Ordensmann: Welt leidet unter "Zuvielisation"
"Wir leiden an einer 'Zuvielisation'. Es ist alles zu viel. Das tut den Leuten nicht gut, der Beziehung zu Gott nicht und der ganzen Welt nicht": Das betonte der Propst des Stiftes St. Florian, Johannes Holzinger, am Freitag in den "Oberösterreichischen Nachrichten". Eine Umkehr könne vor allem in der Fastenzeit gelingen, denn Verzicht führe zu einer inneren Reinigung, "bis man bei sich selbst ankommt. Diese Begegnung kann oft aber recht hart sein".
Das "Herabsteigen" von den eigenen Ansprüchen könne bewirken, "dass man innerlich weiterkommt. Darum geht es ja eigentlich: weglassen, was man nicht braucht". Damit verbunden sei auch die Frage, "wann sich die Verantwortlichen endlich diesen Traum vom ewigen Wirtschaftswachstum abschminken werden. Bevor man sich von diesem Gedanken nicht verabschiedet, wird für die Welt nichts besser. Ständig diese Überproduktion von Sachen, die kein Mensch braucht." Fasten sei hier das Gegenteil zur Gier, die heute alles ruiniere.
Wer unter professioneller Leitung fasten möchte, dem empfiehlt der Ordensmann, eines der Fasten-Angebote der Klöster anzunehmen. Dort gehe es nämlich nicht nur um eine reduzierte Nahrungszufuhr sondern auch um einen spirituellen Zugang zum Fasten. "Im Evangelium sind beten, fasten und Almosen geben eng miteinander verbunden", erläuterte der Propst. Fasten sei daher nicht nur mit einer Gewichtsreduktion verbunden sondern führe dazu, "dass man alles andere mit einer gewissen Leichtigkeit angeht". Fasten sei dazu da, "einmal einen Stricht zu machen unter vieles und etwas Neues anzufangen".
Durchaus einen Stellenwert habe beim Fasten auch die Freude. Einer Fastenbewegung, die in finsteres Gesicht macht, steht er kritisch gegenüber. "Vielleicht kommt man ja durch das Fasten wieder zu Dingen, an denen man sich wirklich freut", so der Ordensmann. Kirchliches Fasten soll laut dem Propst bewusst machen, dass es unterschiedliche Zeiten und unterschiedliche Rhythmen gibt im Lebenslauf.
Quelle: kathpress