Aus einer Kolchose wurde Caritasfarm für Obdachlosen-Integration
Auf dem Gelände einer ehemaligen Kolchose in Bacova im rumänischen Banat betreibt die Caritas Temeswar eine Farm und ein integratives Sozialprojekt für obdachlose Menschen. In dem Beschäftigungsprojekt erhalten sie die Chance auf einen Neuanfang mit geregeltem Tagesablauf und sorgen gleichzeitig für die Produktion von Lebensmitteln für Einrichtungen der Caritas. Dass schmeckt, was hier u.a. "verwurstet" wird, davon konnten sich österreichische Journalisten bei einer Pressereise der Caritas Österreich zu Hilfsprojekten in Rumänien überzeugen. Auf der Farm werden 100 Hektar mit Getreide, Mais, Sonnenblumen und - ganz neu - mit Elefantengras bebaut. Eine Schweinezucht, Kühe, eine Getreidemühle und eine Tischlerei ermöglichen den ehemals Obdachlosen verschiedene Tätigkeiten.
Die meisten der im "Nachtasyl" im nahen Temeswar angeworbenen Obdachlosen finden sich bald mit den erforderlichen Arbeitsrhythmen zurecht, einige wenige nicht, die verschwinden nach wenigen Tagen wieder, erzählt Farmleiter Rainer den Medienvertretern. Verdienen können die derzeit zwölf hier Wohnenden, umgerechnet 270 Euro - angesichts des derzeitigen Mindestlohns in Rumänien von 470 Euro ein fairer Betrag. Sozialarbeiter der Caritas unterstützen beim Umgang mit dem Geld, auch den Alltag lernen die Arbeiter zu bewältigen: ihr Frühstück und Abendessen müssen sie selber zubereiten. Ist Alkohol ein Thema? Ja, bestätigt Rainer, beim geltenden Verbot werde allerdings manchmal ein Auge zugedrückt.
Ein Sonderfall ist der 58-jährige Nicolae. Er wohnt als einziger mit seiner jetzt 16-jährigen Tochter Madalena seit acht Jahren auf der Farm. Schon davor war er Hauptbezugsperson für das Mädchen, konnte ihr allerdings längere Zeit nur ein Heim in einem rostigen Wohnwagen und danach im Keller eines Wohnblocks aus kommunistischer Zeit bieten. Das Kinderschutzzentrum in Temeswar machte die Caritas auf die beiden aufmerksam, seither ist die Farm wie sein Geburtshaus zur Heimat geworden, erzählt Nicolae.
Madalena ist nicht zuletzt durch die Unterstützung in der Kindertagesstätte "Casa Pater Berno" im Dorf eine Vorzugsschülerin geworden. Den Journalisten aus Österreich gibt sie bereitwillig eine Kostprobe ihres Könnens am Keyboard. Madalenas Berufswunsch: Psychologin. Ob sie, wie so viele junge Rumänen, ihr Geld einmal im Ausland verdienen möchte, hält sie sich offen. Als Nicolae seine Tochter umarmt und küsst, versichert, wie stolz er auf sie ist, hat er Tränen in den Augen.
Deutscher Salvatorianer war Initiator
Die Journalistengruppe besucht auch den Ausgangsort vieler der bisher 80 Farmmitarbeiter - das Nachtasyl in der Hauptstadt des Banat, Temeswar. Es ist eine der wenigen Unterkünfte für Obdachlose in der 350.000-Einwohner-Stadt und geht ebenfalls auf den deutschen Salvatorianer Pater Berno Rupp zurück. Im Winter nächtigen in dem für 80 Personen konzipierten Quartier oft mehr als 100 Frauen und Männer in eng stehenden Stockbetten. Sie bekommen morgens und abends zu essen, können sich duschen, werden mit Kleidung und Medikamenten versorgt. Auch Sozialberatung wird angeboten. All das wird zur Hälfte von der Stadtgemeinde finanziert, den Rest muss die Caritas durch Spenden aufbringen.
Der 2017 verstorbene Salvatorianer Pater Berno war nach der politischen Wende 1989 Initiator vieler Sozialprojekte der Kirche. Mit dem Leitgedanken "Hilfe zur Selbsthilfe" baute er gemeinsam mit der Caritas Temeswar ein Netzwerk auf, das bedürftigen Frauen, Männern, Kindern, Alten und Randgruppen unter die Arme greift. Anlass dazu gaben ihm sieben Straßenkinder, die sich einen Kanalschacht vor der Kirche als Schlafplatz teilten. "Keiner wird vergessen" war Pater Bernos Credo, sein Ziel war stets, den armen Menschen wieder Würde zu geben.
Für ihre Rumänien-Hilfsprojekte zum diesjährigen Schwerpunkt Kinderarmut ihrer Februar-Sammlung bittet die Caritas um Spenden (Konto: IBAN AT23 2011 1000 0123 4560, Kennwort: "Kinder in Not"; Online-Spenden: www.caritas.at/kinder).
Quelle: kathpress