"Kirche in Not" beklagt anhaltende Krise in Venezuela
Der Österreich-Zweig des internationalen päpstlichen Hilfswerks "Kirche in Not" beklagt die anhaltende politische Krise in Venezuela. Neben regelmäßigen Stromausfällen gebe es in dem früher reichsten Land Südamerikas zu wenig Medikamente, Benzin oder Nahrungsmittel. Die Versorgungskrise erschwere mittlerweile auch Priestern und kirchlichen Mitarbeitern ihre Tätigkeit, wie das Hilfswerk am Donnerstag auf seiner Website berichtete. In Venezuela herrsche ein "gesellschaftlicher, moralischer und wirtschaftlicher Krieg", berichtete etwa Angel Colmenares, Priester der Diözese La Guaira an der Zentralküste Venezuelas.
Neben der Armut herrsche auch eine "tiefgreifende moralische Krise", die die gesamte Gesellschaft betreffe. Zunehmende Diebstähle, Alkoholmissbrauch und Prostitution würden "Misstrauen und Unsicherheit" wachsen lassen, so Colmenares. In dieser Krisenzeit bestehe auch bei Seelsorgern die Versuchung, sich "an die Umstände zu gewöhnen und zu denken: Da kann ich ohnehin nichts ausrichten".
Seit drei Jahren erlebt Venezuela innere Spannungen und eine Massenflucht. Wegen der anhaltenden Versorgungskrise sollen laut den Vereinten Nationen bereits mehr als vier Millionen Menschen das Land verlassen haben. Ein Großteil flüchtete in die Nachbarländer Kolumbien und Brasilien. Auch Priester stünden vor der Entscheidung zu gehen oder zu bleiben: "Schließlich werden auch woanders Geistliche gebraucht. Mit dem Verdienst im Ausland könnten wir unsere Eltern und Geschwister in Venezuela unterstützen", berichtete Colmenares.
Priester hätten nicht nur finanzielle Schwierigkeiten; laut "Kirche in Not" gibt es auch Engpässe bei der ärztlichen Betreuung. So mussten 2018 zehn Priester außer Landes gebracht werden, um ärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen. Mindestens vier sollen aus Mangel an Medikamenten zur Krebs- oder Diabetesbehandlung gestorben sein. Außerdem komme es auch zu Gewalt oder Raub, so wurde etwa ein Pfarrer bei einem Überfall im Juli 2018 getötet.
Die katholische Kirche, besonders die Caritas, engagiert sich mittels Verteilung von Nahrungsmitteln, Medikamenten und medizinischen Geräten. Kurz vor Weihnachten habe Colmenares von Seiten des kirchlichen Hilfswerkes eine Art "Grundbedarf" für seine Gemeinde erhalten, wie eine Waschmaschine und einen Kühlschrank. Darin könne der Priester nun die Lebensmittel frisch halten, die er an Bedürftige verteilt, so "Kirche in Not".
Venezuela wird von einem Machtkampf zwischen dem Präsident Maduro und dem konservativen Interimspräsidenten Juan Guaido erschüttert. Die Opposition erkennt wegen Maduros umstrittenem Wahlsieg ohne aussichtsreiche Kandidaten der Opposition dessen zweite Amtszeit nicht an. Parlamentspräsident Guaido wurde daraufhin als Interimspräsident vereidigt. Venezuelas Bischöfe forderten zuletzt Mitte Juli Maduro zum Rücktritt auf und appellierten an die Armee, die "Praxis der Verfolgung und Folter" zu beenden. (Infos: www.kircheinnot.at; Spenden: "KIRCHE IN NOT", Verwendungszweck: Venezuela, IBAN: AT71 2011 1827 6701 0600, BIC: GIBAATWWXXX)
Quelle: kathpress