Bischöfe Lateinamerikas: Papst stärkt Einsatz für Amazonien
Das postsynodale Papstschreiben "Querida Amazonia" im Nachgang zur Amazonien-Synode wird in den Ortskirchen Lateinamerikas als Bestärkung des Einsatzes der katholischen Kirche zum Schutz Amazoniens und seiner Bewohner gesehen. Der Präsident des Bischofsrates für Lateinamerika und die Karibik (CELAM), Miguel Cabrejos Vidarte, dankte Papst Franziskus in einer am Donnerstag auf der CELAM-Website veröffentlichten Videobotschaft für die Exhortation. Der Pontifex zeige damit klar auf, dass die Kirche "Seite an Seite mit den Völkern, indigenen Gemeinschaften und der Natur Amazoniens geht und als treue Verbündete für deren Rechte, Umweltschutz und würdevolles Leben kämpft", so der Erzbischof der peruanischen Diözese Trujillo.
Mit Rückhalt des Papstes und gemeinsam mit den Bischofskonferenzen lädt Cabrejos im Namen der CELAM alle Staaten ein, sich für die Verteidigung Amazoniens einzusetzen. Entschieden gelte es dabei schwere Probleme wie u.a. die Entwaldung, die "Geißel des Menschenhandels" sowie die Umweltverschmutzung zu bekämpfen, "denn Amazonien ist das Herz des Planeten", so der Erzbischof. Der Lateinamerikanische Bischofsrat greife die Einladung von Papst Franziskus in seinem "Traum von einem Amazonien, das für die Rechte der Ärmsten, der Eingeborenen und der Letzten in der Gesellschaft kämpft und sich für deren Würde einsetzt" auf. Gleiches gelte für die Wahrung der Natur Amazoniens oder für das Ziel lebendiger christlicher Gemeinschaften.
Ähnlich äußerte sich das 2014 als Reaktion auf die Papst-Enzyklika "Laudato si" gegründete panamazonische Kirchennetzwerk REPAM, das in die Durchführung der Amazonien-Synode wesentlich eingebunden war. "Querida Amazonia" solle "gelesen, gebetet, studiert, mit Unterscheidungsgabe aufgenommen, weiterverbreitet und vor allem als Auftrag für den Einsatz für das Leben in Amazonien und die künftigen Generationen der ganzen Welt" gesehen werden, hieß es in einer von den vorsitzenden Kardinälen Claudio Hummes (Brasilien) und Pedro Barreto (Peru) sowie REPAM-Generalsekretär Mauricio Lopez unterzeichneten Stellungnahme zu dem neuen Papstschreiben.
Das Kirchennetzwerk teile die Visionen des Papstes etwa zum Kampf für die Rechte der Verletzlichsten, zu denen die indigenen Völker zählten, damit "ihre Stimme gehört und ihre Würde gesichert" werde. Weiters gehe es auch um den Erhalt ihrer derart vielfältigen kulturellen Schönheit und den Schutz der Schönheit ihrer Umgebung - sowie um die Hilfe für christliche Gemeinschaften mit "amazonischem Gesicht". Die Amazonien-Synode habe mit viel Zuhören und Dialog die Grundlage für den Entwurf "wahrhaft neuer Wege" geschaffen, so die REPAM-Spitzen. Papst Franziskus selbst habe dabei ein "Vorbild im Zuhören, Respekt und vor allem Mut" gegeben, um auf pastoraler, kultureller, ökologischer und synodaler Ebene "Bekehrungen" zu fördern.
Bischöfe sehen "Türe weiter offen"
Die nicht erfolgte Öffnung des Priesteramts für bewährte verheiratete Männer ("viri probati") sowie des Diakonenamtes für Frauen war in Interviews einzelner Bischöfe der Region Thema. Martin Quijano, Bischof der peruanischen Amazonas-Diözese Pucallpa und Synoden-Teilnehmer, erklärte in einem Interview mit der Nachrichtenagentur "Reuters" (Mittwoch Ortszeit), er habe weiter Hoffnung, dass in diesen Fragen auch mit der Exhortation noch keine endgültige Entscheidung gefallen sei. "Die Türe ist weiter offen. Der Papst bittet um Reflexion darüber, und diese Bitte ist weiter aufrecht."
Kämpferischer äußerte sich Bischof Giuliano Frigeni aus dem brasilianischen Parintins: "Jetzt müssen wir die Ärmel hochkrempeln und noch härter arbeiten", sagte er. In seiner 20-jährigen Amtszeit in Parintins habe er es nur auf 20 Priesterweihen geschafft, wobei es im brasilianischen Amazonas nur einen Bischof gebe, der aus der Region stamme. Seine Diakone seinen "stark überarbeitet", so Frigeni weiter: Sie würden samstags und sonntags bis zu elf Stunden in Kanus unterwegs sein, um in entlegenen Gemeinden am Amazonas zu predigen. Dennoch würde die oberste Priorität dieser Männer immer bei ihren Familien, nicht bei der Kirche liegen.
"Prophetischer Text"
Als den "vielleicht schönsten Text, den Franziskus bisher verfasst hat" würdigte indessen der Erzbischof von La Plata in Argentinien, Victor Manuel Fernandez, das nachsynodale Papst-Dokument. Dieses sei "eine Ergänzung zum Synoden-Abschlussdokument, ohne es gleichzeitig aufzuheben" und somit ein völliges Novum in der Kirchengeschichte, erklärte der als Vertrauter von Papst Franziskus geltende Geistliche in einer von der Plattform religiondigital.org veröffentlichten Stellungnahme. Das Schreiben reflektiere "die Schmerzen und Qualen von Papst Franziskus". Nur weil der Text nicht zu den "viri probati" Stellung nehme, dürfe man nicht dessen "prophetische Stimme für die Gesellschaft, für die Politik und für die sozialen Bewegungen" verschweigen.
Ausdrückliches Lob fand auch der kürzlich zum ersten aus Lateinamerika stammenden Vorsitzenden der US-Bischofskonferenz gewählte Erzbischof von Los Angeles, Jose Horacio Gomez: Papst Franziskus habe in seinem Schreiben erinnert, "dass die Kirche der Menschheit dient und Jesus Christus und sein Evangelium der Liebe verkündet". Die westlichen Länder seien dabei aufgerufen, "unseren Lebensstil zu überprüfen und darüber nachzudenken, welche Folgen unsere Entscheidungen für die Umwelt und die Armen haben" Die Bischöfe der USA würden sich weiter "zur Evangelisierung und zum Aufbau einer immer gerechteren und geschwisterlichen Welt, die die Unversehrtheit von Gottes Schöpfung achtet" bekennen, so Erzbischof Gomez.
Quelle: kathpress