Ganymed-Performance über Macht interpretiert religiöse Kunst
Religiöse Kunstwerke, wie "Maria mit dem Kind" von Perugino, "Hl. Georg im Kampf mit dem Drachen" von Leonhard Beck oder "David mit dem Haupt Goliaths" von Carvaggio sind Teil der Perfomance "Ganymed", die ab 4. März zum siebten Mal im Kunsthistorischen Museum (KHM) stattfindet. Gemeinsam sei den Werken nicht nur der religiöse Hintergrund, sondern auch das Thema Macht, Machterhalt und Machtverlust, erklärte Ganymed-Regisseurin Jacqueline Kornmüller im Gespräch mit "Kathpress" die Perfomance mit dem Titel "Ganymed in Power". 30 Künstler erwecken dabei die Werke der Kunstgeschichte mit Texten, Musik und Tanz "zum Leben". So interpretiert u.a. das Wiener Akustik-Duo "Die Strottern" das Renaissance Bild "Maria mit dem Kind" als Zwiegespräch zwischen Mutter und Kind.
Erziehung seien der erste Kontakt der Menschen mit dem Thema "Macht", meinte Kornmüller: So müssten sich Kinder mit den Vorstellungen, Erziehungsmaßnahmen, aber auch "Machthandlungen" der Eltern auseinandersetzen; auch Jesus als Kind Marias. Ein Grund warum das Künstler-Duo Klemens Lendl und David Müller - alias "Die Strottern" - Jesus als Kind zeigen, das sich durchs Leben kämpft, u.a. mit der Strophe: "Wie i tua / Stolz und gscheid und brav / Reiss i mi zsam / Reiss i mi zsam für di."
Durch "Ganymed in Power" erhalten die alten Meister des KHM "neue, gesellschaftliche oder politische Tiefe"; die Performance ermögliche neue Sichtweisen, betonte Kornmüller. So wird aus der triumphalen Szene des "Hl. Georg im Kampf mit dem Drachen" das dramatisches Trickfilm-Drama "Dracophobia". Animationskünstler Benny Omerzell erzählt aus Sicht der Opfer - der Drachen, als die letzten Giganten ihrer Art, die vom Menschen bedroht und schließlich zerstört werden. Durch die die aktuellen Debatten rund um Umweltverschmutzung und Erderwärmung würden der Heilige sowie das Kunstwerk eine neue Dimension erhalten: "Der Heilige Georg wird vom mutigen Kämpfer gegen das Böse zum 'Zerstörer der Natur'", erklärte Ganymed-Regisseurin Kornmüller.
Aktuelle politische Geschehnisse, wie der Ibiza-Skandal des ehemaligen FPÖ-Politikers Heinz-Christian Straches oder die letzten Nationalratswahlen seien zwar eine Quelle für Interpretationen gewesen, aber nicht der Auslöser für das Motiv der Macht, meinte Schauspieler Peter Wolf, der die Performance "Ganymed" gemeinsam mit Kornmüller gegründet hat. Macht und seine zwei "Triebfedern Angst und Liebe" seien Kirche wie Politik eingeschrieben und seit jeher existent.
Hinter "mächtigen Personen" liege hingegen eine Art "Körper der Macht", erklärte Kornmüller: Menschen, Politiker, Bildnisse oder historische Figuren repräsentierten Macht und gingen "in ihrer Rolle auf, bis sie kaum noch selbst existieren". Als Beispiel nannte Wolf das in Ganymed neu interpretierte Portrait "Kaiserin Maria Theresia" von Anton von Maron: Die Monarchin repräsentiere weltliche wie religiöse Macht, allein durch ihren "erhabenen Körper glauben die Menschen an sie". Ihr Körper stehe damit "für die pure Macht", befand Wolf.
Die Perfomance "Ganymed" gastiert nach ihren Gastauftritten in Budapest und Brüssel, sowie ab Herbst 2020 auch in der Eremitage Sankt Petersburg.
Quelle: kathpress