Hennefeld übt scharfe Kritik an europäischer Flüchtlingspolitik
Heftige Kritik an der europäischen Flüchtlingspolitik hat der reformierte Landessuperintendent und stellvertretende Vorsitzende des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ), Thomas Hennefeld, geübt. Er äußerte sich bei einem ökumenischen Gottesdienst in der Wiener Pfarre St. Georg-Kagran, wie der ÖRKÖ am Freitag in einer Aussendung mitteilte. In Europa werde im Hinblick auf Flüchtlinge eine Politik betrieben , "die mit dem Evangelium nicht vereinbar ist", so Hennefeld.
Die EU schließe etwa mit Libyen Verträge, wo Flüchtlinge in den Lagern gefoltert und vergewaltigt werden, an den EU-Außengrenzen - etwa in Kroatien - werde mit exzessiver Gewalt gegen Flüchtlinge vorgegangen. Auch Menschen, die wegen ihrer christlichen Überzeugung fliehen mussten, seien nicht sicher vor Rückschiebung in Länder, in denen ihnen Verfolgung, Gefängnis oder Tod droht. Retter, die Ertrinkende retten wollen, würden kriminalisiert.
"Der Heilige Paulus hätte als Schiffbrüchiger vor Malta heute keine Chance gehabt", betonte Hennefeld. All dies werde auch von "christlichen Politikern" verantwortet, die "zwar Kreuze verteidigen, denen es aber egal ist, wenn Menschen an Kreuze genagelt werden". Wörtlich sagte der reformierte Landessuperintendent: "Wir dürfen diese politische Gotteslästerung nicht hinnehmen". Wenn sich die Barbarei breitmacht, dürften die Christen das Evangelium nicht verraten, "auch wenn sie manchmal zu schwach sind".
Im "Kyrie" des Gottesdienstes wurde u.a. gebetet: "Vergib uns, Herr, dass wir unsere Verantwortung zu wenig wahrnehmen, die uns dazu verpflichten würde, eine faire Behandlung von Flüchtlingen von der Politik einzumahnen".
In seinem Schlusswort rief der griechisch-orthodoxe Metropolit Arsenios (Kardamakis) dazu auf, im Bemühen um die Einheit der Kirchen die Christen nicht zu vergessen, "die wegen ihres Glaubens verfolgt, misshandelt und getötet werden". Die Christen dürften aber darauf vertrauen, dass der Heilige Geist sie in der Sehnsucht nach Einheit tröstet und stärkt, "damit sie wahrhaft für das Evangelium Zeugnis geben können". (Infos: www.oekumene.at)
Quelle: kathpress