Philosoph Habermas würdigt verstorbenen Theologen Metz
Der Philosoph Jürgen Habermas (90) hat den verstorbenen Theologen Johann Baptist Metz als einen "sensiblen Gesprächspartner" gewürdigt. Metz sei aus seiner Generation "vielleicht der Theologe, der sich am leidenschaftlichsten an der für ihn existenziellen Frage abgearbeitet hat, in welcher Sprache nach dem Holocaust überhaupt noch von Gott geredet werden" könne. Mit dieser Frage habe er nicht nur politisch in die Kirche hineingewirkt, sondern als akademischer Lehrer auch eine große Zahl selbstständig weiterdenkender Schüler angezogen, sagte Habermas der deutschen Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) am Dienstag.
Habermas und Metz waren befreundet. Ohne diese Beziehung wäre es 2004 in München nicht zur Diskussion zwischen dem Philosophen und dem damaligen Chef der Glaubenskongregation, Kardinal Joseph Ratzinger, gekommen.
Zuletzt hatte Habermas in einem Brief zu Metz' 90. Geburtstag im vergangenen Jahr eingeräumt, dass er ihm wichtige Impulse seines Denkens verdanke. In den vergangenen beiden Dekaden hatte Habermas sich vor allem an Fragen des "nachmetaphysischen Denkens" abgearbeitet und dabei die bleibende Relevanz säkular übersetzter religiöser Erfahrungen und Begriffe für die Philosophie betont. Er sei im Rückblick auf persönliche Begegnungen und Auseinandersetzungen mit Metz überrascht gewesen, "zu erkennen, dass es die produktivsten Anstöße Ihrer Theologie gewesen sind, die meine Gedanken in diese Richtung gelenkt haben", räumte Habermas in seinem Gratulationsschreiben ein, welches im Sammelband "Theologie in gefährdeter Zeit" erschienen ist, in dem 150 Freunde und Weggefährten Gedanken im Anschluss an die Theologie Metz' formulierten.
Habermas blickte in dem Brief u.a. auf verschiedene Begegnungen mit Metz zurück - erstmals in Berührung gekommen sei er mit dessen theologischem Werk Anfang der 1970er Jahre im Kontext einer vom damaligen Metz-Schüler und späteren Hamburger Erziehungswissenschaftler Helmut Peukert angestoßenen philosophisch-theologischen Debatte über theologische Elemente in philosophischen Handlungstheorien. Ausdrücklich erwähnt Habermas auch das 2006 erschienene Werk "Memoria Passionis", welches er als "die reife Summa" von Metz bezeichnet. Persönliche Begegnungen während der Ferienzeit etwa im oberbayrischen Litzldorf, wo Metz während der Ferien Gottesdienste feierte, hätten ihm darüber hinaus "eine Ahnung davon" vermittelt, "was 'Kirche' bedeuten kann", erinnert sich der Philosoph.
Metz war am Montag im Alter von 91 Jahren in Münster gestorben. Der weltweit anerkannte Theologe und Begründer der "Neuen Politischen Theologie" galt als einer der bedeutendsten Vordenker in der Zeit nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-65).
Quelle: kathpress