Initiative warnt vor Aushöhlung von Leihmutterschaft-Verbot
Die Initiative "Stoppt Leihmutterschaft" warnt vor einer Aushöhlung des Verbots von Leihmutterschaft und fordert eine klare Absicherung des Verbots in Österreich. Österreich müsse "ein starkes Signal setzen zum Schutz gegen Ausbeutung von Frauen, gegen Kinderhandel und zur Absicherung der UN-Kinderrechtskonvention", so die Initiative in einer Aussendung am Freitag: "Frauen sind keine Gebärmaschinen, Kinder keine Handelsware."
Anlass zur Sorge bereitet der Initiative das Urteil eines Tiroler Bezirksgerichts, das eine Österreicherin, die weder mit dem Kind genetisch verwandt noch das Kind ausgetragen hat, als rechtliche Mutter ohne Adoptionsverfahren anerkennt. Ein Tiroler Paar hatte in der Ukraine ein Kind von einer Leihmutter austragen lassen. Der Vater des Kindes ist der Tiroler, die genetische Mutter eine Eizellspenderin, die austragende Mutter eine Ukrainerin.
In Österreich ist Leihmutterschaft im Fortpflanzungsmedizingesetz geregelt und implizit verboten, es gilt der Grundsatz, dass als Mutter jene Frau gilt, die das Kind geboren hat. Doch wie das angeblich bereits rechtskräftige Urteil aus Tirol zeige, schütze die Rechtsordnung nicht vor einer einfachen Umgehung des Verbots, hielt die Initiative "Stoppt Leihmutterschaft" fest. Leihmutterschaft verstoße gegen die Menschen- und Kinderrechte, sei frauenfeindlich und bedeute Kinderhandel. Sie mache Frauen zum Objekt, die sich als "Tragemütter" für bestellte Kinder zur Verfügung stellen, um diese dann gegen Bezahlung auszuhändigen.
Die Initiative ist Teil der internationalen Kampagne "Stop Surrogacy Now" sowie Mitglied der "International Coalition for the Abolition of Surrogate Motherhood". Sie tritt neben einem Verbot von Leihmutterschaft für Aufklärung über die medizinischen, psychologischen und sozialen Folgen ein und fordert mehr Informationen über Alternativen wie Adoption oder Pflegekinder.
Ins Leben gerufen wurde die Initiative bereits 2017 von Kinderärzten, Psychologinnen, Ethikerinnen, Juristen, Hebammen und Psychotherapeutinnen, die unabhängig von der jeweiligen Weltanschauung der Leihmutterschaft kritisch gegenüberstehen und sich für ein internationales Verbot einsetzen, heißt es auf der Website www.stoppt-leihmutterschaft.at. Seit 2018 kann auch eine entsprechende Petition unterzeichnet werden, prominente Unterstützer sind etwa Alice Schwarzer, Elfriede Hammel, Cecily Corti, Hildegunde Piza und Emmerich Talos.
Die Einführung der höchst umstrittene Praxis der Leihmutterschaft "durch die Hintertür" in Folge des Tiroler Gerichtsurteils beklagten zuletzt kirchliche Experten in der aktuellen Ausgabe der Wochenzeitung "Die Tagespost" (Donnerstag). Auch der Salzburger Erzbischof Franz Lackner kann den Richterentscheid nicht nachvollziehen: "Wenn Leben zur Ware wird, bleiben Menschenrechte auf der Strecke", wurde der in der Österreichischen Bischofskonferenz für den Bereich "Ehe und Familie" und das Thema Lebensschutz zuständige Bischof zitiert.
Bereits zuvor hatte auch die überkonfessionelle "Aktion Leben" den Richterentschluss heftig kritisiert und von einem "Dammbruch" gesprochen. Leihmutterschaft "missachtet alles, was wir über vorgeburtliche Grundlegung und pränatale Bindung kennen", sei "moderner Kinderhandel" und stehe dem Bedürfnis eines Kindes auf eindeutige Herkunft "diametral entgegen", betonte Generalsekretärin Martina Kronthaler.
Quelle: kathpress