Schelkshorn: Gegenwartskritik durch christliche Philosophie
Christliche Philosophie ist keine bloß akademische Disziplin, sondern sie zielt immer auch darauf, "eine kritische Perspektive für das Hier und Heute zu entwickeln": Darauf hat der Wiener Philosoph Prof. Hans Schelkshorn hingewiesen. Ein Beispiel sei die seines Erachtens erforderliche philosophische Kritik neorechter Bewegungen in Europa, die den Anspruch erheben würden, "das christliche Abendland zu verteidigen" und die dabei einen "völkischen Nationenbegriff" zugrunde legten. "Das steht im Widerspruch zum Christentum", sagte Schelkshorn im Interview mit dem Wiener Universitätsmagazin "uni:view". Umgekehrt halte er es auch für "absurd", dass die "Neue Rechte im Namen christlicher Politik die Menschenrechte bekämpft". Hier brauche es den Einspruch von Theologie und christlicher Philosophie.
Schelkshorn äußerte sich im Vorfeld seiner Antrittsvorlesung als Professor für Christliche Philosophie am 29. Jänner an der Universität Wien. Die Antrittsvorlesung (Beginn: 18.30 Uhr) steht unter dem Titel "Athen, Jerusalem, Santo Domingo. Philosophie und Christentum in der globalen Moderne" und wird im Großen Festsaal der Universität Wien stattfinden. Der bisher bereits seit 2007 als Außerordentlicher Professor am Institut für Christliche Philosophie lehrende Schelkshorn übernahm den Lehrstuhl für Christliche Philosophie in der Nachfolge des emeritierten Prof. Rudolf Langthaler im vergangenen Oktober.
Das Verhältnis von Philosophie und Theologie sei heute höchst komplex und alles andere als geklärt, führte Schelkshorn weiter aus. Die "Fronten" zwischen beiden Disziplinen seien "wieder verhärtet": "Von Religionen wird von säkularer Seite gefordert, ihre Dogmatismen und Gewaltpotentiale durch eine philosophische Selbstaufklärung zu entschärfen. Zugleich scheint jedoch in der Gegenwartsphilosophie eine 'christliche Philosophie' ein Ding der Unmöglichkeit zu sein". Sein eigenes philosophisches Denken bewege sich genau entlang dieser Schnittstelle, so Schelkshorn.
Johann Schelkshorn wurde 1960 in Melk geboren. Er studierte Theologie, Philosophie und Klassische Philologie in Wien und Tübingen. 1989 promovierte er in Katholischer Theologie, 1994 in Philosophie. Ab 1990 war Schelkshorn zunächst als Assistent am Institut für Christliche Philosophie der Wiener Fakultät tätig; im Jahr 2000 übernahm er eine Assistenzprofessur. 2007 wurde er Außerordentlicher Professor am Institut für Christliche Philosophie, dem er seit 2016 vorstand. Zum 1. Oktober 2019 übernahm er den Lehrstuhl für Christliche Philosophie in der Nachfolge des emeritierten Prof. Rudolf Langthaler.
Neben Schelkshorn war die Katholisch-Theologische Fakultät mit fünf weiteren Neuberufungen in das aktuelle Wintersemester gestartet: Der aus dem Burgenland stammende und zuletzt an der Universität Duisburg lehrende Bibelwissenschaftler Markus Tiwald hat die Professur für Neues Testament übernommen; der aus Wien stammende und zuletzt an der Universität Würzburg lehrende Ostkirchenexperte Thomas Nemeth den Lehrstuhl "Theologie des Christlichen Ostens". Den Lehrstuhl für Kirchen- und Religionsrecht hat der aus Klagenfurt stammende Jurist und Theologe Andreas Kowatsch inne.
Aufgewertet wurden die Stellen von Agnethe Siquans und Jakob Deibl: Siquans lehrte seit 2010 als Außerordentliche Professorin am Institut für Alttestamentliche Bibelwissenschaft - seit 1. Juli 2019 ist sie Universitätsprofessorin für Alttestamentliche Bibelwissenschaft. Weiters wurde der seit 2013 im Fachbereich für Theologische Grundlagenforschung lehrende Benediktiner Jakob Deibl zum Assistenzprofessor ("Tenure Track") für die neue Professur "Religion und Ästhetik" berufen. (Infos: https://ktf.univie.ac.at)
Quelle: kathpress