Syrische Kirchen um mehr Zusammenarbeit bei Ehen bemüht
Mit einem Plädoyer, die Zusammenarbeit im Bereich der Seelsorge und konkret im Bereich der gemischtkonfessionellen Ehen voranzutreiben, ist das 6. "Colloquium Syriacum" der Stiftung "Pro Oriente" zu Ende gegangen. Die Tagung im Wiener Pallotti-Haus führte in der vergangenen Woche Vertreter von zehn Kirchen der syrischen Tradition zusammen. Der Begriff "syrisch" bezieht sich dabei nicht auf die heutige Republik Syrien, sondern auf die syrische Tradition des Christentums. Der Titel der Tagung lautete "Mit Hoffnung in die Zukunft - Miteinander und gemeinsames Zeugnis der Kirchen der Syrischen Tradition".
In der am Montag veröffentlichen Abschlusserklärung plädieren die Tagungsteilnehmer u.a. dafür, die bereits bestehenden Pastoralvereinbarungen zwischen einzelnen Kirchen unter Führungskräften und Multiplikatoren wie Bischöfen, Klerikern und Lehrern stärker zu verbreiten, nicht zuletzt auch durch die sozialen Medien. aufgrund der bereits bestehenden Vereinbarungen müssten neue theologischer Ansätze erarbeitet werden. Dringlich notwendig sind demnach vor allem "gemeinsame Grundlinien in Sachen Ehe auf theologischer, kanonischer und pastoraler Ebene".
Zu der Tagung waren Vertreter (Bischöfe und Theologen) der Assyrischen Kirche des Ostens, Syrisch-orthodoxen Kirche von Antiochien, Malankarischen orthodox-syrischen Kirche, Chaldäisch-katholischen Kirche, Maronitischen Kirche, Syrisch-katholischen Kirche, Syro-malabarischen Kirche, Syro-malankarischen Kirche und Malankarisch Mar-Thoma-syrischen Kirche gekommen. Unter den Teilnehmern befanden sich auch Fachwissenschaftler verschiedener Universitäten und des Nahöstlichen Kirchenrates (MECC) sowie ein Beobachter des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen.
Ohne gute persönliche Beziehungen und Vertrauen funktioniert kein ökumenischer Dialog, so Prof. Dietmar Winkler, wissenschaftlicher Leiter der Tagung, im "Kathpress"-Interview. Seit 25 Jahren bemühe sich Pro Oriente mit Erfolg darum, die Kirchen der syrischen Tradition auf einer persönlichen informellen Eben zusammen zu bringen: "Pro Oriente ist dem offiziellen Dialog zwischen den Kirchen damit auch immer ein bis zwei Schritte voraus." Was die Kirchenvertreter bei den Pro Oriente-Tagungen erarbeiten, müsse im offiziellen Dialog dann erst nachgeholt werden.
Letztlich seien die kirchentrennenden Gründe - von außen betrachtet - "recht klein gedacht", so Winkler. Er wies u.a. aber auch darauf hin, dass die kleinen Kirchen der syrischen Tradition mit der römisch-katholischen Kirche in der Vergangenheit auch negative Erfahrungen gemacht hatten und Ökumene vor dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-65) vor allem eine Einverleibung in die katholische Kirche bedeutet habe. Diese Vorbehalte gelte es nun zu entkräften.
"Labor für Einheit"
Die inoffizielle Arbeit von Pro Oriente sei ein "Labor für Einheit", heißt es in der Abschlusserklärung unter Verweis auf ein Zitat von Prof. Winkler. Die Tagungsteilnehmer plädieren darin für eine Einheit der Kirchen, "die den Reichtum der verschiedenen Traditionen erkennt und daher keine theologische und rituelle Einheitlichkeit haben muss". Die Frage der Macht dürfe in der Ökumene keine Rolle mehr spielen, demzufolge sollte auch keine kirchliche Unterordnung mehr gefordert werden, von wem auch immer.
U.a. referierte P. Frans Bouwen über bereits bestehende pastorale Vereinbarungen im Nahen Osten.Er stellte sechs pastorale Vereinbarungen zwischen verschiedenen Kirchen vor, die vor allem, aber nicht nur, Eucharistie, Buße und Krankensalbung betreffen. Alle Vereinbarungen würden sich auf die pastoralen Bedürfnisse beziehen. In diesem Zusammenhang stelle sich freilich die Frage, "ob wir heute nicht in einem ständigen Zustand der Not oder Dringlichkeit leben, und was das theologisch bedeutet".
Metropolit Mor Theophilos Kuriakose und P. Philip Nelpuraparampil diskutierten pastorale Vereinbarungen mit Schwerpunkt auf Indien. Er befasste sich mit den Vereinbarungen zwischen der syrisch-orthodoxen und der katholischen Kirche. So gebe es u.a. Vereinbarungen zur gemeinsamen Nutzung von Kirchen und Friedhöfen und zur gemeinsamen Teilhabe an Eucharistie, Buße und Krankensalbung in bestimmten Notsituationen.
P. Baby Varghese berichtete über den Dialog zwischen der katholischen Kirche und der Malankarischen orthodox-syrischen Kirche. Die größte Herausforderung für die christlichen Kirchen in Indien ergebe sich aus der Tatsache, dass Christen in Indien eine Minderheit sind und Teile der hinduistischen Mehrheit derzeit eine eher intolerante und nationalistische Haltung einnehmen. Weitere Herausforderungen würden sich aus demografischen Faktoren ergeben: Das Bevölkerungswachstum der Christen liege unter dem nationalen Durchschnitt, und insbesondere in Kerala sei das Bevölkerungswachstum der Christen rückläufig. Ein weiterer Verlust, den die Kirchen der syrischen Tradition in Indien (insbesondere die nicht-katholischen Kirchen) erleiden, sei die Hinwendung einer beträchtlichen Anzahl syrischer Christen zu pfingstlichen und evangelikalen Gruppen, was teilweise mit sozialen Problemen zusammenhängt.
Quelle: kathpress