Neuer Kärntner Bischof Marketz ist profunder Handke-Kenner
Der designierte Kärntner Bischof Josef Marketz hat sich bei seiner Ernennungs-Pressekonferenz als profunder Kenner des Werks von Peter Handke "geoutet". Er habe die Werke seines am Samstag mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichneten Landsmannes "ganz gelesen", sagte Marketz am Freitag im Klagenfurter Bischofshaus. Handkes Literatur sei "gewaltig", mache immer wieder aufmerksam auf das Kleine, Unscheinbare wie einen Grashalm. Und sie rege auch dazu an, auf den Menschen hinzu schauen: "Das ist Handke." Er sehe dessen anstehende Auszeichnung sehr positiv, so der bisherige Kärntner Caritas-Direktor.
Zu Handkes umstrittener Haltung zu Serbien und zum Krieg im ehemaligen Jugoslawien meinte Marketz wörtlich: "Man kann sich in seinem Engagement auch verirren", auch ihm selbst werde dies vielleicht passieren. In so einem Fall würde er sich wünschen, "dass man das ganze Wirken sieht, auch meine Anliegen, und es nicht auf einen einzigen Punkt reduziert". Eine derart differenzierende Sicht von Kritikern wünsche er auch dem Literaturnobelpreisträger. Es tue ihm zugleich leid, dass Handke nicht bereit ist, über seine Haltung zu Jugoslawien zu sprechen.
Ein Nahverhältnis hat Marketz auch zur slowenischen Literatur, von der ja auch schon viel ins Deutsche übersetzt worden sei. Er erwähnte Ivan Zanka, der wie etwa Joseph Roth das Wien der zu Ende gehenden Habsburgermonarchie thematisiert habe - jedoch als Slowene aus ganz anderer Perspektive. Vertraut sei ihm auch das Werk des Kärntner Slowenen Florjan Lipus, der wie Marketz das kirchliche Gymnasium in Tanzenberg besuchte und zunächst die Priesterlaufbahn einschlug, sich dann aber davon entfernt und in seinen Büchern sehr kritisch mit Kirche und Glaube auseinandergesetzt habe.
Die Liebe zur Literatur ist ein noch wenig bekanntes Details der Persönlichkeit und Biografie des neuen Bischofs, das etwa Brigitte Schwens-Harrant, Feuilleton-Chefin der Wochenzeitung "Die Furche" zuletzt herausarbeitete: Der vielsprachige Marketz sei ein "ebenso leidenschaftlicher wie kritischer Leser bzw. Hörer" von klassischer wie zeitgenössischer Literatur. Auf seine Initiative hin wurde während der "Tage der deutschsprachigen Literatur" anlässlich des Ingeborg-Bachmann-Preises im Klagenfurter Caritas-Lokal "Magdas" eine "Kritik der Kritik"-Diskussion über den jeweiligen Tag veranstaltet. Gastgeber Marketz war immer selbst als interessierter Zuhörer dabei.
Quelle: kathpress