Fasten in den Religionen
Für Christen in aller Welt beginnt die Fastenzeit heuer am 26. Februar und dauert bis zum Karsamstag, 11. April. Theologisch gesehen, dient das Fasten als Vorbereitung auf Ostern. Aber nicht nur im Christentum wird gefastet - in allen großen Weltreligionen findet sich dieser Brauch. Der folgende Artikel gibt einen Überblick über die Fastentraditionen in den großen Weltreligionen.
Im Judentum gibt es gleich mehrere religiöse Feiertage, an denen gefastet wird: vor Purim, vor Pessach oder an Jom Kippur. Letzterer, der "Tag der Versöhnung", ist der wichtigste jüdische Fasttag. Das Fasten ist an diesem Tag allumfassend und bedeutet für diejenigen, welche die religiöse Tradition befolgen, eine ganze Nacht und den ganzen darauffolgenden Tag weder zu essen noch zu trinken. Verboten sind auch Sex, Autofahren, Baden oder Schminken - nichts soll den Prozess der seelischen Katharsis stören, nicht einmal der Genuss von Leitungswasser. Heuer beginnt Jom Kippur am 27. September. Das Fasten beginnt noch vor dem Sonnenuntergang des Vorabends und dauert bis zum Einbruch der Nacht am folgenden Tag, somit in etwa 25 Stunden.
In Israel steht an diesem Tag das Leben still - es fahren keine Fahrzeuge, die Grenzen, Flughäfen, Cafés und Restaurants sind geschlossen. Ausgenommen von den strengen Regeln des Fastens am Versöhnungstag sind kranke Menschen, Schwangere und Kinder. Weiterhin wird am Versöhnungstag ausschließlich weiße Kleidung - als Zeichen der Reinheit - getragen und viel gebetet, um sich mit den Mitmenschen und mit Gott auszusöhnen. In den Gebeten wird auch an verstorbene Freunde und Angehörige gedacht.
Es gibt außer Jom Kippur noch weitere Fastentage, an denen ähnlich streng gefastet wird. Diese Tage dienen zur Erinnerung an besonders tragische Geschehnisse im Laufe der Geschichte des jüdischen Volkes.
Christen fasten ab Aschermittwoch
Das christliche Fasten beginnt am Aschermittwoch. Heuer fällt dieser auf den 26. Februar. Bis Ostern verzichten die Gläubigen 40 Tage lang, um Gott näher und selbst zur Ruhe zu kommen. Strenge Regeln werden heutzutage kaum noch befolgt, jeder entscheidet selbst, worauf er verzichten will. Grundgelegt ist die Tradition in der Bibel, laut der sich Jesus 40 Tage lang in die Wüste zurückzog und fastete. Als wichtigste Fastentage gelten im Christentum Aschermittwoch und Karfreitag.
Neben der Fastenzeit vor Ostern gibt es im Christentum auch die "kleine" Fastenzeit, die früher als Vorbereitung auf Weihnachten gehalten wurde. Eine Tradition, die in der heutigen vorweihnachtlichen Zeit größtenteils verschwunden ist. Eine weitere, in Vergessenheit geratene Tradition des Christentums sind zwei Fastentage in der Woche: mittwochs, um daran zu erinnern, dass Judas an diesem Tag Jesus verraten hat und freitags, um Jesu Kreuzigung zu gedenken.
Viermal im Jahr fasten Gläubige der orthodoxen Kirchen mehrere Wochen lang. In der Passionszeit etwa sind es sieben Wochen. Weitere Fastenwochen finden nach Pfingsten, im August und in der Adventzeit von Mitte November bis zum Heiligen Abend statt. Mittwochs und freitags wird ebenfalls gefastet, Fleisch, Eier und Milchprodukte sind in dieser Zeit nicht erlaubt.
Ramadan: Fasten bis Sonnenuntergang
Im Islam ist der Fastenmonat Ramadan die wichtigste Fastenzeit. Das Frühstück steht im Ramadan schon vor Sonnenaufgang auf dem Tisch und der Sonnenuntergang wird mit dem Fastenbrechen zelebriert. Ramadan ist der neunte Monat im muslimischen Kalender und dauert 29 oder 30 Tage. Die Zeit bis zum Fest des Fastenbrechens gilt als Zeit der Besinnung. Gläubige Muslime verzichten in dieser Zeit tagsüber auf Essen und Trinken, auf Sexualität und versuchen, mit sich und ihren Mitmenschen ins Reine zu kommen. Fasten ist ein wichtiges Gebot im Islam, das auch im Koran festgeschrieben ist. Ausgenommen vom Fastengebot sind Kinder, Schwangere, Kranke und Reisende.
Im Buddhismus gibt es keine strenge Fastenzeit wie etwa im Islam. Aber Enthaltsamkeit und weniger Nahrung wird als Vorbereitung auf die Meditation genutzt. Ganz auf Essen und Trinken zu verzichten, entferne jedoch von Buddhas "Weg der Mitte": er lehnte sowohl Völlerei als auch vollkommene Entbehrungen ab. Will man allerdings einen Fasttag nennen, so ist das das Fest "Vesakh". Am ersten Vollmondtag im Mai oder Juni feiern Buddhisten auf der ganzen Welt dann Geburt, Erleuchtung und Tod Buddhas. Viele Menschen fasten zu "Vesakh" und kleiden sich ganz in Weiß.
Ähnlich wie im Buddhismus gibt es auch im Hinduismus keine einheitlichen Fastenzeiten. Manche Hindus fasten zum Ehrentag Shivas, andere zu Krishnas Geburtstag und wieder andere folgen mit ihrem Verzicht auf Nahrung dem Beispiel Gandhis und versuchen damit, politisch etwas zu erreichen. Für viele hinduistische Gurus, "Sadhu" genannt, ist das Leben bestimmt durch Askese. Sie verzichten also auf alles, was nicht unbedingt zum Überleben notwendig ist: Sie leben zurückgezogen als Einsiedler, besitzen nur, was sie am Leib tragen, essen und trinken nur das zum Überleben Nötige und leben auch sexuell enthaltsam.
Quelle: kathpress