Erzdiözese Wien: "Keine Diskriminierung aufgrund des Kreuzes"
Differenziert hat sich die Erzdiözese Wien zum politisch befeuerten Streit um die Entscheidung des Krankenhauses Nord geäußert, in den Patientenzimmern auf Kreuze zu verzichten. In einem "Kathpress" vorliegenden Mail an Medienvertreter erinnerte Pressesprecher Michael Prüller am Mittwochnachmittag daran, dass im betreffenden Spital in Wien-Floridsdorf schon bei der Eröffnung im April 2019 keine Kreuze aufgehängt wurden. "Wir begrüßen als Erzdiözese Wien das Anbringen von Kreuzen sehr", einzelnen Krankenhäusern stehe es als Dienstleistungsbetrieb aber "prinzipiell frei zu entscheiden", ob Kreuze angebracht werden. In kirchlichen Häusern werde dies getan:
Wir behandeln dort Menschen aller Religionen. Eine Diskriminierung aufgrund des Kreuzes hat noch niemand geltend gemacht.
Ein Krankenhaus ist nach den Worten Prüllers - "anders als eine öffentliche Schule oder ein Gerichtssaal" - keine Behörde oder Amt, daher gebe es auch keine Vorschriften in Bezug auf die Anbringung von Kreuzen. Die Freiheit, dazu Nein zu sagen, "müssen wir als Kirche achten". Ein Verbot von Kreuzen gebe es jedenfalls nicht, "dagegen würden wir auch entschieden auftreten", betonte der Kommunikations-Chef der Erzdiözese Wien.
Kreuze in Krankenzimmern sehe die Kirche nicht in erster Linie als "kulturelle Marke", sondern als Trost und Stärkung für die Patienten bzw. als Hinweis auf die Würde jedes Menschen unabhängig von seiner Gesundheit und Leistungsfähigkeit. Das Kreuz sei aus gläubiger Sicht das Zeichen dafür, dass Christus sein Leben für alle Menschen hingab und damit zum Inbegriff dafür geworden sei, "dass Leid und Krankheit einen Sinn haben können und dass der Tod nicht das letzte Wort hat". Das könne Patienten Halt und Stütze geben, wies Prüller hin.
Im Krankenhaus Nord blieben Christen durch die Präsenz der katholischen, evangelischen und orthodoxen Krankenseelsorge "selbstverständlich nicht allein mit ihren Schmerzen und Ängsten": Auf Wunsch werde jedem Patienten ein Kreuz zur Verfügung gestellt. Diese Situation in der Klinik Floridsdorf sei "kein Einzelfall und kein Novum", relativierte Prüller die derzeitige mediale Aufregung.
Kritik und Polemik durch Politiker
Im Vorfeld der Wiener Gemeinderatswahl war es zuletzt zu einem politischen Schlagabtausch rund um den Kreuzverzicht im Krankenhaus Nord gekommen. ÖVP und FPÖ übten teils scharfe Kritik, die man im Büro des SP-Bürgermeisters Michael Ludwig nicht nachvollziehen konnte.
Die ÖVP-Nationalratsabgeordnete und Menschenrechtssprecherin Gudrun Kugler wies darauf hin, dass ihr zahlreiche Muslime immer wieder versichern würden, mit christlichen Symbolen und Festen keinerlei Probleme zu haben. Österreich mag zwar "derzeit kein sehr religiöses Land" sein, aber das Kreuz hat laut der Politikerin "dennoch viel mit uns zu tun: Vor allem ist es ein Zeichen, dass Würde nicht vom Gesetzgeber verliehen wird. Und dass das Leben auch dann sinnvoll ist, wenn es nicht produktiv ist." Kugler forderte die Verantwortlichen in Krankenanstaltenverbund (KAV) und Krankenhaus Nord in ihrer über "Facebook" veröffentlichten (Mittwoch) Reaktion auf, in den Krankenzimmern Kreuze aufzuhängen.
Der KAV hatte davor seinen Beschluss dagegen mit dem Hinweis begründet, "dass sonst nur ein religiöses Symbol in den Zimmern ist - und das auch andere Konfessionen diskriminieren könnte". Kultusministerin Susanne Raab bezeichnete das Kreuz als "ein geistes- und kulturwissenschaftliches Symbol Europas", das in Klassenzimmern und im öffentlichen Raum präsent bleiben solle. Die FPÖ Wien erkannte einen "Kniefall vor dem Islam" und sandte aus: "Muslime, die hier kein Kreuz im Krankenhaus haben wollen, sollen sich in einem islamischen Land behandeln lassen." Bürgermeister Ludwig wiederum nannte es "mehr als verwunderlich", dass die jetzige Aufregung genau von jenen Parteien komme, die am Sonntag Geschäfte aufsperren wollten oder den Karfreitag abgeschafft hätten.
Quelle: kathpress