In Beziehungen statt nur in Geschenke investieren
Einfachheit, Freude und ein maßvoller Lebensstil: Wer sich zu Weihnachten darum bemüht, kann nach den Worten von Bischof Hermann Glettler das Fest "entkrampfter und erlöster" feiern. "Ich bin nicht gegen Geschenke, aber es ist wichtig, in Beziehungen zu investieren. Und bitte nicht auf die Beziehung zum eigentlichen Geburtstagskind vergessen. Die innere Verbindung mit Jesus aufzunehmen oder zu stärken, ist das Nachhaltige von Weihnachten", sagte der Tiroler Oberhirte in einem Interview mit der "Tiroler Tageszeitung" (Dienstag). Materielles allein mache nicht glücklich.
Die "ungebremste Wachstumsgier im Produzieren und Konsumieren" habe ökologische und soziale Krisen heraufbeschworen und sei "jetzt schon tödlich", mahnte der Bischof mit Blick auf die Folgen der Klimaveränderung in anderen Ländern bis hin zum drohenden Hungertod. Die Situation erfordere eine andere Lebensweise inklusive politischer Weichenstellungen dafür. Doch kaum jemand wolle von Verzicht etwas hören. "Vielleicht sollten wir es gleich zu Weihnachten versuchen: weniger Geschenke, aber dafür mehr Zeit füreinander", regte Glettler an.
Heilsam für die Feier des Heiligen Abends wäre es, "einander zu entlasten", sagte der Bischof, der auf das besondere Ritual einer ihm bekannten Familie verwies.
Jeder schreibt auf einen Zettel einen persönlichen Dank, zweitens was ihn oder sie in letzter Zeit gestört hat, und, ganz wichtig, wofür man um Entschuldigung bitten möchte. Dann werden die Zettel getauscht. Es folgen ganz dichte Momente, wohltuende Worte und Umarmungen. Dem Fest steht nichts mehr im Wege.
So könne Weihnachtsfriede beginnen, "vielleicht noch verstärkt durch ein Gebet um Frieden weltweit und um Trost für Menschen, die es schwer haben".
"Alles, was Beziehungen stärkt und Begegnungen ermöglicht, ist im Sinne des Evangeliums", sagte Glettler. Beziehung gehe vor Leistung und vorgegaukelter Perfektion, was man an bestimmten Lernorten - der Bischof nannte hier als Beispiele das in Sozialeinrichtungen erlebbare "herzhafte Feiern" von Menschen mit Beeinträchtigungen, jedoch auch bereits das Betrachten der Weihnachtskrippe - erfahren könne. Dies alles helfe dabei, Verlustängste, Nervosität und Ungeduld zu überwinden.
Der christliche Glaube liefere "Lebensenergie und Wandlungskraft für eine müde gewordene Gesellschaft, die noch dazu auf zu großem Fuß lebt", fuhr der Innsbrucker Diözesanbischof fort. Die Kirche als deren Vermittlerin sei zwar "alt und renovierungsbedürftig", gleiche dabei aber einer "Brunnenfassung", deren Aufgabe es sei, das Wesentliche - nämlich "Frischwasser" - anzubieten. Glettler:
Wir alle können Durststiller sein. Von Jesus selbst stammt die anspruchsvolle Ansage: Wer Durst hat, komme zu mir. Das Wasser, das ich ihm gebe, wird zur sprudelnden Quelle.
Quelle: kathpress