Österreichische Theologen würdigen verstorbenen Theologen Metz
Würdigende Worte zum Tod des großen deutschen Theologen Johann Baptist Metz kommen auch aus Österreich: So war Metz, der am Montag in Münster mit 91 Jahren gestorben war, nicht nur Ehrendoktor der Universität Wien, sondern auch Träger des "Theologischen Preises" der "Salzburger Hochschulwochen", die ihn 2007 für sein theologisches Lebenswerk geehrt hatten. Darüber hinaus verband ihn mit dem emeritierten Wiener Fundamentaltheologen Prof. Johann Reikerstorfer eine langjährige Freundschaft. Reikerstorfer fungierte außerdem zuletzt als Herausgeber von Metz' Gesammelten Schriften, die im Herder-Verlag erschienen sind.
Die Katholisch-Theologische Fakultät der Universität Wien hielt in einer Stellungnahme gegenüber der Nachrichtenagentur "Kathpress" fest, dass Metz "Generationen von Theologinnen und Theologen geprägt und zu einer gegenwarts- und zugleich vergangenheitssensiblen Theologie aufgefordert und eingeladen" habe. "Sein Projekt einer politischen Theologie ist aktueller denn je", so der Dekan der Fakultät, Prof. Johann Pock. Von 1993 bis 1996 hatte Metz im Rahmen einer Gastprofessur an der Universität Wien gelehrt. 1994 erhielt er außerdem für seine Verdienste die Ehrendoktorwürde der Universität.
Darüber hinaus erinnerte die Fakultät daran, dass Metz bereits als junger Theologe Wien als "Diskussionsort und Exerzierfeld kühner Denkvorstöße" nutzte - etwa 1965, als er nach einem Vortrag zum Universitätsjubiläum öffentlich mit Ernst Bloch über das Thema Utopie diskutierte oder in späteren Jahren, als er an "Pro Wien"-Veranstaltungen des damaligen Wissenschaftsministers Erhard Busek teilgenommen hatte. Eine weitere Verbindung zu Wien bestand in der Person des früheren Wiener Erzbischofs Kardinal Franz König, der Metz nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil zum Berater des von ihm geleiteten vatikanischen Sekretariats für die Nichtglaubenden machte.
Tück: "Meister der pointierten Rede"
Der Wiener Dogmatiker Prof. Jan-Heiner Tück, der selbst über die von Metz begründete "Neue Politische Theologie" gearbeitet hat, würdigte Metz seinerseits im Gespräch mit "Kathpress" als "Meister der pointierten Rede" und als prophetische Stimme mit einem wachen Sensorium für "religiöse Signaturen der Zeit". Metz' Wort von der "religionsfreundlichen Gottlosigkeit" oder der "Gotteskrise" sei ebenso "unvergessen" wie seine Beobachtung, dass moderne Gesellschaften zusehends unter Gedächtnisverlust, "Subjektmüdigkeit" und Sprachzerfall litten, so Tück.
Außerdem sei Metz der erste gewesen, "der das Erschrecken über die Shoah in die katholische Theologie einschrieb" und aus einem "wachen Sensorium für die Leidensgeschichte der Welt" konkrete "theologische Revisionen" ableitete, so Tück.
Dürnberger: "Wichtige Impulse für das 21. Jahrhundert"
Als Vordenker nicht nur der Theologie des vergangenen, sondern auch des neuen Jahrtausends hat der Obmann der "Salzburger Hochschulwochen", Prof. Martin Dürnberger, Metz gewürdigt. Metz' Arbeiten hätten "theologischen Diskursen wichtige Impulse in den Suchbewegungen der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts gegeben - und es sind auch noch Impulse für das 21. Jahrhundert", sagte Dürnberger im Gespräch mit "Kathpress". 2007 hatte Metz den renommierten "Theologischen Preis" der "Salzburger Hochschulwochen" für sein Lebenswerk erhalten.
Metz habe nicht nur "unablässig daran erinnert, dass das Nachdenken über Gott nicht unverändert durch die Geschichtskatastrophen des 20. Jahrhunderts hindurchgehen kann", sondern auch herausgestellt, "dass der Glaube an Gott mit dem Kampf um das Subjekt-sein-Können aller Menschen verwoben ist" und dass deshalb Glaube daher "intrinsisch politisch ist", so Dürnberger.
Quelle: kathpress