Glettler: "Engel von Auschwitz" hat Spirale des Hasses gebrochen
Der Todestag von Sr. Angela Autsch, dem "Engel von Auschwitz", jährt sich am 23. Dezember zum 75. Mal. 1940 wurde die deutsche Ordensfrau als politischer Häftling ins KZ Ravensbrück eingeliefert, 1942 nach Auschwitz verlegt. Dass sie sich dort vor allem um die Sorgen ihrer Mitgefangenen kümmerte, mache ihre "überzeugende Liebesfähigkeit" deutlich, die schließlich die "Spirale des Hasses und der Gewalt" gebrochen habe, würdigte Bischof Hermann Glettler die Angehörige des Trinitarierordens am Montag gegenüber "Kathpress". Sie starb 1944 im KZ-Auschwitz während einer Bombardierung des Lagers durch US-Luftstreitkräfte an Herzversagen.
Mit ihrem Dienst habe Sr. Autsch die "Seligpreisungen der Bergpredigt Jesu in authentischer Weise gelebt", so der Bischof. Dass sie in der "Hölle radikaler Entmenschlichung zu einer Nächstenliebe fähig war, die alle Maßstäbe übersteigt", sei nur durch ihre tiefe mystische Verbundenheit mit Jesus zu erklären. Das mache sie zu einer "Lichtgestalt, die auch in unseren Tagen ihre Leuchtkraft entfaltet".
In ihren Briefen fänden sich weder Klagen über ihre Situation noch Anklage oder Verbitterung, wies Glettler hin. Ihre eigenen Sorgen und berechtigten Überlebenswünsche habe sie zurückgestellt, um andere zu trösten und vor dem Verzweifeln zu bewahren.
Für uns ist sie mit dieser inneren Freiheit und berührenden Menschlichkeit ein großes Vorbild - sie fordert uns heraus, mutiger und entschlossener uns selbst einzusetzen, wo heutzutage Menschen in ihrer Würde übersehen oder gedemütigt werden.
Bischof Glettler feiert am 22. Dezember im Innsbrucker Dom ein Pontifikalamt in Gedenken an Sr. Angela Autsch. Im März 1990 eröffnete der damalige Erzbischof von Wien, Kardinal Hans Hermann Groer, den Seligsprechungsprozess für Sr. Angela. 1992 wurden die Unterlagen nach Rom geschickt, Papst Franziskus hat ihr im Mai 2018 den "heroischen Tugendgrad" zuerkannt und sie somit einen Schritt weiter in Richtung Seligsprechung gebracht.
1933 Eintritt in den Orden
Ursprünglich stammte Maria Cäcilia Autsch aus dem westfälischen Röllecken, wo sie am 26. März 1900 geboren wurde. Als eines von sieben Kindern lernte sie die Armut am eigenen Leib kennen. Um ihren Beitrag zum Familienunterhalt zu leisten, nahm sie erst eine Stelle als Kindermädchen an und wechselte später auf eine Stelle als Verkäuferin in einem Modegeschäft. Doch sah sie darin nicht den Sinn ihres Lebens. Vielmehr entschied sie sich für ein geistliches Leben.
Auf Grund ihrer Mitarbeit in der Trinitarischen Laienbewegung trat sie im September 1933 in das damals einzige deutschsprachige Kloster der Kongregation in Mötz (Tirol) ein. Fünf Jahre später legte sie die ewige Profess ab: Aus Maria Cäcilia Autsch wurde Sr. Angela vom Heiligen Herzen Jesu.
1938 war ein Schicksalsjahr für Österreich, auch das Leben der Schwester wurde dadurch maßgeblich beeinflusst. Die Nationalsozialisten ergriffen die Macht. Sie versuchten, das Kloster in Mötz zu beschlagnahmen. Sr. Angela setzte sich zur Wehr und blieb erfolgreich.
"Hitler Plage für ganz Europa"
"Der Hitler ist eine Plage für ganz Europa", so machte sie aus ihrer Meinung über die neuen Zeiten ihrem Herzen Luft. Weitere Bemerkungen ihrerseits ließen die Gestapo vermuten, dass Sr. Angela die verbotenen Feindsender hörte. Das brachte sie wegen "Führerbeleidigung und Wehrkraftzersetzung" im August 1940 in das KZ Ravensbrück. Mit der Häftlingsnummer 4651 trug sie den roten Winkel der politischen Gefangenen. Bereits dort versuchte sie ihren Mithäftlingen selbstlos zu helfen. 1942 kam sie dann ins KZ Auschwitz. Insgesamt 67 Briefe aus der Gefangenschaft sind erhalten, in denen Sr. Angela zumeist verschlüsselt über ihren Alltag berichtete.
Sie wurde dem Lazarett zugewiesen, das den Nazis vorbehalten war, und sollte sich um die Wäschekammer und die Verteilung der Essensrationen kümmern - zum Segen für ihre Mithäftlinge, denn sie gab ihnen Essen, warmes Wasser und Seife zum Waschen und versteckte erkrankte Mithäftlinge in der Wäschekammer, damit sie sich erholen konnten. Nach ihrem Tod vor Heiligabend 1944 wurde ihre Leiche direkt im Krematorium des Lagers verbrannt.
Quelle: kathpress