Wiener Chorbischof: Nahost-Christen bei Rückkehr unterstützen
Für eine tatkräftige Unterstützung der Rückkehrbestrebungen der orientalischen Christen, die in Europa Zuflucht gefunden haben, hat sich der in Wien wirkende syrisch-orthodoxe Chorbischof Emanuel Aydin ausgesprochen. Die Dschihadisten im Nahen Osten seien zwar "weitgehend zurückgedrängt" worden, aber viele Christen, die in den letzten mehr als zehn Jahren verfolgt, vertrieben oder ihrer Existenz beraubt wurden, hätten Syrien und den Irak verlassen und in Europa Zuflucht suchen müssen. Das berichtete Aydin im Rahmen der dreitägigen Internationalen Konferenz zum Thema Christenverfolgung in Budapest, die am Donnerstag zu Ende gegangenen ist.
Die Menschen hätten ihre alte Heimat gegen ihren Willen verlassen und würden "lieber heute als morgen" in ihre angestammten Dörfer und Städte zurückkehren, sagte Aydin:
Schließlich sind die Regionen, aus denen sie kommen, die Quellgebiete des Christentums und der christlichen Kultur.
Die gesamte Levante sei bereits in den ersten nachchristlichen Jahrzehnten "friedlich christianisiert" worden. Es müsse daher das Bestreben aller sein, die orientalischen Christen bei ihrem Wunsch nach mittelfristiger Rückkehr in die alte Heimat zu unterstützen: "Das hilft dem Christentum insgesamt und den Ländern des Nahen Ostens."
Man dürfe nicht vergessen, dass in vielen konfessionell christlich-islamisch gemischten Ländern auf den Schultern der Christen wesentliche Anteile des Wirtschafts- und Kulturlebens ruhen "beziehungsweise noch in der jüngsten Vergangenheit ruhten", so der Chorbischof weiter. In Ägypten seien die koptischen Christen bei einem Bevölkerungsanteil von etwa zehn Prozent für eine Wertschöpfung von rund 30 Prozent des Bruttoinlandsprodukts verantwortlich. In ähnlicher Form hätten in den vergangenen Jahrzehnten Christen die Leistungselite in Syrien und im Irak gestellt. Sie seien aber auch in einem besonders hohen Ausmaß Ziel der terroristischen Gewalt dschihadistischer Organisationen geworden.
An der vom ungarischen "Staatssekretariat zur Hilfe für verfolgte Christen" organisierten Konferenz nahmen von Dienstag bis Donnerstag zahlreichen Kirchenführer, insbesondere aus der Nahostregion und Afrika sowie Regierungsvertreter u.a. aus Polen, Italien, Nigeria, dem Libanon und den USA teil. Premier Viktor Orban hatte zum Auftakt auf Erhebungen verwiesen, wonach im Schnitt vier von fünf wegen ihres Glaubens in aller Welt verfolgte Menschen Christen sind, und kritisiert, dass Europa dazu nach wie vor "schweige". Die ungarische Regierung unterstützt mit der Aktion "Hungary helps" seit einiger Zeit Christen im Irak und in Syrien. Rund 40 Millionen US-Dollar sind nach offiziellen Angaben bisher für Hilfsprojekte geflossen.
Dank an Ungarn
Chorbischof Aydin würdigte im Gespräch mit dem Informationsdienst der Stiftung "Pro Oriente" die ungarischen Initiativen für die verfolgten Christen. Diese Politik sei nicht von Sozialexperimenten geprägt, sondern von erfolgreichen Traditionen und christlichen Moralprinzipien. Für die Initiativen, die von Seiten Ungarns bereits seit einigen Jahren mit großem Erfolg umgesetzt werden, seien die orientalischen Kirchen und ihre Gläubigen aufrichtig dankbar.
Ungarn helfe Flüchtlingen, die es wirklich brauchen, und es unterstütze sie bei der Verwirklichung ihres Zieles, sich so bald wie möglich in den Dienst des Wiederaufbaus in ihrer alten Heimat zu stellen, so Aydin. Damit stehe Ungarn in der Tradition seiner Vorbilder und Helden. Der erste Märtyrer der Kirche, der Heilige Diakon Stephanus, sei wegen seiner Standhaftigkeit und seines Jesus-Bekenntnisses gesteinigt worden. In seiner Tradition habe sich der Heilige Stephan I. aus der Dynastie der Arpaden gesehen, "der die Magyaren christianisierte und den ungarischen Staat begründete".
Quelle: kathpress