um die Angst vor der Zukunft, sondern um die Umkehr zum Herrn", hielt Schönborn fest. In seinem ersten großen Gottesdienst im Stephansdom seit seinem Lungeninfarkt Anfang Dezember wünschte der Kardinal den Gläubigen denn auch "schon jetzt eine Vorahnung von der Freude des Ostermorgens, dass der Herr auferstanden und bei uns ist".
Die 40-tägige österliche Bußzeit sei eine "Zeit der Wandlung", sagte Schönborn in seiner Predigt im dicht gefüllten Dom. Gott wolle den Menschen Umkehr, Versöhnung und Verwandlung schenken. Christen seien in der Fastenzeit eingeladen zur Buße und Umkehr, "aber nicht etwa aus Angst vor dem Coronavirus oder dem Klimawandel", betonte der Kardinal: "Es geht nicht um die Angst, es geht um den Ostermorgen."
Durch seine eigene Krankheitserfahrung habe auch für ihn selbst das Wort "Kehrt um" einen persönlichen neuen Klang bekommen, schilderte der Wiener Erzbischof. Im Kern gehe es um die Umkehr zu einem "barmherzigen, gütigen Gott", der "bei uns ist" und den Menschen "nicht Unheil, sondern Heil will".
"Lasst euch mit Gott versöhnen", bezeichnete Schönborn als ein weiteres Stichwort für die Fastenzeit. Die Einladung zu dieser Erfahrung gelte es in der österlichen Bußzeit neu zu leben. Es sei die "Zeit der Versöhnung" mit Gott, mit dem Nächsten und auch mit sich selbst, denn, so der Kardinal:
Umkehr hat keinen Sinn, wenn am Schluss alles wieder gleich bleibt wie vorher.
Frucht von Umkehr und Versöhnung sei schließlich die Einladung zu einer neuen Haltung der Innerlichkeit, die dazu beitrage, Gott im Verborgenen zu finden. Dies wiederum ziehe eine Veränderung des äußeren Verhaltens nach sich, rief Schönborn zu einem Wandel "weg von der Oberflächlichkeit, hin zu einer lebendigen Gegenwart" auf.
Beim Almosengeben etwa gehe es darum, sich demjenigen zuzuwenden, dem man helfen wolle, anstatt darauf zu schauen, wie man selbst öffentlich dastehe. Wer beten wolle, könne dies auch im Verborgenen tun, denn es gehe nicht darum, dass andere bemerkten, wie fromm man sei, so der Kardinal.
Und wenn du fastest, ist das gut und gesund, aber nicht das Wichtigste. Es ist das In-sich-gehen, das 'Sich selber besser wahrnehmen' und die Gegenwart Gottes besser wahrnehmen.
Nach der Predigt segnete der Wiener Erzbischof bei dem Gottesdienst Asche als Zeichen von Vergänglichkeit und Buße. Geistliche zeichneten danach den Gläubigen ein Kreuz aus Asche auf die Stirn und sprachen dazu die Worte "Bedenke Mensch, dass du Staub bist und wieder zum Staub zurückkehren wirst".
Am Ende der Aschermittwoch-Liturgie mit Kardinal Schönborn läutete die Pummerin. Die Wiener Komturei des "Ritterordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem" gestaltete im Anschluss zusammen mit Dompfarrer Toni Faber im Stephansdom ein Gebet für den Frieden im Heiligen Land.
Quelle: kathpress