Bibelwerksdirektorin: In der Bibel ist immer Fasching
Fasching ist die Zeit der Gelage, des Tanzens, der Narren und auch die Zeit der Machtumkehr. Diese Aspekte finden sich auch in der Bibel, wie Elisabeth Birnbaum, Direktorin des Österreichischen Katholischen Bibelwerks, anhand des Königs David im Alten Testament aufzeigt: Er war "dem Wein und gutem Essen nicht abgeneigt", wusste um die heilende Kraft fröhlicher Musik, schreckte trotz königlicher Würde nicht davor zurück, ausgelassen zu tanzen, schrieb Birnbaum unter dem Titel "In der Bibel ist immer Fasching" auf der theologischen Feuilleton-Website feinschwarz.net. Und David stehe auch für die im Fasching durch Verkleidung symbolisch zelebrierte und in der Bibel häufige Umkehr der Machtverhältnisse wie kaum ein anderer.
Bei David zeige sich dies in mehrfacher Hinsicht, wies die Bibelwerksdirektorin hin: Nicht einer seiner sechs älteren Brüder werde vom Propheten Samuel zum König gesalbt, sondern er als der jüngste, der Schafe hütet. Und nicht der übermächtige, bis auf die Zähne bewaffnete Goliat gewinne den Zweikampf, sondern der kleine, schmächtige, unbewaffnete David. Dass die scheinbar Schwachen, Machtlosen die Mächtigen besiegen, ziehe sich durch die gesamte Bibel, so Birnbaum. Jüngere Brüder werden wie bei Jakob und Esau dem älteren vorangestellt, die versklavten Israeliten fliehen erfolgreich aus Ägypten, dem der modernste Militärapparat der damaligen Zeit nichts nütze, und die unbewaffnete Judit bringe mitten im Heerlager der Assyrer deren Anführer Holofernes zur Strecke und rette ihr Volk damit vor dem Usurpator.
Die David zugeschriebenen Psalmen in der Bibel würdigen laut Birnbaum den "Wein, der das Herz des Menschen erfreut"; der König der Israeliten selbst erscheint als durch Rebensaft und Kuchen verführbar. David selbst und noch expliziter sein Sohn Salomo erwiesen sich als "karnevalesk" in Bezug auf Festmähler und prachtvolle Gelage, und auch von Jesus, laut Matthäus-Evangelium ein Nachkomme Davids, sei vorgeworfen worden, ein "Fresser und Säufer" zu sein.
Dass David - als "der erste biblische Musiktherapeut" - gut mit der Leier umgehen konnte, wird nach den Ausführungen der Bibelexpertin deutlich, als er mit seinen Klängen König Saul von bösen Geistern befreite. "Damit sind gleich zwei Aspekte des Karnevals angesprochen: Zum einen die Musik, die weder bei einer Faschingsfeier noch beim Opernball fehlen darf. Zum anderen die Vertreibung böser Geister, die ja auch im Fasching ihren Platz hat", schrieb Birnbaum.
Gott schätzt die "Narren"
Die Heimholung der Bundeslade nach Jerusalem sei für König David Anlass gewesen, "ausgelassen zu tanzen und zu hüpfen, zu Musik und Jubelschreien". Seine "offenbar eher humorlose Ehefrau namens Michal" habe dazu sarkastisch angemerkt, dass er sich damit vor den Augen seiner Untertanen bloßstellte. Für Gott wolle er sich "gern noch geringer machen", habe sich David zu dieser Narretei bekannt. Und Gott gibt dem "Narren" recht, merkte Birnbaum an: Michal "bekam bis zu ihrem Tod kein Kind", heiße es in der Bibel.
Der Fasching geht in Kürze zu Ende - die biblische "Faschingszeit" dagegen endet nicht, so die Bibelwerksdirektorin abschließend: "Wieder und wieder lädt Gott sein Volk zum Festmahl ein. Wieder und wieder lässt er es tanzen, jubeln, feiern und närrisch vor Freude werden. Und wieder und wieder kehrt er die Machtverhältnisse um." (Link: www.feinschwarz.net)
Quelle: kathpress