Orient-Hilfswerk ICO schafft Zukunftsperspektiven in Palästina
Zum 20. Mal führt das Linzer Hilfswerk "Initiative Christlicher Orient" heuer die traditionelle Weihnachtsaktion "Licht für Bethlehem" durch. Durch den Verkauf von Olivenholz-Arbeiten von Handwerkern aus Bethlehem in Österreich erhalten zum einen die Handwerker selbst ein regelmäßiges Einkommen, zum anderen wird mit dem Reinerlös die Caritas Jerusalem unterstützt, wie ICO-Generalsekretärin Romana Kugler in einem auf der Website www.katholisch.at veröffentlichten Interview erläutert.
Rund um Bethlehem sind seit dem 19. Jahrhundert zahlreiche christliche Familien mit der Produktion von Olivenholz-Arbeiten beschäftigt und stellen Krippen, Krippenfiguren, Kreuze, Christbaumanhänger, Tiere des Heiligen Landes oder Rosenkränze her. Nahe der Geburtskirche in Bethlehem kann man auch in einer Reihe von Werkstätten zusehen, wie die einzelnen Stücke entstehen. Aufgrund der politischen Situation können die Handwerker ihre Produkte aber nur beschränkt verkaufen. Die ICO nimmt den Betrieben einen fixen Warenbestand ab und verschafft den Handwerkern damit ein gesichertes Einkommen.
Die Lebensbedingungen für die Menschen in Palästina, Christen wie Muslime, seien extrem schwierig, so Kugler. Die wirtschaftliche Lage sei trist und die Menschen seien vom Rest der Welt weitgehend abgeschnitten. Die Mauer trenne die palästinensischen Gebiete von den israelischen Gebieten, es sei für die Menschen kaum möglich, nach Israel zu gelangen. So sei es etwa auch extrem aufwendig, die Bewilligung für eine notwendige medizinische Behandlung in Jerusalem oder Tel Aviv zu erlangen. Die ICO gebe den Christen vor Ort ein Stück Menschenwürde zurück und ermögliche es ihnen, mit eigenen Talenten und Arbeit auf eigenen Beinen zu stehen, so Kugler. Die Christen seien dabei eine winzige Minderheit und machten in Palästina nur mehr zwischen einem und zwei Prozent aus.
Kooperationspartner der ICO vor Ort für die Olivenholz-Produkte ist die "Holy Land Handicraft Cooperative Society" (HLHCS). Rund 900 Menschen finden bei der HLHCS Beschäftigung, die in Beit Sahour nahe dem Bethlehemer Hirtenfeld angesiedelt ist. Die Kooperative kämpft gegen Armut, Arbeitslosigkeit und Auswanderung, indem sie lokale Handwerksbetriebe fördert. Sie wurde 1981 gegründet und umfasst inzwischen 36 Betriebe. Die meisten Mitglieder sind Familienbetriebe. Die Prinzipien des fairen Handels sind laut ICO der Grundstein der Genossenschaftsphilosophie von HLHCS. Diese Grundsätze schafften Möglichkeiten für wirtschaftlich benachteiligte Hersteller, sie schafften Transparenz und Verantwortlichkeit, sie stellen die Gleichstellung der Geschlechter sicher und sie kümmern sich um gute Arbeitsbedingungen und umweltfreundliche Praktiken.
Caritas und Salesianer
Mit dem in Österreich erzielten Erlös aus der Aktion "Licht für Bethlehem" unterstützt die ICO zwei Caritas-Einrichtungen vor Ort: das Caritas Sozialzentrum in Jerusalem und das Caritas-Tageszentrum für bedürftige alte Menschen in Ramallah im Westjordanland. Weiters auch die Bäckerei der Salesianer Don Boscos in Bethlehem. Das Sozialzentrum in Jerusalem wurde 1999 gegründet, mit dem Schwerpunkt auf Hilfe für Bedürftige in Ost-Jerusalem sowie als Drogenberatungsstelle. Sozialarbeiter der Caritas klären u.a. in Schulen in Jerusalem und im Westjordanland über die Gefahr von Drogen auf. Das Zentrum ist weiters auch ein beliebter Treffpunkt für Kinder und Jugendliche, wo es in der schulfreien Zeit verschiedene Freizeitaktivitäten gibt.
Das Caritas-Tageszentrum für bedürftige alte Menschen in Ramallah ist Anlaufstelle für bis zu 65 alleinstehende Frauen und Männer. Sie können im Zentrum ihren Tag verbringen und erhalten auch eine medizinische Basisversorgung. Freiwillige Helfer sorgen für verschiedenen Freizeitaktivitäten und Abwechslung für die Tagesgäste. Das Caritas-Zentrum in Ramallah wurde 1990 gegründet und steht Christen und Muslimen gleichermaßen offen. Medizinische Mitarbeiter des Zentrums versorgen auch alte kranke Personen, die nicht mehr ins Zentrum kommen können, in deren Wohnungen. Alleinstehende ältere Personen sind in Palästina ein großes soziales Problem, da viele Familien auswandern, und die Alten allein zurück bleiben.
Die Bäckerei der Salesianer Don Boscos in Bethlehem versorgt u.a. täglich mehr 150 notleidende Familien und zahlreiche Waisenkinder kostenlos mit Brot. Die notwendigen finanziellen Mittel dafür kommen auch von der ICO. (Infos: www.christlicher-orient.at)
Quelle: kathpress