Bischof: Weihnachten lenkt Blick auf Unvollkommenes und Not
"Die Weihnachtsgeschichte lenkt den Blick auf das Unvollkommene, auf die Not, auf die Gewalt": Das hat der Apostolische Administrator der Diözese Gurk-Klagenfurt, Militärbischof Werner Freistetter, am Dienstag in einer ORF-Radio-Weihnachts-Ansprache betont. Ähnlich wie Jesus in eine Welt "voller Ungleichheit und Armut" geboren wurde, "leben auch wir heute in einer unvollkommenen Welt, in der wir mit Ungerechtigkeiten konfrontiert sind", so Freistetter.
Der Kern von Weihnachten zeige sich laut dem Bischof im Bild der Krippe. "Nicht das Schrille, das Glänzende, das Überbordende steht hier im Vordergrund, sondern das kleine, unscheinbare, aber im Grunde zutiefst Menschliche." Die Krippe lehre so im tieferen Sinne die Achtsamkeit vor dem Kleinen, Unscheinbaren, "das aber auch so mächtig und stark ist".
Die Weihnachtsgeschichte sei zugleich eine zutiefst tröstliche.
Gott setzt mit der Geburt Jesu einen Neuanfang und entfacht die Hoffnung in die Zukunft, weil er sich uns als Kind zeigt, klein und erbärmlich und gleichzeitig stärker als alle Mächte und Kräfte dieser Welt. Gott liebt uns so sehr, dass er unsere Menschlichkeit und unser Leben, und alles was damit zu tun hat, alles Gute aber auch alles Schlechte, mit uns teilt.
Weihnachtsfest durchbricht Alltag
Der Linzer Bischof Manfred Scheuer schreibt Weihnachten die Kraft zu, "mit seiner einmaligen, unaustauschbaren Stimmung Jahr für Jahr den gewohnten Alltag einer ganzen Gesellschaft durchbrechen zu können". An diesem einen entscheidenden Moment im Jahr drängten sich Sehnsüchte in den Vordergrund, "die sonst möglicherweise oft nachgereiht werden: nach Geborgenheit und Wohlgefühl, Behaglichkeit und Wärme, Heilung und Heilsein, Anerkennung und Liebe, Gemeinschaft und Zärtlichkeit", sagte der Bischof in einer ORF-Radio-Weihnachts-Ansprache am Dienstag.
Weihnachten könne so einen Anstoß liefern, Vertrauen zu haben und sich auf neue Anfänge einzulassen, die möglich sind, "wo Menschen einander verzeihen und einander nicht mehr auf das festlegen, was war, sondern ausprobieren, was sein könnte".
Dass das "Licht von Weihnachten" aus dem Alltagstrott herauslocke, betonte auch der Feldkircher Bischof Benno Elbs in einer ORF-Radio-Weihnachts-Ansprache am Dienstag. "Lichtfunke" sei dabei Jesus, der die Nachtseiten des Lebens sanft erhelle und Menschen somit zum Wegweiser für andere mache. "Wir empfangen Licht, wir empfangen Zärtlichkeit und werden selber Licht für andere."
Weihnachten sei zugleich eine "Sternstunde der Menschheit", deren Fokus auf der Menschwerdung Gottes liege, die zugleich erhelle wer Gott und "wer ich bin"; denn, "viele Menschen wissen nicht mehr, wofür sie gebraucht werden, warum oder wozu sie da sind. Sie fühlen sich wert- und würdelos, erfahren beruflich und privat wenig Achtung und Wertschätzung", erläuterte der Bischof.
Zu Weihnachten verehrten Christen ein Kind, "das die Welt verändert hat wie kaum ein anderer Mensch", betonte der St. Pöltner Bischof Alois Schwarz ebenfalls in einer ORF-Radio-Weihnachts-Ansprache am Dienstag. In Christus habe Gott den Menschen einen Retter geschenkt, der aufrichte und tröste und so den Blick und den Weg in eine andere Welt für jeden Menschen geöffnet habe.
Für den Salzburger Erzbischof Franz Lackner erschöpft sich Weihnachten nicht im gegenseitigen Beschenken oder einem perfekten Familienfest, "Weihnachten möchte hingegen ein Fest der Innerlichkeit sein; auch und vor allem für Menschen, die gerade in dieser Zeit Getriebene sind, denn es wohnt in uns eine geheime Sehnsucht nach Frieden, Geborgenheit und auch nach Stille".
Jesus sei nicht in der pulsierenden, umtriebigen und lauten Stadt Jerusalem, sondern in einem Stall in Bethlehem, im toten Winkel der Metropole, fernab von jeglicher Geschäftigkeit geboren worden. "Heilsgeschichte, das Ankommen Gottes in der Welt, möchte sich auch heute wiederholen; im Bethlehem unserer Herzen."
Quelle: kathpress