Marketz: Liebe, nicht Kirchenbesuch ist Indikator für Christentum
Der neue Kärntner Bischof Josef Marketz betrachtet Liebe und nicht regelmäßigen Kirchenbesuch als Indikator dafür, wieviel christliches Leben es in Österreich gibt. Im Interview mit "Kathpress" erklärte er zum Thema Christentum auf dem Rückzug in einem weithin säkularisierten Umfeld, Gott sei in jedem Menschen "schon da". In den zwischenmenschlichen Beziehungen "da ist Liebe, da wird sie gesucht, und wo die Liebe ist, da ist Gott", sagte Marketz am Wochenende, der als Bischofsspruch "Deus caritas est" (Lateinisch für: "Gott ist Liebe") wählte. Darauf hätten Christen aufmerksam zu machen, "ohne jemanden zu irgendetwas zu zwingen".
Dass für ihn Glaube viel mit Angebot und nichts mit Gängelung zu tun hat, veranschaulichte der bisherige Kärntner Caritas-Direktor auch in seiner Antwort auf die Frage, wie er einem 19-jährigen mit der Einstellung "Man kann auch ohne Kirche an Gott glauben" den Kirchenbeitrag plausibel machen würde: Gerade die Jugend suche "peer groups", die Kirche solle bei der Suche nach passenden Gemeinschaften von Gleichaltrigen helfen, so Marketz. Ein Jugendlicher werde sich in Gemeinden fehl am Platz fühlen, in denen es keinen Gläubigen unter 60 gibt; aber es gebe auch altersmäßig passende kirchliche Beheimatungen in Kärnten und in ganz Österreich: "Wir haben auch einem 19-Jährigen etwas anzubieten, die Entscheidung liegt aber bei ihm." Gegenüber Jugendlichen dürfe man nicht "mit moralischem Zeigefinger" agieren, sagte Marketz. Man sollte sie Lebenserfahrungen machen lassen und Türen offenhalten.
Laien ermächtigen
Das Alter beschäftigt den künftigen Bischof auch beim Thema, wer die Seelsorge trägt: Die Überalterung des Klerus sei eine "große Sorge". Unter den heutigen Gegebenheiten sei absehbar auch nicht viel Priesternachwuchs zu erwarten, "auch wenn wir noch so beten". Marketz setzt darauf, "viel mehr die Laien zu ermächtigen - Männer und Frauen -, in der Kirche Dienste zu übernehmen". Damit spreche er noch nicht die Frage kirchlicher Ämter an, die letztlich ja auch Dienste seien. Marketz äußerte die Überzeugung, dass Vertrauen in Laien belohnt wird und aus deren Lebenserfahrung viel Wertvolles in die Kirche einfließe. Die Spiritualität eines Laien mit Familie und Berufserfahrungen, die einem Priester fehlen, sei bereichernd.
Zum Thema Frauen in der Kirche sagte der neue Kärntner Bischof:
Wenn eine sagt, sie möchte Priesterin werden, dann kann ich nur mit ihr zusammen hoffen, dass das möglich wird - das sag ich ganz ehrlich.
In Bezug auf weibliche Kirchenämter ist nach Marketz' Eindruck vieles am Wachsen, "da braucht man ein bisschen Geduld". Der Kärntner Slowene zog eine Parallele zur slowenischen Bevölkerung in Kärnten, die sich auch lange Zugang zu Möglichkeiten gewünscht habe, die sich erst allmählich auftaten.
Einfachen Lebensstil behalten
Mit seinem künftigen Bischofsamt verbinde er Herausforderungen wie Bewahrung der Schöpfung und soziale Sensibilität, wo er einiges von seiner bisherigen Aufgabe bei der Caritas in die Bischofskonferenz einbringen wolle. Bischof zu sein sei eine große Verantwortung, so Marketz. Man werde auf seinen Lebensstil als Bischof schauen - "ob ich das, was ich verkünde, auch im Leben umsetze". Für sein Hirtenamt bezog sich Marketz auf das Bild von der Herde: Der Hirte müsse auch das letzte Schaf im Blick behalten bzw. sogar prioritär behandeln. Die Ränder nicht zu übersehen, die es auch in einer Herde gebe, passe gut zu seiner bisherigen Arbeit bei der Caritas. Und: Der Hirte geht oft hinter der Herde, so Marketz' Beobachtung. Die Schafe würden spüren, wohin es geht. Der Hirte sei dann gefordert, wenn sich der Herde Hindernisse entgegenstellen, denn dann müsse er nach vorne und dabei helfen, diese zu überwinden.
Josef Marketz will aber auch - so ließ er erkennen - Teil der Herde sein. D.h. im Sinne von Papst Franziskus bescheiden bleiben, einfach leben, weiterhin sein Frühstück zubereiten, seine Wäsche waschen, seinen kleinen Garten bestellen - "einfache Dinge, die mir helfen, am Boden zu bleiben" und so zu leben wie andere Menschen auch. Nach seinen erwartbaren zehn Jahren als Bischof wünscht sich der 64-Jährige, dass die Leute sagen:
Schade, dass er jetzt wieder in den Hintergrund tritt, weil er so menschlich war, einer von uns.
Quelle: kathpress