Sternsingeraktion 2020 unterstützt Straßenkinder in Kenia
Hunger, Armut, minderjährige Mütter und Straßengangs gehören zum Alltag im Mukuru-Slum in Kenias Hauptstadt Nairobi. Im größten Armutsviertel Afrikas sollen laut Schätzungen der Dreikönigsaktion (DKA) 700.000 Menschen auf engstem Raum leben, davon 60.000 Straßenkinder. Der ostafrikanische Staat ist das Schwerpunktland der Sternsingeraktion 2020 und eines der insgesamt 20 Empfängerländer, der von der DKA eingehobenen Spenden. Das Geld, das als Kaspar, Melchior und Balthasar verkleidete Kinder zwischen Weihnachten und dem Dreikönigstag (6. Jänner 2020) sammeln, finanziert heuer speziell Bildungs-, Freizeit- und Sozialprojekte für Straßenkinder im Mukuru-Slum. Viele überleben nur, indem sie betteln, Schuhe putzen oder Müll sammeln.
Schulbildung, positive Vorbilder und eine stabile Umgebung seien die wichtigsten Elemente, um Kinder und Jugendliche vor Armut zu schützen, wie die 20-jährige Mary und der 26-jährige Paul im Interview mit der Nachrichtenagentur "Kathpress" darlegten. Die beiden jungen Erwachsenen leben in Nairobis Slum, können aber mit Unterstützung von MSDP ("Mukuru Slums Development Projects") und MPC ("Mukuru Promotion Centre") - von der Dreikönigsaktion finanzierte Sozial-Projekte für Straßenkinder - auf eine bessere Zukunft hoffen. Die jugendlichen Kursteilnehmer und ihre beiden Betreuer waren im Vorfeld der jährlichen Sternsingeraktion zu einer Informationsreise quer durch Österreich gekommen. Ihre letzte Station machten sie bei der Zentrale der Dreikönigsaktion der katholischen Jungschar in Wien.
Die größte Herausforderung als Straßenkind sei es, aus dem Kreislauf von Armut, Vernachlässigung und Resignation auszusteigen, berichtete Paul. Er musste als 14-Jähriger für ein Jahr auf der Straße leben, da ihn seine Eltern im Slum zurückließen, nachdem sie in der Stadt keine Arbeit gefunden hatten und umziehen mussten. Tausende Kinder erleiden jährlich ein ähnliches Schicksal wie Paul, teils weil sich ihre Eltern weder Essen noch Unterkunft leisten können, teils wegen neuer Partner, die die Kinder nicht akzeptieren.
"Ich hatte viel Glück", so Paul wörtlich. Durch einen Freund habe er von MSDP und deren Sozialzentrum erfahren, wo er aufgenommen wurde sowie medizinische wie psychologische Hilfe bekam, zudem bezahlte die Hilfsorganisation seinen Schulbesuch und ermöglichte ihm eine Ausbildung zum Tanz- und Akrobatik-Trainer. Heute unterrichtet er in Freizeitprogrammen der MSDP selbst Straßenkinder und versucht, sie mit Tanz und Akrobatik zu motivieren.
Vorrangiges Ziel der Hilfsorganisation sei es, die Straßenkinder wieder in ihre Familien zurückzuführen oder bei Pflegeeltern unterzubringen, erklärte Anne Muthoni Wachira, Programm-Organisatorin des MSDP, die selbst im Mukuru Slum geboren und aufgewachsen ist. Mit Unterstützung des MSDP konnte sie das Studium zur Sozialarbeiterin abschließen und einen Weg aus der Armut finden. "Paul, Mary und ich sind die besten Vorbilder, die die Straßenkinder haben können. Wir zeigen, dass man sich mit seinem Schicksal nicht zufrieden geben muss", betonte Wachira im "Kathpress"-Interview.
Bildung als Ausweg
Viele Kinder und Jugendliche würden nur überleben, indem sie betteln oder Müll sammeln, sich prostituieren, in die Kriminalität abrutschen oder sich Gangs anschließen, erklärte Mary. Die junge Frau wird gemeinsam mit ihren drei Geschwistern vom MPC - einem Schul-Projekt - unterstützt, da ihre alkoholkranke Mutter nicht für sie sorgen kann. Hungrig schlafen oder in die Schule zu gehen war für sie normal. "Wichtiger als Essen im Magen ist für mich aber meine Ausbildung", sagte Mary wörtlich. Bildung sei laut der jetzigen Studentin für Business Management die einzige Möglichkeit aus der Armut auszubrechen. Das Studium wird ihr durch das MPC finanziert.
Die Kinder und Jugendlichen würden "bewundernswerte Kräfte" entwickeln, um den Alltag im Slum zu meistern, erklärte die langjährige MPC-Lehrerin Risper Adhiambo Ogutu. Trotzdem würden viele durch das harte Leben auf der Straße traumatisiert zurückkehren. Hier brauche es viel Geduld, Disziplin und Unterstützung bei Schulbesuch und Trainings, erklärte die Pädagogin. Das Sternsingerprojekt MPC betreibt zudem auch sechs Schulen und sendet Sozialarbeiter zu den Straßenkindern.
85.000 Sternsinger unterwegs
In den Tagen zwischen Weihnachten und dem Dreikönigstag (6. Jänner 2020) sind heuer wieder Zigtausende als Sternsinger verkleidete Kinder in ganz Österreich von Haus zu Haus unterwegs, mit Segenswünschen und einer Sammelbox. Gesammelt wird dabei für mehr als 500 soziale Projekte in 20 Ländern in Afrika, Asien und Lateinamerika.
Die Sternsinger besuchen auch Politiker: Rund 100 Sternsinger werden am 27. Dezember im Parlament bei Parlamentspräsidenten Wolfgang Sobotka um eine Spende bitten; der traditionelle Sternsingerbesuch aus ganz Österreich bei Bundespräsident Van der Bellen findet am 30. Dezember statt und traditionell wird auch wieder eine österreichische Sternsinger-Delegation beim Neujahrsgottesdienst von Papst Franziskus am 1. Jänner teilnehmen.
Insgesamt haben sich in Österreich seit den Anfängen im Jahr 1954 bereits vier Millionen Kinder und Jugendliche an der Aktion ehrenamtlich beteiligt und dabei im Lauf der Zeiten insgesamt 450 Millionen Euro ersungen. Allein im Jahr 2019 sammelte die Sternsingeraktion auf den Cent genau 17.607.617,10 Euro. Das österreichische Beispiel hat mittlerweile auch über die Grenzen hinweg Schule gemacht: Auch andere Ländern Europas haben den Brauch übernommen, wobei über den ganzen Kontinent laut Dreikönigsaktion derzeit 500.000 Sternsinger beteiligt sind. (Infos: www.dka.at/sternsingen)
Quelle: kathpress