Pastoraltagung stellt heuer Bibel in den Mittelpunkt
"Bibel. hören lesen leben": So lautet das diesjährige Thema der Österreichischen Pastoraltagung, die vom 9. bis 11. Jänner 2020 im Salzburger Bildungszentrum St. Virgil stattfindet. Wie vielschichtig die Heilige Schrift ist, verdeutlicht das veranstaltende Österreichische Pastoralinstitut (ÖPI) im Einladungsfolder: Von einem Stück Weltliteratur und "Bestseller" ist dort ebenso die Rede wie vom rituellen Gegenstand im Gottesdienst und Gerichtssaal, von einem "Gebrauchsgegenstand" für Lebensorientierung oder aber davon, dass "man mit ihren Texten auch Weltflucht, Intoleranz und so manchen fundamentalistischen Standpunkt begründen" könne.
Aus pastoraler Sicht gehe es bei der in Salzburg-St.Virgil veranstalteten größten Seelsorge-Fortbildungsveranstaltung in Österreich vor allem um die Lebensrelevanz der Botschaft Gottes heute, um "Liebe nach dem Vorbild Jesu" und um eine "Sehhilfe" für die Deutung und Gestaltung gesellschaftlicher Entwicklungen, so die ÖPI-Vertreter Anna Findl-Ludescher und Walter Krieger in ihrer Ankündigung.
Die heurige Pastoraltagung, an der alljährlich hunderte Mitarbeitende in Seelsorge und Religionspädagogik sowie Interessierte aus dem In- und dem benachbarten Ausland teilnehmen, greift die Initiative "Jahre der Bibel" auf, mit der die österreichischen Bischöfe dazu ermuntern wollen, sich neu mit der Bibel und ihrer Bedeutung für das eigene Leben zu befassen. Das im Advent 2018 begonnene und auf drei Jahre angelegte Projekt wurde vom Österreichischen Katholischen Bibelwerk initiiert und gemeinsam mit den Pastoralämtern der Diözesen durchgeführt. Bibelwerksdirektorin Elisabeth Birnbaum ist auch eine der Referentinnen der Tagung; die spricht am 10. Jänner über Bibelwahrnehmung heute unter der Trias "Kirche, Kunst, Kommerz".
Aspekte von Konflikt bis Heilung
Bereits am Donnerstag, 9. Jänner, kommen mit Hermann Glettler (Innsbruck) und Werner Freistetter (Militärordinariat) auch zwei Bischöfe in Dreiergesprächen zu Wort: Glettler tauscht sich mit dem Linzer Neutestamentler Christoph Niemand und Lucia Greiner, Leiterin des Seelsorgeamtes der Erzdiözese Salzburg, über "Die Bibel als Seele der Pastoral?" aus. Freistetter und seine Gesprächspartner Pfarrer Roland Schwarz sowie Josef Hölzl von der Abteilung Beziehung, Ehe und Familie der Diözese Linz beleuchten den Aspekt "Gewalt und Konflikt". Ein weiteres Trio - der Salzburger Generalvikar Roland Rasser, Michael Zugmann (Pastoralamt Linz) und die Salvatorianerin Sr. Maria Schlackl - widmet sich gemeinsam mit Franz Kogler (Bibelwerk Linz) dem Thema "Heil und Heilung" in der Bibel.
Ökumenische Offenheit signalisiert die Einladung des Mainzer evangelischen Bibelwissenschaftlers Ruben Zimmermann für den Eröffnungsvortrag. Er wird am Donnerstagvormittag "multiperspektivisches Bibelverstehen als Chance" skizzieren. Weitere Vortragsthemen sind neue Einsichten in die Johannesapokalypse, vermittelt von Hans-Georg Gradl, Neutestamentler in Trier, die von Bibeldidaktiker Wolfgang Wagerer beschriebene "Kraft des Narrativen" und Tipps zur narrative Praxis ("Wie Bibelerzählen wirkt") vom Hildesheimer Pastor Dirk Schliephake.
Bibel als Lebensreiseführer
Der deutsche Priester und Buchautor Andreas Knapp setzt mit Ausführungen über die Bibel als den besten Reiseführer am 11. Jänner den inhaltlichen Schlusspunkt der Pastoraltagung. Das Mitglied der "Kleinen Brüder vom Evangelium" lebt mit seinen Ordensbrüdern in einem Plattenbau in Leipzig und unternimmt immer wieder Reisen ins Heilige Land. Im Interview mit der Kooperationsredaktion österreichischer Kirchenzeitungen (2. Jänner) nannte er es "spannend zu entdecken, dass die Bibel kein blutleeres Buch ist, das nur über die Vergangenheit schreibt und den alten Spuren nachgeht". Sie könne genauso gut als Anleitung dienen, um als eine Art Reiseführer durch das Leben zu begleiten und Fragen aufzuwerfen wie: "Welches Ziel will ich erreichen? Was kann ich unterwegs erfahren und wie kann ich es deuten?"
In Workshops werden von Fachleuten spezielle Aspekte des Tagungsthemas wie Bibelvermittlung an Kinder, Bibliodrama oder "die Juden" in den Leidensgeschichten der Evangelien aufgegriffen und im kleinen Kreis diskutiert. Liturgische Beiträge leisten die Bischöfe Alois Schwarz und Anton Leichtfried (beide St. Pölten), auch ein musikalisch-kabarettistischer Beitrag steht auf dem Programm.
(Info: www.pastoral.at/pastoraltagung)
Quelle: kathpress