Lackner über 2019: Trotz Verfehlungen in Kirche auch viel Gutes
Trotz großer Verfehlungen geschieht in der Kirche auch viel Gutes: Darauf hat der Salzburger Erzbischof Franz Lackner in seiner Jahresschlussandacht am Dienstag im Salzburger Dom hingewiesen. In seinem Rückblick auf das Jahr 2019 führte er "leider hausgemachte" Problemfelder wie die von ihm geleitete Apostolische Visitation nach den Turbulenzen in Kärnten ebenso an wie innerdiözesane Konflikte und die Krise nach der "fürchterlichen Wunde" Missbrauch durch Kirchenvertreter. Freilich gelte es das viele Gute im abgelaufenen Jahr nicht zu vergessen - in den Pfarren, in Caritas, Orden und anderen kirchlichen und kirchennahen Organisationen, so Lackner.
2019 begann für den Salzburger Erzbischof mit dem päpstlichen Auftrag einer Visitation in der Nachbardiözese Gurk, wo "nach dem Weggang von Bischof Schwarz eine schwere Unruhe ausgebrochen" sei. Nach drei Monaten intensiver Arbeit habe das Visitationsteam einen Bericht an die vatikanische Bischofskongregation übergeben. "Als Visitator gehört die Beurteilung der Untersuchung nicht zu meiner Aufgabe; aber so viel kann ich sagen", sagte Lackner:
Die Gewerke der Kirche unterliegen den von staatlichen Stellen festgelegten Regeln; es braucht Transparenz und Kontrolle, aber es braucht darüber hinaus auch Vertrauen und hohe Verantwortlichkeit vor Gott und vor den Menschen.
In seiner eigenen Erzdiözese Salzburg seien Entscheidungen, die seitens der Kirchenleitung nach vielen Konsultationen und Mediationen getroffen wurden, auf pfarrlicher Ebene nicht verstanden worden. Lackner sprach offen von seinem Eindruck, "dass zuweilen jenes grundsätzliche Wohlwollen, ohne das Verstehen nicht möglich ist, zu fehlen scheint". Zugleich gestand er zu, "dass die Sorgen und Beweggründe im gläubigen Volk uns fern geworden sind". Der Erzbischof bat darum, partikulare wie auch individuelle Interessen zum Wohle des Ganzen nicht in den Vordergrund zu drängen. Er selbst wolle sich mit der Diözesanleitung "mehr bemühen, Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Menschen ernst zu nehmen und für sie da zu sein".
Der Missbrauch in der und durch die Kirche sei auch 2019 ein großes Thema gewesen, so Lackner weiter. Was Kindern, Schutzbefohlenen und anderen Mitmenschen angetan wurde, "wird in der Geschichte zu den großen Vergehen der Kirche gezählt werden". Das Leid der Opfer solle durch irgendwelche Rechtfertigungen in keinster Weise relativiert werden, dennoch dürften die ehrlichen Bemühungen seitens der Kirche nicht unerwähnt bleiben, verwies Lackner als Beispiel auf den Kinderschutzgipfel im Vatikan. Es gelte weltweit einheitliche Standards auch in Ländern zu etablieren, "wo diese Vergehen immer noch tabuisiert werden", sagte Lackner.
Stark gestiegene Kirchenaustritte
Das Genannte bilde wohl auch die wichtigsten Gründe, warum Kirchenaustritte 2019 sprunghaft in die Höhe geschnellt seien. Der Salzburger Erzbischof nannte etwa 5400 Ausgetretene in seiner Diözese - 20 Prozent mehr als im Vorjahr.
Das tut uns leid und wir bitten um Verzeihung, wenn dies aufgrund von vermeidbaren Fehlern unsererseits passiert ist.
Umkehr, Reue und Wiedergutmachung gehörten zur alltäglichen kirchlichen Praxis, so Lackner.
Zur Amazoniensynode in Rom erwähnte er, schon vor Jahren sowohl vom ökologischen als auch vom theologischen Fußabdruck gesprochen zu haben. "Das heißt, verantwortungsvolles Leben geschieht nicht anders, als dass der ganze Mensch sein Verhalten ändert." Abschließend appellierte der Erzbischof:
Hoffnungsfroh wollen wir das Neue Jahr beginnen, weil Glaube trägt ... Gott ist mit uns. Wir sind nicht allein. Sein Segen möge uns begleiten.
Quelle: kathpress