Salesianer Kettner: "Geist Don Boscos nicht an Orden gebunden"
Der Geist Don Boscos ist nicht an den Orden gebunden, sondern "der Orden ist Mittel zum Zweck": Darauf hat der designierte Provinzial der Salesianer Don Boscos, P. Siegfried Kettner (56), in der aktuellen Ausgabe der St. Pöltner Kirchenzeitung "Kirche bunt" hingewiesen. Das "Salesianische Wirken" hänge davon ab, ob und wie das Vorbild des Ordensgründers Don Bosco umgesetzt werde; dafür brauche es zwar konkrete Strukturen und Personen, das müssten aber "nicht Priester oder Männer sein", so der Jugendseelsorger im Interview im Vorfeld des Gedenktages des Jugendpatrons und Ordensgründers Don Bosco am 31. Jänner. P. Kettner wurde im Dezember zum Provinzial für Österreich ernannt und tritt das Amt mit 15. August an. Er folgt in dieser Funktion auf P. Petrus Obermüller (58).
Trotz des zunehmenden Alters der Ordensleute zeigte sich P. Kettner überzeugt, dass "das Werk Don Boscos eine Zukunft hat". Um den Kontakt zu Jugendlichen aber nicht zu verlieren, müsse der Orden bewusster mit Laien zusammenarbeiten und Kooperationen suchen. Auch wenn sich Bedürfnisse und Veränderungen wandeln, gehe es noch immer darum "jungen Menschen Chancen zu eröffnen", erklärte P. Kettner die Zielsetzung der künftig von ihm geleiteten Ordensprovinz.
Der Orden der Salesianer Don Boscos erlebe in Europa gerade keinen "Aufbruch". Hier sei man "eben Teil der Gesellschaft", erklärte P. Kettner. Einzig in Kroatien gebe es viele Berufungen. Anders sehe es in Vietnam und Teilen Indiens und Afrikas aus, wo das salesianische Leben "blüht". Als Grund gab der ehemalige Leiter der Salesianischen Jugendbewegung an, dass es dort als "attraktiv" gelte, dem Orden beizutreten.
Die Salesianer Don Boscos sind mit 14.650 Mitgliedern in 132 Ländern der zweitgrößte katholische Männerorden. Gegründet wurde die Gemeinschaft 1859 von Johannes Bosco (1815-1888), der sich in der norditalienischen Industriestadt Turin der Nöte sozial entwurzelter Kinder und Jugendlichen annahm, sie von der Straße holte und ihnen in offenen Jugendzentren ("Oratorien") ein ganzheitliches Präventivprogramm mit Gemeinschaft, Bildung und Glaubensvermittlung bot. Don Bosco wurde 1934 von der Kirche heiliggesprochen und ist der Schutzpatron der Jugend.
In Österreich ist der Salesianerorden seit 1903 tätig, derzeit mit 70 Priestern und Laienbrüdern in acht Niederlassungen: In Amstetten, Fulpmes, Graz, Klagenfurt, Unterwaltersdorf, sowie in Wien an den Standorten Neuerdberg, Stadlau und Unter St. Veit. Schwerpunkte sind neben der Pfarrpastoral einerseits die Jugendseelsorge in Jugendzentren, in sozialer Kinder- und Jugendarbeit sowie in der Salesianischen Jugendbewegung, weiter auch die Führung von Schüler- und Studentenwohnheime, Bildungsarbeit vom (vor)schulischen bis zum berufsbildenden Bereich, die Förderung von Missionsprojekten, die Flüchtlingshilfe und der Freiwilligeneinsatz Jugendlicher im In- und Ausland.
Quelle: kathpress